• 29.05.2018 23:16

  • von Daniel Halder & Scott Mitchell

Günther Steiner: Zerfranste Haas-Struktur ist kein Problem

Von wegen alles aus einer Hand: Formel-1-Team Haas hat Mitarbeiter in den USA, England und Italien in verschiedenen Fabriken - Ständige Kommunikation ein Muss

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist aus Woking, die Basis von Williams liegt in Grove, Ferrari bringt jeder mit Maranello in Verbindung und die Formel-1-Weltmeister-Autos von Mercedes werden in der Fabrik in Brackley und der Motorenschmiede in Brixworth gebaut. So weit, so gut. Nicht ganz so einfach ist die Sache dagegen beim Formel-1-Rennstall Haas. Wer Post an Günther Steiner und Co. schicken will, adressiert seinen Brief am besten mit Kannapolis, North Carolina, USA. Dort liegt der Firmen-Hauptsitz des amerikanischen Motorsport-Enthusiasten Gene Haas.

Titel-Bild zur News: Günther Steiner, Mattia Binotto

Die Zusammenarbeit zwischen Haas und Ferrari zahlt sich für das kleine Team aus Zoom

2016 startete der Unternehmer sein Formel-1-Projekt als amerikanisches Team unter US-Flagge, doch längst weiß jeder: Haas in der Königsklasse ist internationaler als die meisten anderen Teams. In Europa hat die Truppe von Teamchef Günther Steiner einen weiteren Hauptsitz im britischen Banbury in der Grafschaft Oxfordshire. Dort wird vor allem während der Europa-Saison ein Hauptteil der Arbeit in der ehemaligen Marussia-Fabrik verrichtet.

Das Chassis des VF-18 und seiner Vorgänger stammt dagegen aus der Entwicklung von Dallara nahe von Parma in Italien. Aus Maranello von Ferrari kommen Antriebseinheit, Getriebe und eine Reihe weiterer technischer Komponenten, außerdem nutzt das kleine Team auch den Windkanal der Scuderia. Damit ist klar: Die rund 250 Haas-Mitarbeiter sind ganz schon verstreut, am Formel-1-Projekt wird in North Carolina, England und Italien gewerkelt. Kann diese Struktur überhaupt funktionieren?

Argwohn bei der Konkurrenz

"Wir kennen es ja gar nicht anders", zuckt Teamchef Steiner im Interview mit 'Motorsport-Total.com' mit den Schultern. Seit den ersten Schritten des jüngsten Formel-1-Teams ist die zerfranste Struktur etabliert, auch wenn der Südtiroler weiß: "Theoretisch sollte es besser sein, alles unter einem Dach zu haben." Aber: "So wie wir das Geschäft betreiben, ist das eben nicht möglich. Also versucht man sich zu behelfen - und es klappt."

Im dritten Formel-1-Jahr gelang mit dem VF-18 erstmalig ein größerer Sprung nach vorne. Viele Experten hatten Haas vor Saisonbeginn als viertbestes Team nach den Top-3 Mercedes, Ferrari und Red Bull auf der Rechnung. Auch wenn der Punktestand in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2018 aktuell etwas anderes aussagt und viele Zähler leichtfertig liegen gelassen wurden, glaubt Steiner an das Haas-Konzept. "So wie wir unser Modell betreiben, passt das schon."


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Das Rezept: Haas versucht jeden - egal an welchem Standort - einzubeziehen, für regelmäßigen Austausch sei gesorgt. "Wenn unsere Fahrer im Simulator in Italien sind, dann treffen sie auch die Ingenieure. Und wenn sie in Silverstone sind, besuchen sie auch immer die Fabrik, um ins Gespräch zu kommen. Wir versuchen das jeweils zu kombinieren." Bei der Konkurrenz zweifelte man bereits daran, dass ein so zersplittertes Team bereits im dritten Jahr in der Formel 1 im vorderen Mittelfeld mitfahren kann und hegte den Verdacht, dass die Ferrari-Partnerschaft enger sei als kommuniziert.

Ist Haas so konkurrenzfähig, weil es in Wahrheit eine B-Version von Ferrari ist? Doch Steiner winkt ab. "Dahinter steckt einfach Arbeit. Vor einigen Tagen hatten wir zum Beispiel ein Team-Dinner in Italien mit vielen, die für uns arbeiten. Einige waren bei Dallara angestellt, andere bei Haas - und so stellen wir den Austausch her. Man muss sich dafür anstrengen, aber es klappt", so der 53-Jährige. Und fügt an: "Eine andere Möglichkeit haben wir mit unserer Struktur auch gar nicht."

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