• 22.05.2014 14:09

Gegen den "Albtraum": Ferrari will kräftig investieren

Ferrari droht ein Fiasko: 2014 könnte als eines der schlechtesten Jahre der Scuderia in die Geschichte eingehen - Der Traditionsrennstall will nun investieren

(Motorsport-Total.com/SID) - Die rote Göttin dümpelte mal wieder im grauen Mittelmaß herum, und irgendwann kann auch Luca di Montezemolo nicht mehr an sich halten: "Nicht im schlimmsten Albtraum", knurrt der Ferrari-Präsident, "hätte ich mir vorgestellt, dass wir so weit von der Konkurrenz entfernt sind." Fast 90 Sekunden fehlten Ferrari beim vergangenen Rennen in Spanien auf die Spitze. Der Scuderia droht eines der schlechtesten Jahre ihrer Geschichte - di Montezemolo will nun die Geldschatulle öffnen.

Titel-Bild zur News: Ferrari, Logo

Bei Ferrari ist in diesem Jahr - wie so oft - mächtig Feuer unter dem Dach Zoom

"Wir können die Lücke zur Konkurrenz nur schließen, wenn wir gewaltig in die Entwicklungsabteilung der Formel 1 investieren", sagt der 66-Jährige gegenüber der 'Gazzetta dello Sport' - sonst bestehe derzeit keine Chance, schnell an die Spitze zurückzukehren. Derartige Maßnahmen scheinen tatsächlich dringend notwendig angesichts des Entwicklungsrückstandes auf die Rivalen.

"Wir haben mehr als nur ein Problem", sagt auch Vizeweltmeister Fernando Alonso, der seiner Unzufriedenheit bei jeder Gelegenheit Ausdruck verleiht: "Das fängt beim Antrieb an, geht über die Aerodynamik und die Art, wie wir ein Wochenende angehen."

Newey wird nicht helfen können

Star-Designer Adrian Newey wird in naher Zukunft allerdings nicht auf der Gehaltsliste der "Roten" stehen, der 55-Jährige wies entsprechende Gerüchte in Monaco deutlich zurück: "Ich bleibe auf absehbare Zeit bei Red Bull." Ferrari muss seine Probleme demnach also erst einmal ohne Sebastian Vettels Superhirn in den Griff bekommen.

Seit der Einführung der neuen Antriebseinheiten sind Dominator Mercedes, aber auch der kriselnde Weltmeisterrennstall Red Bull weit enteilt. Alonso und Ex-Champion Kimi Räikkönen sind einfach nicht siegfähig, und das ist der Scuderia schon länger nicht mehr passiert - eine Saison ohne Ferrari-Erfolg gab es zuletzt vor 21 Jahren.

Die Ankündigung weiterer Investitionen ist allerdings auch die jüngste von zahlreichen Maßnahmen, um die Stimmung im Rennsportland Italien zu beruhigen. Denn die kritische Presse hat das Feuer längst eröffnet. "Für Ferrari ist die WM nach fünf Rennen bereits zu Ende", schreibt die 'Gazzetta dello Sport', noch deutlicher wird 'Repubblica': "Der F14T ist eine totale Pleite."

Mattiacci: Keine Veränderungen bislang

Erstes Opfer der aufgeheizten Stimmung war bereits der langjährige Teamchef Stefano Domenicali, der im April seinen wohl nicht ganz freiwilligen Rücktritt einreichte. Mit Marco Mattiacci soll nun ein Branchenneuling Ferrari zurück zum Erfolg führen. Die Skepsis in Italien war von Beginn an groß, auch Alonso hatte den Abschied Domenicalis kritisch begleitet. Und der Spanier verspürt auch vor dem Rennen in Monaco wenig Lust, seine Meinung zu verbergen.

"Er muss erst malErfahrungen sammeln, bevor er Entscheidungen treffen kann." Fernando Alonso

"Nicht viel" habe sich geändert, meint der 32-Jährige: "Das wird wohl auch nicht so bald passieren. Er lernt ja noch die Situation kennen, das Umfeld in der Formel 1, die Abläufe an den Wochenenden. Er muss erstmal Erfahrungen sammeln, bevor er Entscheidungen treffen kann."

Das kommt schon fast einer öffentlichen Entmündigung gleich und wird dem Neuen am Kommandostand kaum helfen. Doch Mattiacci ist nun der Mann, der den angestrebten Wandel moderieren muss - und dieser soll notfalls radikal ausfallen. "Ferrari hat alle Ressourcen, um an der Spitze mitzumischen", sagt di Montezemolo: "Und wir machen vor nichts halt - nicht vor der Mentalität, nicht vor der Organisation, nicht bei den Partnerfirmen. Wir wissen, was zu tun ist."