Gillan: "Das war eine charakterbildene Saison"
Williams-Chefingenieur Mark Gillan im Interview: Wie er Barrichellos Qualifying-Runde in Sao Paulo einschätzt, warum sich Maldonado drehte und weshalb 2012 besser wird
(Motorsport-Total.com) - Nach einem vielversprechenden Qualifying, wo Rubens Barrichello seinen Williams-Boliden auf den zwölften Startplatz gestellt hatte, vermochte der britische Rennstall diese gute Ausgangssituation in Sao Paulo nicht für WM-Punkte zu nutzen. Der Lokalmatador erreichte wegen eines schlechten Starts nur als 14. das Ziel. Teamkollege Pastor Maldonado schied nach einem Dreher aus. Chefingenieur Mark Gillan lässt das Renn-Wochenende Revue passieren und blickt bereits auf die kommende Saison voraus.
© Williams
Frage: "Mark, wie würdest du das Tempo des FW33 in Interlagos zusammenfassen?"
Mark Gillan: "Das Grundtempo des FW33 in Interlagos war ähnlich wie bei den vergangenen Rennen. Wir waren im Endeffekt das achtschnellste Team."
Frage: "Barrichello war im Qualifying Zwölfter und verpasste den Aufstieg in Q3 um nur 0,3 Sekunden. Wie gut war seine Performance?"
Gillan: "Man muss fairerweise dazusagen, dass Rubens nahezu die maximale Performance des Autos in dieser Runde freimachte. Das war eine beeindruckende Zeit und gab dem Team willkommenen Aufwind."
Frage: "Wie verhielten sich die Pirelli-Reifen 'soft' und 'medium' und wie groß war der Unterschied in Rundenzeit zwischen den beiden Mischungen?
Gillan: "Auf eine Runde betrug der Unterschied zwischen den Mischungen 'soft' und 'medium' rund eine Sekunde zugunsten der Mischung 'soft', auf einem Longrun waren es 0,5 Sekunden. Während des Rennens war die Lebensdauer der Reifen kürzer als erwartet und wir mussten daher von unserer geplanten Zweistopp-Strategie auf eine überarbeitete Dreistopp-Strategie wechseln."
Frage: "Am Sonntag rechnete man mit Regen, aber er kam nie. Wie hat sich das auf die Rennen der Fahrer ausgewirkt?"
Gillan: "Die lang-, mittel- und kurzfristigen Wetterprognosen für das Rennen kündigten allesamt eine Regenwahrscheinlichkeit von 80 Prozent während des Rennens an. Während des Rennens zeigte das Wetterradar, dass sich der Regen dem Kurs näherte, aber er kam nie wirklich an. Bei beiden Autos hatten wir ein paar kleinere Modifikationen am Rennsetup vorgenommen, die in Richtung einer besseren Fahrbarkeit bei einem Regenrennen gingen."
Frage: "Pastor drehte sich in Runde 26. Hatte er bereits davor Probleme mit seinem Auto?"
Gillan: "Pastor wurde sieben Runden lang von Bruno Senna aufgehalten, der Probleme mit seinem beschädigten Frontflügel hatte. Pastor gelang es, Senna in Runde 26 zu überholen. Dann pushte er sehr hart, um den verlorenen Boden wieder gutzumachen. Leider kam er in Kurve sieben von der Strecke ab und drehte sich, weil er das Auto beim Bremsen verlor."
Frage: "Die Saison 2011 ist nun vorüber. Wie würdest du das Jahr aus der Sicht von Williams zusammenfassen?"
Gillan: "2011 war eine schwierige, charakterbildende Saison für das Team. Durch die neue technische Struktur, die seit September aktiv ist, war es wichtig, dass wir in der Endphase der Saison so viel wie möglich über die bestehenden Design-, Aufbau- und Performance-Defizite des FW33 lernen konnten, um sicherzustellen, dass der FW34 zu Saisonstart 2012 ein viel besseres Auto sein wird."
Frage: "Wie geht die Arbeit am FW34 voran?"
Gillan: "Die Arbeit am FW34 geht gut voran und wir entsprechen unseren Zielen bei der Performance, in der Entwicklung und in der Produktion. Als Team haben wir eine große Aufgabe vor uns, aber jeder tut alles dafür, dass wir nicht noch einmal so eine Saison wie 2011 erleben, und wir freuen uns auf bessere Zeiten. Den Beweis dafür können wir aber nur antreten, wenn wir zu dieser Zeit im nächsten Jahr eine bessere Position in der Konstrukteurs-WM und mehr WM-Punkte auf dem Konto haben."