Gerhard Berger: Von Sebastian Vettels neuem Chef "nicht beeindruckt"

Exklusives Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de: Wie Gerhard Berger die Chancen von Sebastian Vettel bewertet und warum er Aston Martin kritisch sieht

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger sieht die Chancen von Sebastian Vettel, 2022 mit Aston Martin näher an die Topteams der Formel 1 heranzukommen, "ein bisschen kritisch". Das hat der ehemalige Grand-Prix-Pilot und heutige Chef der DTM in einem exklusiven Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de erklärt.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger bei Sport und Talk aus dem Hangar-7 (ServusTV) am 14. März 2022

Gerhard Berger glaubt, dass Sebastian Vettel nicht den richtigen Chef hat Zoom

Bergers Skepsis liegt allerdings nicht an Vettel selbst oder an dessen fahrerischen Fähigkeiten, sondern vielmehr am neuen Management bei Aston Martin. Mike Krack ist dort seit 1. März Teamchef. Und vom Luxemburger, der davor von 2014 bis 2021 Motorsportdirektor bei BMW war, hält der DTM-Boss offenbar nicht allzu viel.

Er glaube einfach nicht an die Leute, die bei Aston Martin "vorn dran" sind, sagt Berger. Krack sei "führend" bei BMW gewesen, auch beim DTM-Engagement, und "das hat mich nicht beeindruckt, was da passiert ist". Selbst in der DTM sei BMW unter Krack "weit weg von konstanten Erfolgen" gewesen, und "die Formel 1 ist noch einmal eine ganz andere Größe".

Berger sieht eigenen Angaben nach "keine Chance" für Krack, mit den besten Leuten in der Formel 1, "die da ein anderes Niveau ansetzen, mitzukommen". Er könne mit dieser Einschätzung zwar falsch liegen, räumt der Österreicher ein, aber "es würde mich sehr wundern, wenn man mit diesen Leuten Schritte nach vorn macht".

Das komplette Interview mit Gerhard Berger (28:55 Minuten) wurde am Mittwoch auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de veröffentlicht. Kanalmitglieder können das Video exklusiv vorab sehen, und zwar bis zur allgemeinen Veröffentlichung werbefrei (Jetzt Kanalmitglied werden!). Am Donnerstagabend wird das Interview dann für alle User freigegeben.

Aston Martin hat das Management des Teams in den vergangenen Monaten umgebaut. Krack hat Otmar Szafnauer als Teamchef abgelöst und berichtet an Group-CEO Martin Whitmarsh. Darüber steht Lawrence Stroll als Frontmann der Eigentümer.

"Lawrence", sagt Berger, "ist jemand, der Premium versteht, der Qualität versteht." Stroll habe auch finanziell die Möglichkeiten, das Team so aufzustellen, dass es in Zukunft erfolgreich werden kann. "Aber er ist eben selbst kein Techniker und ist angewiesen auf eine gute technische Mannschaft", und die sei in der Formel 1 "wahnsinnig" schwierig zu finden.

Da spricht der Österreicher aus Erfahrung: Zwischen 1998 und 2003 war er als BMW-Motorsportdirektor einer von Kracks Vorgängern und damit hauptverantwortlich für das Formel-1-Programm des Münchner Automobilherstellers. Und von 2006 bis 2008 war er Anteilseigner und Teamchef von Red Bulls B-Team Toro Rosso (heute AlphaTauri).


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Auch Mercedes, sagt Berger im Interview, habe vor den großen Erfolgen "eine Durststrecke" durchgemacht, Ferrari habe immer wieder "Zacken nach oben und nach unten" erlebt, und auch Red Bull sei nicht sofort erfolgreich gewesen. Entscheidend sei, "irgendwann einen Topmann zu bekommen, und der zieht dann meistens andere gute Leute an".

Als Beispiel nennt Berger Andreas Seidl bei McLaren: "Da ist genau das passiert. McLaren war in einer extrem schwierigen Situation und hat dann mit Andreas Seidl auf der technischen Seite einen Volltreffer gelandet. Da kamen dann andere gute Leute dazu, und auf einmal ist das Team auch wieder dabei, um Siege mitzufahren."

"Das sehe ich bei Aston Martin momentan noch nicht", analysiert Berger. "Ich kenne das. Eine Mannschaft in der Formel 1 zusammenzustellen, ist extrem schwierig. Es gibt nur eine Handvoll Leute, die wirklich toll mit der Technik sind und die Themen so draufhaben, dass man dann auch ganz nach vorn kommt."