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Haas überrascht mit Platz sechs beim Formel-1-Debüt

Schneller als Force India und Toro Rosso: Mit Romain Grosjeans sechstem Platz beim Formel-1-Saisonauftakt in Melbourne schafft Haas ein beeindruckendes Debüt

(Motorsport-Total.com) - Nachdem Formel-1-Debütant Haas das Qualifying im neuen Modus am Samstag komplett in den Sand gesetzt hatte und nur von Rang 18 und 19 aus startete, verlief der Rennsonntag (alle Ergebnisse hier) zumindest für Romain Grosjean mit Rang sechs und acht WM-Punkten wie aus dem Bilderbuch.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean sicherte sich mit Haas in Melbourne Rang sechs Zoom

Er war wie Teamkollege Esteban Gutierrez auf Soft-Reifen gestartet und kam als einziger Fahrer im gesamten Feld nur einmal an die Box, um - während einer Rennunterbrechung - auf Medium-Reifen zu wechseln.

Zu dem Zeitpunkt waren noch 39 Runden zu fahren - ein Wagnis. "Auf den Reifen bis zum Schluss durchzufahren, war nicht einfach, weil wir keine Referenzen hatten. Aber es hat glücklicherweise funktioniert", freut sich Grosjean, der mit einem Rückstand von 1:12.081 Minuten auf Auftaktsieger Nico Rosberg die Ziellinie überquerte.

Dass er bereits beim Debüt des amerikanischen Rennstalls so viele Punkte holen würde, kam auch für den Franzosen überraschend: "Ich dachte, wir würden zwischen 15 und zehn landen, vielleicht in die Punkte fahren. Jetzt haben wir acht Punkte, das ist unglaublich für uns. Es fühlt sich wie ein Sieg an."

Bisher sah Grosjeans Erfolgsbilanz in Australien mit drei Ausfällen und einem zehnten Platz eher ernüchternd aus. Mit neuem Team und neuem Auto ist der Knoten scheinbar geplatzt. Und das, obwohl es "ein schwieriges Wochenende mit oft schwierigen Bedingungen" war, wie der 29-Jährige zugibt.


Fotos: Haas, Großer Preis von Australien


Doch aus den wenigen Kilometern, die vorab auf dem Albert Park Circuit in Melbourne gefahren werden konnten, habe Haas das Beste gemacht: "Seit dem ersten Tag wussten wir, dass das Auto großes Potenzial hat. Aber wir brauchten ein gutes Ergebnis, um das auch zu beweisen."

Haas schreibt mit Rang sechs in Melbourne Geschichte

Damit schreibt Haas gleich in mehrfacher Hinsicht Geschichte. Es ist nicht nur das erste amerikanische Team seit 1986, das in der Formel 1 antritt. Mit dem sechsten Platz beim Saisonauftakt schaffte der Neuling auch das beste Debüt seit 2002. Damals fuhr Mika Salo mit Toyota auf Rang sechs.

"Wir wollten zeigen, dass wir überleben werden und hier mit den etablierten Namen mithalten können. Und ich denke, das haben wir getan", kommentiert Gene Haas den Erfolg seines Teams. "Das wollen wir natürlich mit ins nächste Rennen nehmen."

Einziger Wermutstropfen der Haas-Perfomance: der Unfall von Esteban Gutierrez. In Runde 17 katapultierte es den Mexikaner auf Rang zwölf liegend ins Kiesbett, nachdem McLaren-Pilot Fernando Alonso ihn beim Überholversuch am linken Hinterrad touchierte und selbst spektakulär abflog. Zum Glück blieben beide Piloten unverletzt.


Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2016

Rote Flagge entpuppt sich als Glücksgriff für Haas

"Es war nicht das Rennen, das ich mir erhofft hatte. Aber das Auto hat sich gut angefühlt und das Resultat zeigt, dass wir konkurrenzfähig sind", resümiert Gutierrez. So tragisch sein Unfall war, die darauffolgende Zwangspause unter roter Flagge öffnete wiederum seinem Teamkollegen die Tür, um ohne Zeitverlust an die Box zu kommen.

Für ihn war diese Strategie der Schlüssel zum Erfolg: Nach dem besagten Wechsel auf die Medium-Reifen mit weniger Grip, aber längerer Haltbarkeit konnte Grosjean Nico Hülkenberg (Force India), Valtteri Bottas (Williams) und Carlos Sainz (Toro Rosso) hinter sich halten und am Ende sogar etwas Zeit gut machen.

"Es gibt noch viele Bereiche, in denen wir uns verbessern können", weiß der Haas-Pilot, "aber die Motivation, die wir aus diesem Top-Resultat ziehen können, wird uns allen helfen, noch selbstbewusster und routinierter zu werden."

Haas-Teamchef: "Ohne Ferrari hätten wir es nicht geschafft"

Dabei sei auch die Zusammenarbeit mit Ferrari elementar, betont Teamchef Günther Steiner: "Ohne die Hilfe von Ferrari hätten wir das sicher nicht erreicht." Haas ist das erste Team in der Formel 1, das das Reglement in Sachen Kundenteile voll auslotet und nur das Minimum an Komponenten selbst herstellt.

Mit einer Antriebseinheit von Ferrari und einem Chassis von Dallara sieht sich das Team auch für die kommenden Rennen gut aufgestellt. "Es wäre etwas zu optimistisch, jetzt zu sagen, wir werden in jedem Rennen Sechster. Aber in die Punkte zu fahren, ist absolut realistisch", schätzt Steiner.