Gerhard Berger an Liberty-Job nicht interessiert

Aus Sicht von Gerhard Berger kann die Übernahme der Formel 1 durch Liberty Media nur gut sein, er selbst will aber nicht an vorderster Front mitmischen

(Motorsport-Total.com) - Wohin steuert die Formel 1 nach der Übernahme durch Liberty Media? Wie lange wird Bernie Ecclestone die Geschicke der Königsklasse noch lenken? Wer könnte ihn beerben? Die Spekulationen über eine mögliche Rückkehr von Ross Brawn haben diese Fragen in jüngster Zeit einmal mehr befeuert.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger hofft, dass Liberty Media die Formel 1 noch größer machen wird Zoom

Auch Ex-Rennfahrer Gerhard Berger beobachtet den Prozess mit Spannung und hegt vor allem große Hoffnungen. "Ich glaube, dass es mehr Chancen als Risiken birgt. Ich glaube, es ist gut für die Formel 1. Die Strukturen sind seit Jahren festgefahren, es ist eine mühsame Diskussion, es ist ein mühsames Hin und Her mit dem Reglement. Ich bin froh, dass jetzt einmal irgendwas passiert ist", sagt er bei 'ServusTV'.

Dabei schätzt Berger vor allem die geradlinige Art der amerikanischen Investoren, "straigtforward" eben: "Es wird gekauft, es wird nicht lange bei Teams herumgefragt oder mit Ecclestone und Jean Todt diskutiert, was gut ist und was nicht, sondern es wird einfach einmal ganz ruhig gekauft, dann wird ein CEO bestimmt, der zum ersten Rennen geht und eine Analyse macht, wer gute Mitspieler sind und wer nicht."

Berger: Formel 1 muss sich stärker am Fan orientieren

Das sei eine ganz andere Vorgehensweise als bisher. Klingt ganz so, als könnte sich Berger vorstellen, hinter den Kulissen selbst wieder mitzuarbeiten. Doch der Österreicher wiegelt ab: "Nein. Ich bin in der Gruppe nicht dabei. Ich habe keine Zeit." Einen Machtkampf um mögliche Posten und Nachfolger gelte es in jedem Fall zu vermeiden.

"Darunter würde die Formel 1 wieder leiden", weiß Berger. "Ich hoffe eher, dass sie einen Weg finden und Ecclestone sein Wissen weitergibt. Wenn nicht, traue ich ihnen zu, dass sie ihren Weg gehen, dass sie das einfach durchziehen. Dann werden wir wahrscheinlich eine andere Formel 1 sehen." Er denkt dabei vor allem an den amerikanischen Markt und eine stärkere Kundenorientierung der Königsklasse.


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"Die werden die Fans zuerst einmal analysieren und fragen: Was will ein Fan heute und morgen in der Formel 1 sehen? Dann werden sie dieses Spektakel ausrichten. Das kann nur gut sein", ist er überzeugt. Am Faninteresse müsse sich letztlich auch der Rennkalender mit seinen 21 Events orientieren: "Denn unterm Strich tragen die Fans den Motorsport, und darauf muss viel mehr Rücksicht genommen werden."

Dank mehr Geldern wieder mehr sportliche Spannung?

Was den Erfolg der Formel 1 in Amerika angeht, hält Berger große Stücke auf Liberty Media. "Es ist ein amerikanischer Gigant, der die Tür nach Amerika sicher besser öffnen kann", sagt er hoffnungsvoll. "Die Formel 1 hat das immer versucht, aber nie so richtig Fuß gefasst. Das ist eine Riesenchance auf einem Riesenmarkt."

Der neue Eigentümer sei ein Medienspezialist, der der Formel 1 einiges beibringen und sie noch größer mache könne, als sie ohnehin schon ist. Dessen ist sich Berger sicher: "Ich bin froh, wenn sich jemand den Kopf zerbricht, wie man das Geschäft größer macht. Indem man nach Amerika geht, indem man neue Medien dazu spannt, indem man Wetten dazu bringt."

Sofern die damit erzielten besseren Verdienste dann auch den Richtigen zugute kommen, sieht Berger auch aus sportlicher Hinsicht Potenzial nach oben: "Wenn dann hoffentlich auch die kleineren Teams mehr unterstützt werden, damit sie konkurrenzfähiger werden und das ganze Feld ein bisschen zusammenrückt. Vielleicht haben dann auch Außenseiter wieder mal die Chance, Rennen zu gewinnen."