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Glock über das Glück eines langsamen Autos
Timo Glock fährt mit Marussa-Virgin meist nur hinterher - Dennoch empfindet er sein Engagement beim russisch-britischen Rennstall als lohnenswerte Herausforderung
(Motorsport-Total.com) - Auch in Brasilien startet Timo Glock vom letzten Platz in das Rennen, direkt vor ihm in der Startaufstellung steht sein Teamkollege Jerome D'Ambrosio. Einmal mehr zeigt sich, dass Marussa-Virgin nicht konkurrenzfähig ist. Dennoch ist der gebürtige Odenwälder glücklich darüber, einen langfristigen Vertrag bei dem russisch-britischen Rennstall unterschrieben zu haben.

© xpb.cc
Timo Glock hat sich bereits zwei Jahre in Folge am Ende des Feldes abgemüht
"Für den Einstieg 2010 bin ich kritisiert und belächelt worden. Viele fragten mich, warum ich das mache. Aber ich habe bei Toyoto 2009 erlebt, wie schnell man von heute auf morgen ein Team schließt. Meine Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt richtig", wird Glock von der 'FAZ' zitiert. "Zum Glück habe ich es gemacht, denn wer weiß ob ich bei einem anderen Team noch fahren würde."
Glocks abruptes Ende bei Toyota stand stellvertretend für seinen bisherigen Weg in der Formel 1, der ncht gerade das ist, was man gemeinhin geradlinig nennt. Seit seiner Premiere in einem Jordan-Cockpit in der Saison 2004 bekam er kaum die Gelegenheit, sein Talent dauerhaft zu beweisen.
Und das, obwohl ihm viele seiner Kollegen im Fahrerlager bescheinigen, dass die Qualitäten des GP2-Meisters von 2007 höher einzuschätzen seien als die Ergebnisse vermeintlich zeigen. Frustration kommt bei Glock aber dennoch nicht auf. Die abgelaufene Saison, in der Rang 15 das höchste der Glücksgefühle bedeutete, bilanziert er als persönlichen Gewinn.
"Mit meiner Leistung und der des Teams kann ich zufrieden sein. Ich habe alles rausgeholt aus dem Paket, die Strategien waren gut. Aber die Ergebnisse natürlich nicht. Hin und wieder gibt es aber kleine Highlights. Der Laie sieht das vielleicht nicht, wenn ich sechs Sekunden pro Runde hinterherfahre. In Monaco ist mir im Qualifying eine gute Runde gelungen, das war das Maximum, ein paar Zehntelsekunden weg nur von einem Toro Rosso", so Glock.
Auch in dieser Saison wird sich Marussia-Virgin aller Wahrscheinlichkeit nach in der Konstrukteurswertung mit null Punkten auf dem letzten Platz wiederfinden. Mehr als ein Platz im Mittelfeld wird auch in Zukunft nicht möglich sein. Doch Glock scheint abseits der großen Siege und Schlagzeilen die Gelegenheit zu genießen, in einem Formel-1-Auto zu fahren. Der 29-Jährige meint, darin liege die besondere Herausforderung eines ständigen Lernprozesses.
"Ich bin immer gezwungen über Verbesserungen nachzudenken und effektiv zu arbeiten, um das Auto auf den Punkt zu bringen. In den ersten 18 Rennen ist mir das 16 Mal gelungen." Glock feiert seine eigenen Erfolgserlebnisse, etwas anderes bleibt ihm auch kaum übrig. Der Abstand zwischen den Teams ist einfach zu groß und das Potential zu unterschiedlich.
Einem Jahresbudget von 40 Millionen Euro stehen geschätzte 220 Millionen Euro von Red Bull entgegen. Selbst Lotus verfügt über die Hälfte mehr an finanziellem Spielraum. Das schränkt die Möglichkeiten selbstverständlich ein, das Auto auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu heben.
"Mein Auto ist viel unberechenbarer als ein Top-Auto. Im Toyota von 2009 wusste ich, wenn der Wind dreht, dann kann das Auto etwas instabil sein. Jetzt ist fast jede Kurve eine Herausforderung. Während die großen Teams schon mit einer relativ präzisen Abstimmung zum Rennplatz kommen, weil sie alles vorher simuliert haben, fange ich jedes Wochenende an, mein Auto neu abzustimmen."
"Das macht das Fahren in einem Top-Auto nicht leichter, aber man kann sich mehr verlassen auf die Reaktionen. Sebastian gibt ein gutes Beispiel. Wie der sich von Training zu Training im Red Bull voranarbeitet, immer einen draufsetzt, das geht nur, wenn du das Auto blind verstehst und wenn es immer gleich reagiert", so Glock.

