• 14.10.2009 19:45

Gascoyne: "Wir brauchen vielseitige Piloten"

Lotus-Technikchef Mike Gascoyne im Interview über die Fortschritte seines Teams, die noch ungelöste Fahrerfrage und die Beteiligung Malaysias

(Motorsport-Total.com) - In der kommenden Saison werden gleich vier neue Rennställe zur Formel 1 hinzustoßen. Neben Campos, Manor und US F1 wird auch das Lotus-Team um Mike Gascoyne mit von der Partie sein. Der unter malaysischer Flagge operierende Rennstall möchte gleich im ersten Jahr eine solide Leistung zeigen und schaut sich aktuell noch interessiert auf dem Personalmarkt um. Wie Gascoyne im Interview erläutert, soll der Rennwagen schließlich im Februar erstmals auf die Strecke gehen.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne und das Lotus-Team kommen weiterhin sehr gut voran

Frage: "Mike, wie wichtig ist die Fertigstellung des ersten Windkanalmodels von Lotus?"
Mike Gascoyne: "Der Beginn der Windkanaltests ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung eines neuen Formel-1-Autos. Für uns ist das allerdings besonders aufregend, weil wir uns doch auf unsere erste Rennsaison vorbereiten. Seit die FIA unseren Startplatz bestätigt hat, hatten wir eine sehr stressige Zeit."#w1#

"Wir hatten bereits davor schon einige Monate lang an unserer Bewerbung gearbeitet, insofern war die Infrastruktur des Teams bereits vorhanden. Das betrifft auch die Finanzen, die Fabrik und die wichtigsten Managementpositionen. Als unser Startplatz im September bestätigt wurde, haben wir unsere Anwerbung verstärkt und den Entwicklungsprozess des Autos verschärft. An diesem Punkt stehen wir im Augenblick."

"Lotus wird ein durch und durch malaysisches Team sein. " Mike Gascoyne

Frage: "Inwiefern ist Malaysia konkret an diesem Projekt beteiligt?"
Gascoyne: "Unsere Einschreibung war nur dank der Finanzierung durch die Privatwirtschaft Malaysias möglich. Lotus wird also ein durch und durch malaysisches Team sein. Zusätzlich dazu haben wir eine wertvolle Unterstützung durch die malaysische Regierung erfahren. Das geschieht durch die 1Malaysia-Initiative. Im Prinzip werden wir also die malaysische Flagge in der Formel 1 schwenken."

"Ich schließe mich bezüglich unserer Pläne täglich mit unserem Teamchef Tony Fernandes kurz und halte mich derzeit in Malaysia auf, um einige Interviews mit potentiellen Kandidaten für unsere technischen Posten durchzuführen. Das Team ist gegenwärtig dabei, einige malaysische Arbeitskräfte für andere Positionen zu verpflichten. Das sind zum Beispiel die Betätigungsfelder Administration, Marketing und PR."

Die Teamzukunft liegt in Malaysia

Frage: "Das Team hat seine Zelte aktuell in Großbritannien aufgeschlagen. Gibt es einen Plan, langfristig nach Malaysia umzusiedeln?"
Gascoyne: "Die langfristige Vision ist, am Sepang International Circuit ein Technikzentrum ersten Ranges zu etablieren. Gemeinsam mit Tony Fernandes und seinen Partnern haben wir schon mit den Planungen begonnen. So etwas braucht aber natürlich seine Zeit, also haben wir uns zunächst für eine Basis in Großbritannien entschieden."

"Früher oder später wird das Team seine Zentrale in Malaysia haben." Mike Gascoyne

"Wir haben die RTN-Fabrik in Hingham bezogen, aus der wir unsere Formel-1-Operation koordinieren werden, solange sich unsere malaysischen Anlagen im Aufbau befinden. Früher oder später wird das Team seine Zentrale in Malaysia haben. Wir werden dennoch eine kleinere Basis in Großbritannien unterhalten, denn das gibt uns einen logistischen Vorteil, wenn wir in Europa fahren."

Frage: "Welche technischen Partnerschaften bestehen bereits?"
Gascoyne: "Wir haben gemeinsam mit Fondtech an der Aerodynamik gearbeitet und arbeiten auch mit den Getriebespezialisten von Xtrac zusammen. Wir haben einen Motorenvertrag mit Cosworth und erfahren auch die Unterstützung von Verbundwerkstoff-Teams aus Malaysia, die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Autos spielen."

Frage: "Reicht die Zeit wirklich aus, um rechtzeitig vor dem ersten Rennen in Bahrain ein Fahrzeug und ein Team auf die Beine zu stellen?"
Gascoyne: "Wir können uns nicht vor den Herausforderungen verstecken, die sich uns stellen, wenn wir mit dem Auto für das erste Saisonrennen bereit sein wollen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir die vor uns liegende Aufgabe meistern werden. Unser Ziel ist, den Wagen Mitte Februar fertig zu haben, sodass wir vor dem Auftakt in Bahrain noch ein paar vorbereitende Wintertests durchführen können."¿pbvin|512|2057|inside|0|1pb¿

Lotus: Zuverlässige Fahrer gesucht

Frage: "Was sind eure Erwartungen an das erste Jahr?"
Gascoyne: "In Bezug auf unser erstes Jahr müssen wir uns realistische Ziele setzen. Wir sind ein neues Team und haben erst sehr spät mit der Entwicklung begonnen. Es wird daher also schon eine große Leistung sein, in Bahrain zwei Autos in der Startaufstellung zu haben. Hoffentlich können wir uns zur Saisonmitte als das beste der neuen Teams etablieren. Anschließend wollen wir im restlichen Saisonverlauf weitere Fortschritte verzeichnen."

"Wir werden eine enge Beziehung zu den anderen Lotus-Abteilungen pflegen." Mike Gascoyne

Frage: "Wie genau wird sich das Formel-1-Teams in die anderen Lotus-Abteilungen integrieren?"
Gascoyne: "Es ist eine große Ehre, mit einer solch historischen und prestigeträchtigen Formel-1-Marke wie Lotus, vor der ich großen Respekt habe, in Verbindung gebracht zu werden. Wir werden eine enge Beziehung zu den anderen Lotus-Abteilungen pflegen und wir werden alles daran setzen, dass der Name Lotus im Zusammenhang mit unserem Team respektvoll behandelt wird."

Frage: "Gibt es schon eine Fahrerentscheidung im Hinblick auf 2010?"
Gascoyne: "Wir haben uns den Fahrermarkt sehr genau angesehen, um unsere besten Möglichkeiten für das kommende Jahr zu erörtern. Das schließt malaysische Fahrer mit ein. Noch haben wir allerdings keine Entscheidungen getroffen. Wir brauchen vielseitige Piloten."

"Sie müssen zuverlässig sein und technisch versiert, damit sie uns dabei helfen können, den Wagen während der Saison weiterzuentwickeln. Gleichwohl brauchen wir auch Fahrer, die hungrig auf Resultate sind und die jederzeit das kleine Extraquäntchen Leistung aus dem Auto herauspressen können."