• 23.04.2010 08:12

  • von Timo Glock

Glock-Kolumne: Von Heimflug und DTM-Lust

Timo Glock berichtet in seiner Kolumne auf 'Motorsport-Total.com' von Sorgen im Flugverkehr, Chancen auf ein DTM-Debüt und Arbeit mit Virgin

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Der Beweis: Trotz der Techniksorgen bei Virgin habe ich mein Lachen behalten

ein Blick zum Himmel verspricht bestes Flugwetter, aber der Vulkan hat vielen Leuten in der Formel 1 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Derzeit sitzen noch immer einige Leute aus unserem Team in Schanghai oder anderswo fest. Ich bin gespannt, wann wir endlich wieder alle in Europa zusammentreffen. In der oft generalstabsmäßig durchgeplanten Formel 1 ist mal etwas Unvorhergesehenes passiert. Das war lästig und interessant zugleich.

Am besten fand ich, dass sich sofort alle verbündet haben. Teamübergreifend wurden wichtige Informationen, Ideen über Ausweichrouten oder sogar Buchungen ausgetauscht. Alle haben richtig gut zusammengehalten. Beispiele gefällig? Robert Kubica und ich haben uns ständig gegenseitig auf dem Laufenden gehalten. Als ich endlich meinen Lufthansa-Flug bestätigt hatte, kam ich mit meinem Anruf aber zwei Minuten zu spät bei ihm. Er hatte für einen Trip nach Dubai zugesagt.#w1#

Mit der Lufthansa zurück nach Deutschland

Mein ehemaliger Toyota-Chefingenieur Dieter Gass war es, der mich im Flughafen von Schanghai am Montagmorgen abgefangen und mir sofort gesteckt hat, dass die Lufthansa neue Informationen herausgibt. Es war ein heikles Pokerspiel: 9:30 Uhr Ansage der Lufthansa, 9:45 Uhr hätte ich in einen Flieger in Richtung Istanbul steigen können, den ich dann aber abgesagt habe. Richtig gemacht. Ich war als einer der Ersten daheim!

Der Megahit: Lufthansa-Flug LH733 hat mich wieder nach Frankfurt gebracht Zoom

Robert hat sich also auf den Weg nach Dubai gemacht. Mein Physiotherapeut Axel Thielmann wollte erst wie Norbert Haug die sichere Karte Istanbul spielen, kam dann aber doch noch mit mir mit. Norbert habe ich per SMS auch noch rechtzeitig über meinen Flug informiert. Zu ihm und Mercedes generell habe ich seit vielen Jahren ein gutes Verhältnis.

Es zeichnete sich nämlich ab, dass es Paul di Resta und Gary Paffett vielleicht nicht rechtzeitig zum DTM-Auftakt nach Hockenheim schaffen. Die beiden sind bei Mercedes in der DTM unter Vertrag und im Formel-1-Zirkus bei Force India beziehungsweise McLaren als Ersatzpiloten engagiert. Norbert hat dann Nick Heidfeld und mich gefragt, ob wir im Notfall beim DTM-Saisonauftakt einspringen würden. Klar - ist doch Ehrensache.

Doch kein DTM-Debüt

Zu meinem DTM-Debüt komme ich nun aber doch nicht so schnell, weil Paul und Gary rechtzeitig Flüge in Richtung Europa bekommen haben. Die beiden Stammfahrer gehen natürlich vor. Aber ich muss ehrlich zugeben, dass es mich schon gereizt hätte, mal einen DTM-Mercedes mit Werbung der Deutschen Post zu fahren. Aber: Es wäre ein reines Showrennen für mich geworden, ohne ernsthaften sportlichen Anspruch. Es gab in der Vergangenheit genügend Beispiele, die gezeigt haben, dass der Sprung von Formel 1 in DTM nicht so einfach ist.

Timo Glock

Nicht ganz so lecker: Zusammen mit Kai Ebel habe ich Schlange und Fisch gehabt Zoom

Bei meinem Team Virgin muss es in den kommenden Wochen vorangehen. Für den Europa-Auftakt in Barcelona haben wir einige Updates. Das Benzin- und Tankproblem sollte behoben, die Zuverlässigkeit höher und die Performance besser sein. Für mich als Rennfahrer sind solche Phasen zermürbend. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass das nicht an mir nagt.

Aber ich weiß genau, worauf ich mich beim Wechsel zu einem neuen Team eingelassen habe. Aufgeben gibt es in meinem Vokabular ohnehin nicht, aber Arbeit und Konzentration. In der kommenden Woche werde ich - günstiges Flugwetter vorausgesetzt - wieder nach Großbritannien reisen und im Simulator sitzen. Wir werden dem Virgin-Cosworth VR-01 schon Beine machen. Ich bin sicher, dass die Wende zum Guten kommt.

Bis bald,

Timo Glock