• 23.07.2011 19:59

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Glock begrüßt Teamumbau: Viel Freude an Symonds

Timo Glock freut sich über die umfangreichen Umstrukturierungen und fiebert den ersten Versuchen im Windkanal und Tests im McLaren-Simulator entgegen

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock beendete das Qualifying zu seinem Heimrennen auf dem Nürburgring auf Position 20 - 0,801 Sekunden hinter Heikki Kovalainen im Lotus. Der Finne liegt also ein gutes Stück vor dem Deutschen. Nach Meinung des Marussia-Virgin-Piloten hätte er seinen Gegner nicht schlagen können, doch der Abstand hätte nach dem Zeitenfahren durchaus auch kleiner sein können.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock ist optimistisch, dass es mit Marussia-Virgin voran gehen wird

"Das gesamte Qualifying war bis zur letzten Runde schwierig", so Glock. "Die allerletzte Runde war sehr befriedigend, weil das Auto schon das ganze Wochenende ähnlich wie in Silverstone sehr inkonstant zu fahren ist. In meinen Augen ist der Wind das Problem, der ja schon in Silverstone extrem war, hier auch. Das liegt unserem Auto nicht ganz so gut."

Der Wind sorgt für einiges an Unruhe im Auto: "Auf der Bremse und in den Kurven an sich verhält es sich aus diesem Grund von Runde zu Runde sehr unterschiedlich. Ich hatte auf allen Runden zuvor keinen sauberen Versuch, dann hatte ich plötzlich eine saubere Runde bis zur schnellen Links nach der Dunlop-Kehre. Dort ist das Auto plötzlich ausgebrochen, dabei habe ich vier Zehntelsekunden verloren."

Trotz dieses kleinen Querstehers war die Runde am Ende dann doch eine Verbesserung: "Ich dachte, dass es nun eng wird, aber auf dem letzten Stück habe ich noch etwas herausholen können. Da habe ich noch Chandhok und meinen Teamkollegen überholt. Aber diese Runde hätte deutlich schneller sein können. Aber es hat noch gereicht, weswegen ich damit ganz zufrieden war."

Mit den Reifen wird man nicht so schnell warm

Probleme hatte Glock auch beim Aufwärmen der Reifen - angesichts einer Außentemperatur von nur rund 14 Grad kein Wunder: "Es ist schon schwer, vor allem auf der härteren Mischung. Ich glaube, solange wir auf der härteren Mischung auf der Strecke waren, ging es immer schneller und schneller. Auf dem Weichen geht es einigermaßen, es braucht ein oder zwei Runden, dann hat man ihn auf Temperatur."

Obwohl der Reifenverschleiß gering ist, glaubt der Rennfahrer aus Wersau nicht daran, dass viele Piloten nur einmal stoppen: "Das wird sich anhand des Wetters entscheiden. Das ist schon möglich, aber ich bin nicht so der Fan einer Ein-Boxenstopp-Strategie. Ich glaube, dass man hinten raus mit einem frischen Satz Reifen einfach mehr machen kann."

In der Eifel ist das Wetter bekanntermaßen schwer vorherzusagen. So war sowohl für den Freitag als auch für den Samstag Regen vorhergesagt, doch bis auf ein paar vereinzelte Tropfen am Freitag blieb es bisher trocken. Für den Renntag ist jedoch ein besonders hohes Regenrisiko vorhergesagt: "Regen eröffnet uns mehr Chancen", so Glock, der nichts gegen eine nasse Strecke hätte.

Der Fokus liegt schon lange auf 2012

Das Jahr hat der Rennstall noch nicht komplett abgehakt, aber einen Sprung in den zweiten Qualifying-Durchgang hat man nicht mehr auf dem Plan: "Ich glaube nicht, dass wir uns dieses Jahr darauf konzentrieren können. Wir werden schon noch mal ein Update bringen, das planen wir für Singapur. Aber das wird uns nicht in die Position bringen, um in den zweiten Qualifying-Teil zu kommen."

"Wir müssen uns leider Gottes frühzeitig auf 2012 konzentrieren. Ich glaube, mit der Partnerschaft mit McLaren haben wir die Grundsteine dafür gelegt. Mit den guten Leuten, die jetzt zum Team dazu stoßen, verfügen wir über eine deutlich bessere Basis als in den vergangenen Jahren. Das sollte uns im kommenden Jahr in eine bessere Position bringen."

