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Günther Steiner fordert: Mehr Rennen, kürzere Wochenenden
Die Belastung für die Mitarbeiter des Formel-1-Zirkus übersteigt bald eine Grenze, doch Günther Steiner ist trotzdem gegen eine geringere Anzahl an Rennen
(Motorsport-Total.com) - Die Diskussion darüber, wie der optimale Rennkalender aussieht, spaltet die Formel 1 schon seit Jahren. 1998 wurden noch 16 Rennen gefahren, davon elf (69 Prozent) in Europa. 20 Jahre später finden bereits 21 Rennen statt, aber nur noch neun davon (43 Prozent) auf europäischem Boden. Das bedeutet immer höhere Belastungen und immer mehr Reisestress für die Mitarbeiter der Teams.

© LAT
Günther Steiner kann sich mehr Rennen bei kürzeren Wochenenden vorstellen Zoom
Während Fahrer und Teamchefs in der Regel komfortabel am Mittwoch/Donnerstag anreisen und am Sonntagabend schon wieder nach Hause fliegen können, müssen viele Mitarbeiter von Montag bis Montag bleiben - also acht Tage. Bei derzeit 21 Rennen bedeutet das für viele Jungväter (und manche -mütter) eine Mindestabwesenheit von 168 Tagen im Jahr. Und da sind Überstunden in der Firma und Testfahrten noch gar nicht eingerechnet.
Kein Wunder, dass vielen schwindlig wird, wenn sie an Liberty Medias Pläne denken, den Kalender auf 25 Rennen aufzustocken. "Ich denke", sagt Haas-Technikchef Günther Steiner, "es gibt einen Punkt, an dem es schwierig wird." Und der liegt für ihn konkret bei "mehr als 23" Rennen pro Saison.
Das große Problem für die Teams: "Wenn wir wirklich auf 25 Rennen gehen, müssen wir viele Positionen doppelt besetzen und rotieren", weiß Force-India-Teamchef Otmar Szafnauer. Das ist suboptimal, weil es eben nur einen besten Chefmechaniker und nur einen besten Chefingenieur gibt. Einen zweiten Mann für solche leitenden Positionen besetzen zu müssen, kostet a) wahrscheinlich Qualität und b) Geld.
Reisepensum ein Problem für junge Familienväter
160 und mehr Tage Abwesenheit von zu Hause nur wegen der Rennen ist laut Szafnauer "einfach zu viel", denn: "Stellen Sie sich eine junge Familie vor, wo der Vater 180 Tage im Jahr unterwegs ist! Man muss sich schon die Frage stellen, ob es nicht klüger wäre, weniger Rennen zu haben, die dafür aber wertvoller sind."
So wie von Toto Wolff (Mercedes) und Cyril Abiteboul (Renault) gefordert, die zuletzt laut über einen Rennkalender mit nur 15 Stationen nachgedacht haben. Die Logik dahinter: Der einzelne Event wäre wesentlich exklusiver, die Gefahr einer Übersättigung wäre gebannt und Veranstalter würden möglicherweise mehr Geld zahlen, um zu einem dann noch elitäreren Kreis dazuzugehören. Und übermüdetes Formel-1-Personal wäre kein Thema mehr.
Aber 15 statt 25 Rennen würde auch bedeuten, dass man sich die potenziellen Einnahmen von bis zu zehn Grand-Prix-Gebühren pro Jahr durch die Lappen gehen lässt. Eine Summe möglicherweise weit jenseits von 200 Millionen Euro. Daher sieht Haas-Technikchef Steiner noch eine andere Option, um zwar die Belastung zu reduzieren, aber dennoch den Umsatz zu maximieren.
Training am Freitagvormittag einfach streichen?
"Ich würde die Rennwochenenden verkürzen", schlägt er vor. "Statt am Donnerstag könnten wir auch erst am Freitag ankommen." Und zum Beispiel am Freitagnachmittag eine auf drei Stunden ausgedehnte Session fahren. "Das fände ich spannender als die Anzahl der Rennen zu reduzieren", meint Steiner.
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Gleichzeitig warnt er: "Wenn wir keine Rennen finden, die Geld in die Kassen spülen, warum sollten wir dann mehr als 21 Rennen fahren?" So wie zum Beispiel aktuell in Brasilien der Fall, wo die Formel 1 aufgrund eines vertraglichen Fehlers überhaupt keine Gebühr mehr kassiert.
"Wenn wir 21 Rennwochenenden um je einen Tag verkürzen, gewinnen wir 21 Tage. Dafür könnten wir zwei Rennwochenenden a fünf Tage hinzufügen, und trotzdem wäre die Rechnung noch positiv", kalkuliert der Südtiroler.


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