Gold für BMW, Schrott für Mercedes
Robert Kubica will den WM-Titel, neuer Vertrag beim BMW Sauber F1 Team lockt - Spott für Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com/sid) - Gold und Titelhoffnung für das BMW Sauber F1 Team, Schrott für die Silberpfeile: Als der neue WM-Spitzenreiter Robert Kubica und der zweitplatzierte Nick Heidfeld den historischen Doppelsieg in Montreal feierten, herrschte bei McLaren-Mercedes Trauerstimmung. Nach dem kuriosen Auffahrunfall von Vize-Weltmeister Lewis Hamilton an einer roten Ampel in der Boxengasse gab es Spott und eine Strafe. Ausgerechnet der Sternfahrer ebnete mit seinem Fehler dem deutschen Erzrivalen den endgültigen Einstieg in den WM-Kampf.

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Erster Sieg gleich als Doppelerfolg: Das BMW Sauber F1 Team feiert
"Ich hoffe, dass mich das Team hundertprozentig unterstützen wird, damit wir diese Führung bis zum Ende behalten können", erklärte Kubica und gab damit endgültig die Devise WM-Titel aus: "Wenn du nach sieben Rennen die WM anführst, dann hast du ein Auto, mit dem du gewinnen kannst. Wenn ein Team ein Topauto bauen kann, dann ist es ein Topteam. Das ist doch ganz klar." Mit 42 Zählern liegt der erste Osteuropäer auf dem obersten Siegerpodest jetzt vier Zähler vor Hamilton und Ferrari-Mann Felipe Massa (je 38) an der WM-Spitze, in der Konstrukteurswertung jagt BMW (70) mit nur noch drei Punkten Rückstand Ferrari (73).#w1#
Kubica als ernsthafter Titelanwärter
"Kubica erlebt ein Märchen. Ein Jahr nach dem großen Unfall erobert er das Podium", lobte selbst die 'Gazzetta dello Sport' aus dem Ferrari-Mutterland. Und die italienische 'Tuttosport' schrieb: "BMW ist sehr gewachsen, wer den Titel gewinnen will, muss auch das deutsche Team berücksichtigen." Mario Theissen freilich versucht, die Euphorie zu bremsen. An den WM-Titel denke er überhaupt nicht, so der Motorsportdirektor: "Ziel ist das nächste Rennen."

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Erster Grantulant nach dem Rennsieg: BMW Motorsportdirektor Mario Theissen Zoom
Doch auch Fahrerkollegen halten Kubica inzwischen für einen ganzen heißen Tipp. "Die haben lange genug gewartet und konsequent darauf hingearbeitet. Es scheint alles drin zu sein in diesem Jahr", sagte Toro-Rosso-Pilot Sebastian Vettel, bis 2007 Test- und Ersatzfahrer bei den Münchnern. Theissen genoss jedoch erstmal den Moment und kämpfte mit den Tränen, als bei der Siegerehrung erstmals für sein Team die deutsche Hymne gespielt wurde. "Ich bin überwältigt. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Heute hat alles gepasst, das war ein Meilenstein", sagte der Vater des Erfolges nach dem ersten Sieg im erst 42. Rennen. Er habe auf einen Platz auf dem Podium gehofft, "aber dass wir einen Doppelsieg einfahren würden, daran haben wir im Traum nicht gedacht."
In den nächsten Wochen will sich das BMW Sauber F1 Team mit dem einen Jahr nach seinem Horrorunfall an gleicher Stelle ganz oben angekommenen Kubica zusammensetzen, um den 2009 auslaufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern. Das Gehalt des Polen dürfte dann verdoppelt werden, von fünf auf zehn Millionen Euro. Die Eile ist verständlich, angeblich soll auch schon Ferrari ein Auge auf Kubica geworfen haben, als Nachfolger für Weltmeister Kimi Räikkönen, dem Rücktrittsgedanken nachgesagt werden.
Heidfeld: Knapp am Sieg vorbei

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NickHeidfeld fuhr mit anderer Taktik als Zweiter ins Kanada-Ziel Zoom
Licht am Ende des Tunnels sieht der mit 28 Zählern auf WM-Platz fünf liegende Nick Heidfeld, der vom achten Startplatz fast zum Sieg gerast wäre - wenn sein Teamkollege nicht gewesen wäre. Der Mönchengladbacher freute sich aber auch für den Polen: "Glückwunsch an Robert, er hat den Sieg wirklich verdient. Bei mir geht es aufwärts, nachdem ich keine leichte Zeit hatte." Nichts zu lachen hat derzeit Titel-Kandidat Lewis Hamilton vom Erzrivalen Mercedes. Wie ein Fahrschüler war der 23-Jährige in Montreal ausgangs der Boxenstraße in den Ferrari von Räikkönen gerauscht, der vorschriftsmäßig an der roten Ampel angehalten hatte. Der 'Iceman' bezeichnete Hamiltons Aktion glatt als "dumm" und selbst die 'Sun' aus der Heimat spottete: "Dummer Junge Lewis."
"Sorry, Kimi, es tut mir leid, ich entschuldige mich", sagte der junge Brite kleinlaut. Sieger Kubica war ein Stein vom Herzen gefallen, denn schließlich hatte er neben Räikkönen an der roten Ampel gestanden. "Gut, dass er Kimi erwischt hat und nicht mich", sagte der Pole. Hamilton verschenkte nicht nur den möglichen Sieg, er wurde von der Sportkommissaren des Automobil-Weltverbandes FIA auch noch hart bestraft. Wegen Übersehens der roten Ampel wird der Vize-Weltmeister beim Großen Preis von Frankreich in der Startaufstellung um zehn Plätze zurückversetzt. Verantwortlich für die Ampel-Posse war ausgerechnet Hamiltons Freund Adrian Sutil, der sein Auto neben der Strecke abstellen musste und so die Safety-Car-Phase auslöste. "Ich habe die Szene mit Lewis und Räikkönen gesehen. Da kann man nur den Kopf schütteln", meinte der Kumpel von Hamilton.