Analysen sind derzeit das A und O

Die Umstrukturierung im Team wirke sich schon auf den Rennstall aus - wenn auch noch nicht direkt auf das Auto: "Es werden im Moment unheimlich viele Daten gesammelt und ausgewertet, daraus entstehen Ideen für die Zukunft. Daran sind wir im Moment am Arbeiten."

"Der gesamte Entwicklungsprozess hat ja gerade erst begonnen. Das bedeutet, dass im Moment alles für 2012 vorbereitet wird. Wir versuchen, unser Windkanalprojekt zum Laufen zu bekommen. Wir befinden uns erst am Anfang, wir müssen abwarten, bis die ersten Ergebnisse das sind."

Bald erste Versuche im Windkanal und Simulator

Nachdem das Team mit dem Verzicht auf Tests im Windkanal gehörig auf die Schnauze gefallen ist, stehen erste Tests im Windtunnel bald an: "Das ist der nächste Schritt. Es steht hoffentlich Ende August oder Anfang September im Windkanal. Es kommt darauf an, wie schnell wir mit dem Modell fertig sind. Wir können bei McLaren den Windkanal nutzen, zudem den Simulator. Ich denke, dass ich nach dem Rennen in Spa das erste Mal in ihm sitzen werde."


Fotos: Timo Glock, Großer Preis von Deutschland


Bei der Entscheidung des Teams, sich von dem radikalen Konzept, die Aerodynamik nur im Computer zu entwickeln, zu verabschieden, war Glock mitbeteiligt: "Ich bin da ziemlich intensiv mit eingebunden. Das Gute in diesem Team ist, dass hier nichts versteckt wird und man offen miteinander reden kann. Sie haben mich über meine Meinung gefragt, was ich unternehmen würde. Ich habe darauf eine klare Antwort gegeben."

"So haben wir in den vergangenen anderthalb Jahren miteinander gearbeitet, wir sind miteinander offen umgegangen und haben versucht, nach vorne zu kommen. Aufgrund verschiedener Umstände hat es lange gedauert, dorthin zu kommen. Nun haben wir die genau richtigen Schritte im Hinblick auf die Zukunft gemacht."

Der Motor steht nicht zur Diskussion - noch

Die Partnerschaft mit McLaren bringt also viele Vorteile mit sich. Dass im Heck wie bei McLaren kein Mercedes-Motor steckt, bereitet Glock "im Moment" keine Sorgen: "Wir müssen alles Schritt für Schritt angehen, wir können nicht alles auf einmal machen. Wir müssen schauen, was die Möglichkeiten sind. Wir sind glücklich mit dem, was wir haben. Diesbezüglich muss das Team in der Zukunft eine Entscheidung fällen. Im Moment ist alles in Ordnung, wir müssen schauen, was als nächstes kommt."

Pat Symonds bereitet Glock Freude

Viel Freude bereitet ihm bereits jetzt die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Renault-Chefingenieur Pat Symonds, der nach dem "Crashgate-Skandal" von Singapur noch offiziell gesperrt ist: "Wir haben viel miteinander geredet, viel telefoniert. Es ist ein Vergnügen, mit ihm zusammen zu arbeiten. Vom ersten Mal an, als wir miteinander sprachen, haben wir uns den verstanden. Es macht jede Menge Spaß, mit ihm zu arbeiten. Ich freue mich auf die gemeinsame Zukunft."

"Ich hatte noch nicht die Möglichkeit, mit ihm an der Strecke zusammen zu arbeiten. Im Moment ist er lediglich ein Berater. Er versucht uns zu helfen. Aber es ist schon eine große Hilfe, nur mit ihm zu reden. Er bringt mich auf neue Ideen. Es macht einfach Spaß, mit ihm zu reden. Das bringt einen in neue Richtungen, die man zuvor gar nicht gedacht hatte. Meistens telefonieren wir, aber ich habe ihn auch schon getroffen, wenn ich in England bin."

Glock auch 2012 bei Marussia-Virgin?

Ob Timo Glock auch kommendes Jahr für den russischen Rennstall an den Start geht, steht offiziell noch in den Sternen, auch wenn es angesichts der mangelnden Alternativen und der nun deutlich besser gewordenen Aussichten für das Teams wohl die wahrscheinlichste Variante ist: "Das werden wir sehen. Das wird sich in den kommenden Wochen entscheiden".