• 05.03.2003 20:14

  • von Fabian Hust/BMW

Gerhard Berger tritt zurück

Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger hat bekannt gegeben, dass er Ende September als BMW-Motorsportdirektor zurücktreten wird

(Motorsport-Total.com) - Der ehemalige Formel-1-Pilot Gerhard Berger will endgültig kürzer treten. Der 43-jährige Österreicher wird mit Auslaufen seines Vertrages als BMW-Motorsportdirektor am 30. September 2003 von diesem Amt zurücktreten. Bis dahin wird Berger bei der strategischen Ausrichtung des Teams für die Zukunft mitwirken, sich aber sukzessive aus dem operativen Geschäft zurückziehen.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger hat endgültig genug vom Stress in der Formel 1

Berger hatte immer wieder angedeutet, dass für ihn es nur dann reizvoll wäre in der Formel 1 zu bleiben, wenn sich BMW dazu entscheiden sollte, ein komplett eigenes Team auf die Beine zu stellen. Zwar ist eine Vertragsverlängerung mit Williams bisher ausgeblieben, aber Bergers Entscheidung ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass man den Ende 2004 auslaufenden Vertrag wohl verlängern wird.

"Die Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen", gibt Berger zu. "Mir bedeutet die Aufgabe als BMW-Motorsportdirektor sehr viel, zumal ich eine gewachsene und besondere Verbindung zum Unternehmen habe. Schließlich hat mir BMW die Chance und das Vertrauen gegeben, nach meiner aktiven Karriere als Rennfahrer auch meine unternehmerischen Fähigkeiten zu beweisen."

"Das Verhältnis zu den BMW-Entscheidungsträgern war ausgezeichnet, und die Zusammenarbeit mit Mario Theissen in der Doppelspitze hat nicht nur hervorragend funktioniert, sondern sie war auch sehr erfolgreich. Unser Ziel war es, ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Das ist uns gelungen. Aber dieser Job ist sehr zeit- und arbeitsintensiv. Er verlangt ein Vagabundenleben, wie ich es nun seit meinen Motorsportanfängen 1979 führe. Ich möchte in absehbarer Zukunft einfach mehr Zeit für Privates haben, für meine Familie und für mich", nennt Berger die Beweggründe für seinen Rückzug.

Mario Theissen, ebenfalls BMW-Motorsportdirektor und unter anderem für die Technik verantwortlich, betont: "Gerhard hat mit großer Erfahrung, Kompetenz und Umsicht entscheidend zu den Erfolgen der vergangenen Jahre beigetragen. Seine langjährige Verbindung zu BMW hat in der Funktion als BMW Motorsport Direktor eine natürliche Fortsetzung gefunden, und wir beide haben uns hervorragend ergänzt." Theissen (50) wird nach dem Auslaufen des Vertrages mit Berger alleiniger BMW-Motorsportdirektor sein.

"Mit seinem Erfahrungsschatz und seinen Verbindungen war Gerhard Berger die Idealbesetzung für diese Position. Aber jetzt akzeptieren wir, dass er nach all den Jahren im Motorsport mehr Zeit für private Dinge haben möchte. Einen Nachfolger von Gerhard Berger wird es auf dieser Position nicht geben", sagt Dr. Burkhard Göschel, Mitglied des Vorstandes der BMW AG, zuständig für Entwicklung und Einkauf.

Gerhard Berger, der mit seiner Familie in Monaco lebt, war von 1984 bis 1997 als Grand-Prix-Pilot aktiv. Parallel war er als Geschäftsmann tätig, kümmerte sich selbst um die geschäftlichen Belange seines Berufs. Schon bei frühen Tourenwagenrennen entstand eine Verbundenheit mit BMW. Sein Formel-1-Einstieg war vom BMW 1,5-Liter-Vierzylinder Turbomotor begleitet, 1986 feierte er seinen ersten von zehn Formel-1-Siegen mit einem Benetton BMW. Insgesamt bestritt Berger in der Königsklasse 210 Rennen, stand 48 Mal auf dem Podium und verbuchte 12 Polepositions.

Im Oktober 1998 trat Berger als BMW Motorsport Direktor an. Auch die neue Aufgabe als Doppelspitze mit Theissen wurde zur Erfolgsstory. 1999 gewann BMW mit dem BMW V12 LMR sowohl die 24 Stunden von Le Mans als auch die 12 Stunden von Sebring gegen härteste Konkurrenz. 2001 triumphierte BMW mit dem M3 GTR in der American Le Mans Series (ALMS) und gewann dort die Marken-, Team- und Fahrermeisterschaft. Von 1999 bis 2002 sammelte BMW außerdem insgesamt 38 Tourenwagentitel.

Beim Debütrennen des Formel-1-Comebacks fuhr BMW im März 2000 in Melbourne auf Anhieb auf den dritten Platz. Am Saisonende belegte das BMW WiliamsF1 Team ebenso wie 2001 Rang drei in der FIA Formel-1-Weltmeisterschaft der Konstrukteure. 2002 schob sich BMW mit Partner WilliamsF1 auf den zweiten Platz in der Hersteller-WM. Insgesamt verbuchte das BMW WilliamsF1 Team seit dem Wiedereinstieg in die Königsklasse fünf Siege und elf Polepositions.

"Diese Erfolgsbilanz ist darauf zurückzuführen, dass es uns gelungen ist, ein wirklich erstklassiges Team zu formen, das enorme Begeisterung und Einsatzbereitschaft gezeigt hat. Ich werde zur Marke BMW und zur gesamten Mannschaft bei BMW Motorsport auch nach 2003 den Kontakt halten", sagt Berger. Sowohl BMW als auch Berger wollen auch künftig in geeigneter Form zusammenarbeiten.