• 19.11.2007 14:22

  • von Nimmervoll/sid

Glock: "Es muss 2008 besser laufen"

Timo Glock will in seinem ersten Toyota-Jahr konstant in die Punkte fahren und einen Schritt nach vorne machen - Team erwartet einen Podestplatz

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach seinem Wechsel zu Toyota will GP2-Champion Timo Glock wie seine beiden Vorgänger Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der Formel 1 durchstarten. Am Montag bestätigte der in Köln ansässige Rennstall offiziell, dass der 25-Jährige aus Wersau einen mehrjährigen Vertrag unterschrieben hat.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock hat am Sonntag seinen Vertrag bei Toyota unterschrieben

"Es ist ein großartiges Gefühl, zurück in der Formel 1 zu sein. Ich bin Toyota dankbar für das Vertrauen, dass sie in mich setzen. Es ist ein besonderer Moment, weil man realisiert, dass man das Ziel erreicht hat, auf das man in den vergangenen paar Jahren hingearbeitet hat. Es prasselt aber alles ein bisschen auf einen ein und man realisiert noch gar nicht, dass man es wirklich geschafft hat", sagte Glock. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir gut zusammenarbeiten und uns nach vorne entwickeln werden."#w1#

In den Fußstapfen von Ralf Schumacher

Das hatte Ralf Schumacher mit Toyota nicht geschafft, er muss nach dem Auslaufen seines Vertrages um eine Zukunft in der Formel 1 kämpfen. Im Dezember bestreitet der 32-jährige Kerpener in Jerez Testfahrten für das Hinterbänklerteam Force India. Sollte er dort noch ein Cockpit bekommen, würden 2008 sogar sechs deutsche Piloten um WM-Punkte kämpfen. Neben Glock haben Nick Heidfeld (Mönchengladbach) beim BMW Sauber F1 Team, Rosberg (Wiesbaden) bei Williams, Sebastian Vettel (Heppenheim) bei Toro Rosso und Adrian Sutil (Gräfelfing) bei Force India ihre Plätze sicher.

Dass es für ihn bei Toyota ebenso schleppend verläuft wie in den letzten Jahren für Schumacher und seinen künftigen Teamkollegen Jarno Trulli befürchtet Glock nicht: "Ich werde Tag und Nacht für den Erfolg arbeiten. Ich bin bereit, mein letztes Hemd zu geben, um das Team nach vorne zu bringen. Notfalls schlafe ich in der Garage", sagte der 25-Jährige, der in der Firma seines Vaters Karl einst eine Ausbildung zum Gerüstbauer absolviert hat. "Durch seine Rennerei ist uns ein guter Mann verloren gegangen", sagte Vater Glock.

Toyota dagegen hat einen in der Szene hochgeschätzten Fahrer bekommen. Das BMW Sauber F1 Team hatte Glock eine Vertragsverlängerung als Testfahrer für 2008 angeboten, "aber er hat die Chance auf ein Renncockpit bei einem Mitbewerber", sagte BMW Motorsport Direktor Mario Theissen dem 'sid'. "Timo ist einer der viel versprechenden Fahrer, die aus der Formel BMW kommen und eine gute Perspektive für die Zukunft haben." Glocks bisheriger GP2-Teamchef Paul Jackson glaubt: "Er wird für ein Formel-1-Team sehr wertvoll sein. Ich denke, dass er in derselben Liga spielen wird wie Rosberg und Hamilton."

1,3 Millionen Euro Fixgage im ersten Jahr?

Auch Glock, dessen Vertrag über drei Jahre laufen und mit einem erfolgsorientierten Jahresgehalt von mindestens 1,3 Millionen Euro dotiert sein soll, orientiert sich an diesen beiden Kollegen: "Wir haben alle gesehen, wie meisterlich Nico Rosberg und Lewis Hamilton aufgetreten sind. Das ist sehr ermutigend. Ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr einen ebenso starken Eindruck hinterlassen kann", sagte der Odenwälder, der bereits in der Saison 2004 als Ersatzfahrer von Jordan in der Formel 1 viermal zum Einsatz kam. Dabei hatte er gleich in seinem ersten Rennen in Montréal als Siebenter zwei WM-Punkte geholt, wenn auch nur durch die Disqualifikation vier anderer Fahrzeuge.

