• 05.04.2009 17:27

Glock: "Manchmal braucht man dieses Glück"

Timo Glock über die Wirren des Sepang-Regenrennens und seine Entscheidung, nicht auf Regenreifen, sondern auf Intermediates zu gehen

(Motorsport-Total.com) - Mit einem taktischen Glücksgriff sicherte sich Timo Glock einen Podestrang beim Chaosrennen in Malaysia. Der Toyota-Pilot entschied sich angesichts des nur langsam heranrückenden Regens für Intermediates und lag damit goldrichtig. Während sich die Konkurrenten ihre Regenreifen regelrecht kaputtfuhren, konnte Glock viel Boden gutmachen und schließlich sogar zeitweise in Führung gehen. Nach dem Rennen stellte sich der Wersauer den Fragen der Presse.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli, Timo Glock, Tadashi Yamashina

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Frage: "Timo, was ist beim Start passiert?"
Timo Glock: "Ich glaube, man konnte deutlich sehen, dass meine Räder heftig durchdrehten. Ich kam einfach nicht richtig vom Fleck. Das war schon enttäuschend, denn ich fiel von Platz drei auf Rang acht zurück. In der ersten Kurve konnte ich es kaum fassen, dass Kimi außen an mir vorbeizog und Fernando Alonso innen. Ich dachte nur: 'Oh nein, schon wieder diese KERS-Autos'. Ich hatte dann Probleme, als ich hinter Mark Webber festhing. Ich kam nie wirklich nah genug an ihn heran. Einmal habe ich es dann versucht und mir dabei den Frontflügel beschädigt. Ich musste dann hinter ihm bleiben."#w1#

"Zur Rennmitte sah man, dass der Regen kommen würde, aber er ließ ganz schön auf sich warten. Ich ging dann zur Box und habe gesagt, dass ich das Risiko mit Intermediates eingehen möchte, weil die anderen mit den Regenreifen ganz schon herumrutschten. Ich bin dann gefahren und gefahren und habe einen nach dem anderen überholt. Meine Reifen bauten auch stark ab, aber mein Ingenieur rief mir per Funk immer zu: 'Du bist der Schnellste, du bist der Schnellste'. In den Kurven sieben und acht wurde es dann schlechter, denn aus der Richtung kam der Regen."

"Ich musste dann in die Box fahren, denn meine Reifen waren komplett hinüber. Genau in diesem Moment hatte mich Jenson wieder überholt. Dann blieb ich einfach mit den Regenreifen draußen und versuchte dem Safety-Car zu folgen. Das war schwierig genug, denn man konnte nur noch schwimmen. Ich konnte es kaum glauben, denn Jenson konnte teilweise richtig Gas geben und ich bin nur noch herumgeschwommen. Wir haben am Vormittag noch Späße gemacht über Schwimmen. Aber da war eine Situation erreicht, wo man wirklich nicht mehr fahren konnte. Es war richtig, das Rennen zu beenden."

¿pbvin|512|1432||0pb¿Frage: "Trauerst du dem zweiten Rang hinterher?"
Glock: "Naja, es war etwas schwierig. Mein Ingenieur sagte mir immer wieder, dass ich Zweiter wäre. Dann stieg ich aus und war plötzlich Dritter. Es war ein bisschen Chaos zum Schluss, aber mit dem Podium sollten wir zufrieden sein. Ich bin froh, dass wir ein gutes Rennen gezeigt haben. Ich muss sagen, das war eines der besten und witzigsten Rennen, welches ich jemals gefahren bin."

Frage: "Wenn es nach dir gegangen wäre, hätte man das Rennen noch einmal starten sollen?"
Glock: "Auf der einen Seite war es etwas schade, weil wir im Regen recht schnell waren. Aber auf der anderen Seite war es zu heftig. Ich habe zu meinen Leuten ganz klar gesagt, dass man nicht mehr fahren kann. Ich wollte aus dem Auto aussteigen, aber dann sagten sie mir, dass ich mich bereithalten soll, weil wir hinter dem Safety-Car fahren sollten. Ich habe dann also wieder meinen Helm aufgesetzt und bin wieder eingestiegen, aber dann haben sie sich doch anders entschieden. Es wurde sehr schnell dunkel und ein paar Runden hinter dem Safety-Car sind auch nicht gerade eine gute Show. Ich denke, wir haben im rechten Moment aufgehört."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Malaysia


Frage: "Hattest du wegen deiner Intermediate-Entscheidung lange Diskussionen mit deinem Ingenieur? Musstest du ihn überreden?"
Glock: "Nein. Sie haben mir gesagt, dass es meine Entscheidung ist. Sie sagten, ich solle mir die Bedingungen ganz genau anschauen und ich meinte dann, dass wir das Risiko mit den Intermediates auf uns nehmen sollten. Das war die richtige Entscheidung, denn der große Regen ließ ja lange auf sich warten. Manchmal braucht man eben dieses Glück und eine gute Entscheidung im passenden Moment. Ganz zum Schluss musste ich zur Box kommen und deswegen habe ich Positionen verloren. Aber letztlich müssen wir mit dem Ergebnis glücklich sein."