• 08.10.2004 06:38

  • von Marco Helgert

Gemischte Reaktionen auf die Silverstone-Absage

Die Reaktionen auf die vorläufige Absage schwanken zwischen betrübt und gleichgültig - BRDC verhandelt weiter

(Motorsport-Total.com) - Nach der Absage des Großbritannien-Grand-Prix' schien Hopfen und Malz bereits verloren, doch an den vergangenen zwei Tagen keimte wieder Hoffnung auf, dass das Traditionsrennen auch 2005 stattfinden wird. Großbritannien gilt als Wiege der modernen Formel 1, ein Verlust wäre für die britischen Fahrer und Teams ein herber Verlust.

Titel-Bild zur News: Button-Flagge

Bei einer Absage könnte Jenson Button nicht mehr vor heimischen Fans fahren

Entsprechend enttäuscht zeigten sich viele Formel-1-Beteiligte über die Absage - auch wenn diese bis zum 13. Oktober, wenn der Weltrat der FIA den Kalender für 2005 endgültig absegnet, nur vorläufigen Charakter hat. "Der Kurs ist eine große Herausforderung und es gibt in England viel Unterstützung - der Motorsport hat dort eine große Tradition", erklärte Michael Schumacher.#w1#

Weit härter würde eine Absage jedoch die britischen Fahrer und Beteiligten treffen. Für Jenson Button wäre es "verheerend", denn "dein Heim-Grand-Prix ist immer sehr speziell", so der BAR-Honda-Pilot. "Es wäre nicht nur für mich verheerend sondern auch für die Fans, wenn es keinen Großbritannien-Grand-Prix mehr geben würde."

Montoya reagierte eher gleichgültig

Juan-Pablo Montoya sieht die momentane Situation äußerst pragmatisch. "Werde ich traurig sein, wenn ich im nächsten Jahr nicht hier fahre? Es hat immer Spaß gemacht", so der Kolumbianer. Aber: "Wir reisen hierhin, wir reisen dorthin - ich mache, was immer sie mir sagen." Für den 29-Jährigen wäre der Silverstone kein irrsinniger Verlust.

"Silverstone ist ein toller Kurs", erklärte er weiter, doch scheinbar ist er nicht gut genug, um sich energisch für das Rennen einzusetzen. "Die letzten drei Kurven sind lang, langweilig und nutzlos", so Montoya. Ohnehin könnte er kaum etwas erreichen, wenn er sich für das Rennen stark machen würde. "Es ist nicht mein Problem. Wenn meine Meinung es ändern könnte, dann würde ich womöglich auch mehr sagen."

Für Ex-Formel-1-Pilot Mark Blundell wäre der Verlust weit größer. Der Engländer fungiert nicht nur als TV-Experte, er ist auch Mitglied des Klubs der britischen Rennfahrer BRDC, dem die Strecke in Silverstone gehört. "Für den Fahrer gibt es nichts besseres, als vor eigenem Publikum zu fahren", so Blundell. "Das Vereinigte Königreich ist die Heimat des weltweiten Motorsports."

Steuervorteile sollen Grand Prix retten

Zudem bleiben dem 38-Jährigen die Gründe für die Absage verborgen. "Die Anlagen in Silverstone können es mit denen anderer Strecken aufnehmen", erklärte er. "Raum für Verbesserungen gibt es natürlich immer, aber wir sind auch noch ein wenig davon entfernt, dass der Grand Prix wirklich vom Kalender gestrichen wird.

Ein Ausweichen in die Innenstadt von London wäre für Blundell keine geeignete Lösung. "Ich finde das ziemlich lächerlich", erklärte er. "Auf der einen Seite sagt man, dass China der modernste Kurs ist, auf der anderen Seite möchte man in den Straßen von London fahren. Das ist schon ziemlich gegensätzlich."

Währenddessen wird immer offensichtlicher, dass die Bekanntgabe der Silverstone-Rettung zu früh verlautbart wurde. Zwar möchte das Konsortium 'Brand Synergy Ltd.' als neuer Promoter des Rennens auftreten, doch bisher fehlt hierzu die Einigung mit dem Streckenbesitzer BRDC. Dieser wiederum verhandelt weiter, um das Rennen in Eigenregie durchzuführen.

"Noch gibt es keine Lösung", erklärte BRDC-Präsident Sir Jackie Stewart dem 'Guardian'. "Aber ich habe mit Richard Caborn (britischer Sportminister; d. Red.) gesprochen und er glaubt, dass die Position wesentlich besser ist als noch vor einer Woche." Dabei gehe es bei den weiteren Verhandlungen nicht um eine Verringerung der Forderungen von Ecclestone. "Eine mögliche Lösung wäre die Buchhaltungspraxis, um Zugeständnisse und Steuervorteile zu entdecken, die vorher noch nicht in Anspruch genommen wurden."