Lewis Hamilton und Nico Rosberg

Lewis Hamilton und Nico Rosberg haben als GP2-Meister in der Formel 1 überzeugt Zoom

Da aber für 2005 kein Formel-1-Cockpit frei war, fuhr Glock ein Jahr in der ChampCar-Serie und wurde dort als Rookie of the Year Achter in der Gesamtwertung. 2006 stieg er in die GP2-Serie ein. Nach Startschwierigkeiten beim Team BCN wechselte Glock mitten in der Saison zum britischen iSport-Rennstall und machte damit den entscheidenden Schritt. Im weiteren Verlauf der Saison holte er fast so viele Punkte wie der spätere Meister Hamilton. 2007 wurde dann Glocks Jahr in der GP2, als er trotz einiger technischer Probleme letztlich eindrucksvoll den Titel holte und die Toyota-Bosse auf sich aufmerksam machte.

GP2-Titel war für Glock sehr wichtig

"Für meine Zukunft hat es wahrscheinlich keinen Unterschied gemacht, ob ich Erster oder Zweiter werde, aber für mich persönlich als Rennfahrer war es ein sehr großer Erfolg, den GP2-Titel zu holen. Das war mir schon sehr wichtig. Mit dem ganzen Auf und Ab über das Jahr hinweg war es am Ende dann wirklich ein sehr großer persönlicher Erfolg", gab Glock in einem Interview in der Kölner Toyota-Fabrik zu Protokoll.

"Timo hat eine große Erfahrung in vielen verschiedenen Rennserien", meinte Teamchef Tadashi Yamashina, "und mit dem Sieg in der sehr anspruchsvollen GP2-Serie hat er seinen Ruf eindrucksvoll untermauert. Er hat Kampfgeist und Renngeschick bewiesen. Deshalb ist er für uns der richtige Mann. Ich hoffe, dass er nächstes Jahr zumindest einmal auf dem Podium stehen wird."

Dies ist eine recht ehrgeizige Vorgabe des Japaners, aber auch Glock selbst will mit Toyota mittelfristig zu den drei Topteams aufschließen: "Einfach so konstant wie möglich in die Punkte zu kommen und mit dem Team zu wachsen, den Schritt nach vorne zu schaffen", so definierte er seine persönlichen Ambitionen für das Premierenjahr im rot-weißen Boliden. "Das Ziel ist klar: Es muss definitiv besser laufen als dieses Jahr."

Von Toyotas Ressourcen beeindruckt

"Die Fabrik hier und die Möglichkeiten sind perfekt. Es liegt an uns, es auf die Reihe zu bekommen, und das stimmt mich ziemlich zuversichtlich", so der Deutsche. "Ich denke, ich habe 2004 genug gelernt - das hat mir viel gebracht, denn ich konnte fast alle Strecken kennen lernen. Es gibt aber seither zwei oder drei neue Strecken, die ich noch kennen lernen muss. Die neuen PlayStation-Spiele sind jedoch gut genug, um das zu tun, also sehe ich da kein Problem."

Timo Glock

Auf Jordan holte Timo Glock 2004 seine ersten WM-Punkte in der Formel 1 Zoom

In puncto Erfahrung kann Glock zwar nicht mit den routinierten Formel-1-Haudegen mithalten, aber neben seinen Jordan-Einsätzen im Jahr 2004 hat er seit Januar 2005 immerhin mehr als 3.000 Testkilometer zurückgelegt, was ungefähr zehn kompletten Renndistanzen entspricht. Außerdem ist er dank der spannenden GP2-Saison mit dem Showdown gegen Lucas di Grassi rennfahrerisch voll im Saft, so dass er auch in dieser Hinsicht keinerlei Mankos zu erwarten hat.

Insofern blickt er der Saison 2008 gelassen entgegen: "Ich glaube, es wird nicht anders sein als in der GP2 oder davor in der Formel 3. Der kleine Unterschied zu den anderen Serien, in denen ich zuletzt gefahren bin, ist, dass in der Formel 1 wirklich die 22 besten Fahrer der Welt am Start sind. Aber ansonsten wird sich in dem Sinne für mich nichts ändern", gab sich Glock nach der Vertragsunterschrift betont cool.

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