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  • 10.10.2013 11:44

  • von Stefan Ziegler

Geht runter wie Öl: Vettel schätzt Respekt und Komplimente

Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen zählen Sebastian Vettel zu den Formel-1-Größen, der Weltmeister freut sich darüber, so geschätzt zu werden

(Motorsport-Total.com/Sky) - "Seb ist ein großartiger Champion." Das sind aber nicht etwa die Worte von Red-Bull-Teamchef Christian Horner, sondern die von Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton. Und sie kommen ein bisschen überraschend, nachdem Hamilton im Anschluss an den Großen Preis von Südkorea noch geklagt hatte, dass Sebastian Vettel und dessen Siegesserie die Formel 1 sehr langweilig machen würden.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel: Er dominiert wie einst Schumacher, meinen Kollegen und Experten Zoom

"Das ist zunächst einmal als Kompliment zu verstehen", meint Vettel. Davon, dass er ähnlich dominant agiere wie einst sein deutscher Landsmann Michael Schumacher, will er aber nichts wissen. "Ich denke, die Situation ist ganz anders", sagt Vettel und erklärt: "Es gab wahrscheinlich nur ein Rennen, das da eine gewisse Ausnahme war. In Singapur waren die Abstände einfach unglaublich."

"Wir waren zwei Sekunden schneller als die Autos hinter uns. Es hing aber auch davon ab, wer sich jeweils hinter uns befand, mit welchen Reifen und dergleichen mehr. In Südkorea, das eher Spa ähnlich ist, betrug der Abstand im gesamten Rennen zwischen drei und sechs Sekunden. Vor zehn Jahren waren es 30 bis 60 Sekunden. Das ist ein gewaltiger Unterschied", so der WM-Spitzenreiter.

Vettel nimmt Hamilton die Aussagen nicht krumm

"Nicht falsch verstehen: Es ist toll, wenn du im Auto ein gewisses Polster hast, wenn du um drei Sekunden vorn liegst. Du weißt aber auch: Nur ein dummer Fehler, ein Verbremser, dann sind drei Sekunden gar nichts", sagt Vettel. Und auf einen Fehler des dreimaligen Weltmeisters wartet die Konkurrenz in diesem Jahr vergeblich. Auch ein Grund, weshalb sich Hamilton hat hinreißen lassen?

Formel-1-Experte Marc Surer würde diese These bejahen. "Alle Fahrer müssen frustriert sein", meint der frühere Grand-Prix-Pilot. "Wenn ein Fahrer zum vierten Mal nacheinander Weltmeister wird, verzweifelt man natürlich schon ein wenig. Ich glaube aber nicht, dass Hamilton es böse gemeint hat." Und auch Vettel hegt keinen Groll gegen seinen Konkurrenten, schon gar nicht nach dessen jüngsten Äußerungen.

Hamilton schwärmte ja auch geradezu von Vettel: "Er ist ein toller Mensch, humorvoll und bescheiden. Er verdient jeden Erfolg. Und ich bin dankbar, in einer Ära mit so vielen tollen Fahrern wie ihm fahren zu dürfen." Wer würde sich bei solchen Aussagen nicht geschmeichelt fühlen? "Es ist natürlich sehr nett, dergleichen zu hören", sagt Vettel als Antwort darauf. "Ich denke, das kann ich nur zurückgeben."

Räikkönen: Vettel hat nichts mehr zu beweisen

"Wir Fahrer respektieren uns gegenseitig. Natürlich wird da viel geschrieben und gesagt. Das Wichtigste ist aber, ob es Respekt zwischen den Piloten gibt oder nicht. Ich glaube: Es gibt diesen Respekt", meint Vettel und merkt an: "Ich halte Lewis für einen der derzeit besten Formel-1-Fahrer. Wir kommen ziemlich gut miteinander aus. Ich kann mich also nur bei ihm bedanken und das Kompliment zurückgeben."

Dabei hat Vettel, zumindest laut Lotus-Pilot Kimi Räikkönen, überhaupt gar nichts mehr zu beweisen. Vettel würde schon jetzt den Besten aller Zeiten zählen, meint der Konkurrent des Deutschen. "Seb muss nicht noch mehr Rennen und Titel gewinnen. Er hat schon so viel erreicht. Er ist ein guter Kerl und auch ein guter Fahrer", sagt Räikkönen. Auch Formel-1-Experte Surer "adelt" den Champion.


Fotos: Sebastian Vettel, Großer Preis von Japan


"Inzwischen muss man einfach sagen, dass es nicht mehr um Red Bull geht, sondern nur noch um Vettels Stärke. Das wird leicht übersehen", erklärt Surer. "Wenn das Auto so gut wäre, müsste das Team jedes Mal Doppelsiege herausfahren." Doch das ist nicht der Fall, denn Mark Webber, auch oft von technischen Defekten ausgebremst, liegt in diesem Jahr deutlich hinter Teamkollege Vettel zurück.

Anhaltender Erfolg = Langeweile?

Stellt sich deshalb der Eindruck ein, es wäre langweilig? Ja, meint Surer. "Eine so lange andauernde Dominanz eines Teams und eines Fahrers hat es seit den Erfolgen von Michael Schumacher nicht mehr gegeben. Die Zuschauer heutzutage sind verwöhnt, sie wünschen sich mehr Abwechslung. Wenn also immer der gleiche gewinnt, ist das ein bisschen fad. Der Formel 1 tut das definitiv nicht gut."

Andererseits, und diesen Standpunkt vertritt Surer ebenfalls, könne man den Erfolgen von Vettel auch einiges abgewinnen und diese durchaus positiv bewerten. "Ich bin immer der Meinung, dass der beste Fahrer gewinnen soll. Daher läuft alles richtig", sagt der frühere Formel-1-Pilot. Und was sagt Vettel selbst dazu? "Es gibt kein Geheimnis", so der Red-Bull-Pilot. "Wir haben einfach Spaß und genießen jeden Moment."