Giancarlo Fisichellas Meisterleistung
Während Pat Symonds erklärt, warum "Fisicos" Leistung in Hockenheim außergewöhnlich war, blickt der Italiener optimistisch nach Ungarn
(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar nach der Zieldurchfahrt beim Grand Prix von Deutschland am vergangenen Sonntag zeigte sich Giancarlo Fisichella als Viertplatzierter sehr zufrieden: Zwar hatte er vor dem Start eigentlich mit einem Podestplatz geliebäugelt - doch eine Kollision in der ersten Runde und Bremsprobleme ließen ihn froh darüber sein, überhaupt die Zielflagge gesehen zu haben...

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Kaum hatte Fisichella die Freigabe, überholte er Michael Schumacher
Unmittelbar nach dem Start kam es zwischen dem schnellen Römer und BAR-Pilot Takuma Sato zu einer Kollision. "Dabei beschädigte ich mir meinen Heckflügel", erzählt "Fisico". "Ich verlor wertvolle Zeit und kam von meiner Ideallinie ab. Dazu kamen noch die kalten Reifen und dass ich die folgenden Kurven nicht so anfahren konnte, wie ich wollte. Ich verlor einige Positionen."#w1#
Kurz darauf trat an seinem Renault R25 ein ungewöhnliches Phänomen auf, das sein Rennen weiter erschwerte. Pat Symonds erklärt: "Etwa zur Mitte von Giancarlos erstem Stint begannen wir, uns an unserem Kommandostand in der Boxengasse Sorgen zu machen. Der Verschleiß seiner hinteren Bremsen war außergewöhnlich hoch. Wir baten 'Fisico', seinen Fahrstil entsprechend darauf einzustellen. Während seines letzten Boxenstopps inspizierten wir die Bremsanlage gründlich. Giancarlo meisterte diese schwierige Situation einfach perfekt."
Trotzdem war sich das Renault-Team zu dieser Zeit nicht sicher, ob der Italiener das Rennen überhaupt würde beenden können. "Wir sagten ihm zunächst, dass er seine Position hinter Michael Schumacher halten und ihn möglichst in einen Fehler treiben solle", fährt Symonds fort.
"Giancarlo hielt sich strikt an diese Anweisung, bis wir ihm kurz vor Schluss grünes Licht für eine Attacke gaben. Wir wussten inzwischen, dass die Bremsen halten würden. Er machte sich sofort ans Werk und passierte den deutschen Ferrari-Piloten wenige Runden später. "Fisico" lieferte wirklich ein blitzsauberes Rennen ab."
Selbstverständlich profitierte das Renault-Team am vergangenen Sonntag vom Ausfall des bis dahin führenden Kimi Räikkönen. Aber Symonds betont, dass der Sieg trotzdem nicht der Rubrik "glücklich" zuzuordnen sei - ganz im Gegenteil. "Die Formel 1 ist ein Mannschaftssport", betont der Brite. "Es geht im Motorsport nun einmal nicht nur darum, den schnellsten Rennwagen zu bauen. Der Erfolg ruht auf vielen Säulen: gute Fahrer, ein schnelles Auto, ein starker Motor, perfekte Boxenstopps und so weiter und so fort."
"Auch die Zuverlässigkeit stellt einen entscheidenden Faktor dar", so der Brite weiter. "Seit der vergangenen Saison arbeiten wir gerade in diesem Bereich sehr hart. Die Verbesserung der Zuverlässigkeit stand bei uns über die Wintermonate ganz oben auf der Liste. Momentan verfügen wir einfach über eine bessere Balance zwischen Leistung und Zuverlässigkeit als McLaren."
Die gesamte Konzentration des Renault-Teams gilt nun dem bevorstehenden Grand Prix von Ungarn. Am kommenden Wochenende will die "Equipe Jaune" ihre gute Position in den beiden WM-Wertungen weiter festigen. "Beide Fahrer mögen den Hungaroring", so Symonds über die beiden Renault-Piloten.
"Fernando feierte dort vor zwei Jahren seinen ersten Formel-1-Sieg. Auch Giancarlo fuhr in Ungarn bereits einige sehr gute Resultate raus. Das Streckenlayout sollte unserem Renault R25 entgegenkommen. Wir wissen, dass wir in punkto Leistungsfähigkeit mit McLaren ungefähr auf Augenhöhe liegen. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass unser Wochenende ohne Probleme verläuft und wir das richtige Setup finden, um unser maximales Potenzial abrufen zu können."
Auch Giancarlo weiß, dass der Hungaroring zu den Lieblingsorten seines Teams zählt: "Ich mag den Kurs", bestätigt er. "Er ist technisch anspruchsvoll. Die langsamen Kurven stellen für alle eine Herausforderung dar. Du braucht viel Traktion, eine ausgewogene Balance und guten Grip. Und gerade der letztgenannte Punkt ist auf dieser zumeist schmutzigen Strecke nicht einfach. Der Grand Prix von Ungarn ist zudem körperlich anstrengend. Die längst Gerade ist zu kurz, als dass wir Fahrer uns zwischendurch ein wenig entspannen könnten. Aber der Renault R25 lässt sich einfach fahren. Vielleicht haben wir deshalb in diesem Punkt einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz."
Wie lautet denn das Erfolgsrezept? "Es wird auf die Reifen ankommen", antwortet Giancarlo ohne zu zögern. "Hohe Temperaturen und der Bedarf an Traktion passen nicht wirklich gut zusammen. Wir müssen vor allem die Hinterräder im Auge behalten und den richtigen Setup-Kompromiss zwischen Qualifying und Rennen finden. Ich bin davon überzeugt, dass der Renault R25 auf dem Hungaroring schnell sein wird und wir gute Startpositionen herausfahren können. Ich bin sehr optimistisch..."

