• 21.03.2013 14:40

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Grosjean: Auf der Höhe, aber unten durch

Der Lotus-Pilot erklärt seine enttäuschende Leistung in Melbourne mit gravierenden Setupproblemen und glaubt an ein Ausdauerproblem bei Red Bull

(Motorsport-Total.com) - Die Lotus-Fahrerpaarung glänzte im vergangenen Jahr beim reinen Tempo durch Geschlossenheit. Zum Saisonauftakt in Melbourne war die Differenz zwischen Kimi Räikkönen und Romain Grosjean im Qualifying ähnlich gering, im Rennen jedoch so groß wie bei kaum einem anderen Team. Der Finne war der überlegene Sieger in Melbourne, der Franzose gurkte im Mittelfeld. "Die Abstimmung hat nicht gehalten, was wir uns von ihr versprochen hatten", erklärt Grosjean, was an seinem E21 schief gelaufen war.

Titel-Bild zur News: Romain Grosjean

Romain Grosjean sieht Lotus für Malaysias Hitze gut gewappnet Zoom

Alles, was bei Räikkönen wie am Schnürchen klappte, war für den Stallgefährten Wunschdenken. "Generell war das Auto wenig ausbalanciert", erinnert sich Grosjean mit Schaudern an ein Auto, dem es an allen Ecken und Enden an Abtrieb fehlte, das nach massivem Untersteuern in ähnlich starkes Übersteuern verfiel und so die Reifen ruinierte. Aus der genau wie bei Räikkönen geplanten Zwei-Stopp-Strategie wurde deshalb nichts, stattdessen blieb für den ehemaligen GP2-Champion nur Schadensbegrenzung.

Für die Ansprüche eines potenziellen Grand-Prix-Siegers ist das nicht genug, zumal ausgerechnet die Lotus-Stärken nicht zum Tragen kamen: "Ich bin natürlich enttäuscht", seufzt Grosjean, der sich deutlich mehr vorgenommen hatte als Rang zehn. "Der Wagen war nicht großartig und der Reifenverschleiß sehr groß. Da gab es nicht viele Möglichkeiten, das Auto in eine gute Position zu bringen." Am Ende des Tages sei er froh gewesen, den Boliden überhaupt auf der Strecke gehalten und keinen größeren Fahrfehler gemacht zu haben.

Lotus ist länger schnell

Er habe das Problem gleich zu Rennbeginn gespürt: "Schon auf dem Weg in die Startaufstellung, als ich Kurve zwei nicht voll fahren konnte. Normalerweise ist das ein Leichtes", meint Grosjean, dessen Ingenieure keinen Weg erkannten, noch während des Rennens für Besserung zu sorgen - etwa durch veränderte Reifendrücke oder Einstellungen am Frontflügel. Dabei hatte es für ihn noch tags zuvor gut ausgesehen. "In Melbourne waren wir auf einer einzelnen Runde ziemlich schnell. Wir waren auf der Höhe."

Der Leistung der Konkurrenz will er dagegen nicht so viel Bedeutung beimessen: "Red Bull war im Qualifying sehr fix, aber nach ein oder zwei fliegenden Runden waren ihre Reifen alles andere als in gutem Zustand", vergleicht er und kontrastiert diese Gegebenheit zur den Befindlichkeiten der Schwarz-Goldenen: "Wir waren im Qualifying vielleicht nicht so stark, haben aber die Pneus am Leben gelassen", meint Grosjean und erkennt Parallelen zum Vorjahr, als ebenfalls große Differenzen zwischen Samstag und Sonntag bestanden.


Fotos: Großer Preis von Malaysia, Pre-Events


Weniger Stopps wieder der Schlüssel

Der 26-Jährige sieht den Abstand von über einer Sekunde nicht als maßgeblich an und führt ihn genau wie Teamkollege Räikkönen oder auch Lewis Hamilton auf die Streckenbedingungen zurück. "Das wird nicht wieder der Fall sein", blickt er auf die Qualifikation in Malaysia voraus und wäre froh, wenn Lotus wieder einen Stopp weniger unternehmen würde als die Konkurrenz. "Das wäre traumhaft", schwärmt er, sieht aber noch viele Unwegbarkeiten auf dem Weg zu diesem Ziel.

Die Pirelli-Reifen zählen bei hohen Temperaturen und einer reifenfressenden Bahn in Sepang, die einiges auf den Kopf stellen könnte, sicher dazu - auch wenn Lotus schon bei den Wintertests weniger Probleme mit dem Körnen hatte als die Konkurrenz und somit gut aufgestellt zu scheint für die Hitzeschlacht in den Tropen. "Wir ziehen unsere Routine durch", verspricht Grosjean und vergleicht den Absturz der Red Bull im Rennen mit Mercedes im Jahr 2012, als die Silberpfeile ähnliche Probleme plagten.

"Zwei Stopps? Das wäre traumhaft." Romain Grosjean