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  • 24.10.2001 10:15

  • von Marcus Kollmann

Gascoyne rechnet 2002 mit einem Renault-Sieg

Der Technische Direktor des Teams erwartet 2002 mindestens einen Sieg und einige Punkteplatzierungen

(Motorsport-Total.com) - Für den im Herbst des Vorjahres zu Benetton-Renault gewechselten Technischen Direktor Mike Gascoyne steht das Mindestziel für die Saison 2002 schon lange fest. Mindestens einen Renault-Sieg erwartet der 38-jährige Engländer der sich durch die in der letzten Saisonhälfte kontinuierlich nach oben zeigende Leistungskurve darin bestätigt sieht, dass man die Anfangsschwierigkeiten erfolgreich bewältigt und hinter sich gelassen hat.

Titel-Bild zur News: Mika Gascoyne (Technischer Direktor)

Beim B201 musste Gascoyne erst einmal die Schwachstellen herausfinden und dann ausmerzen

Erntete das Benetton-Renault-Team auf Grund seiner schlechten Startplatzierungen in den Anfangsrennen, als man sogar hinter den schwächeren Minardis stand, Spott, gab es zuletzt auch viel Anerkennung für die guten Leistungen. Was auf Grund des zu Beginn zu langsamen und fehleranfälligen Motors und des schwachen B201 niemand geglaubt hatte, wurde am Ende doch noch wahr: Das Team mauserte sich zu einem regelmäßigem Punkteanwärter und schaffte den Sprung von ganz hinten in das vordere Mittelfeld.

Gascoyne selbst hatte schon vor der Präsentation des B201 in Venedig und danach oft erklärt, dass man sein Team nicht nach der Leistung bei Saisonstart, sondern am Ende des Jahres beurteilen sollte. "Wir wussten, dass wir in der ersten Jahreshälfte ziemlich kämpfen würden müssen", verriet Gascoyne nun der englischen Motorsportpresse. "Es wäre ganz einfach gewesen, hätten wir eine weitere Saison mit dem alten Supertec V10-Motor bestritten. Wir hätten dann durchaus den fünften Platz bei den Konstrukteuren einnehmen können, aber genau das wollten wir nicht", erklärte der Technische Direktor, dessen Team am Ende des Jahres mit 10 WM-Punkten auf Platz 7 bei den Konstrukteuren kam.

"Um die Fortschritte, die wir zuletzt gesehen haben, zu ermöglichen, mussten wir am Anfang einen Kompromiss eingehen. Für unsere Rennfahrer war es natürlich frustrierend, sich als 18. oder 19. zu qualifizieren, jedoch war das nötig, denn wir wollten nicht mit Übergangslösungen unsere langfristigen Pläne aufs Spiel setzen" versuchte Gascoyne zu erklären, weshalb man zunächst den augenscheinlich schwierigeren Weg wählte.

Hagelte es nach bekannt werden des radikalen Motorenkonzepts von Renault, dessen Zylinderwinkel von 111 Grad Furore machte, zunächst viel Kritik und Zweifel der Konkurrenz, bekam diese seit dem Großen Preis von Hockenheim zu spüren, dass die Franzosen die Anfangsprobleme in Form von zu geringer Leistung bei zu hoher Fehleranfälligkeit nach für nach in den Griff bekamen. Dem Doppel-Finish von Giancarlo Fisichella und Jenson Button auf dem Hockenheimring folgten weitere gute Leistungen und in Belgien ein dritter Platz.

Besonders beeindruckend fand Gascoyne die Leistungen von Giancarlo Fisichella, dessen Vertrag man nicht verlängerte und zu Jordan abwandern ließ. Der Engländer bestätigte indirekt, dass es die Erfahrung des Italieners war, welche oftmals die Schwächen des Autos überspielen konnte. Den quasi im Austausch für Fisichella zu Renault kommenden Jarno Trulli, einem Wunschkandidaten von Flavio Briatore, schätzt Gascoyne im Vergleich zu Fisichella gleich stark ein.

"Jarno ist meines Erachtens nach sehr schnell in der Qualifikation, während Giancarlo in einem Rennen besser ist. Beide sind aber meiner Meinung nach potenzielle Siegkandidaten und ich kann gar nicht glauben, dass McLaren keinen der beiden für das zweite Cockpit bei sich jemals in Betracht gezogen hat", übte der Engländer ein wenig Kritik an der Konkurrenz.

Nachdem die Benetton-Ära in der Formel 1 zu Ende gegangen ist, wird der kommende Bolide als Werksauto von Renault auch einen anderen Namen bekommen, aber nicht nur die Abkürzung für das Gefährt wird eine neue sein, auch die Aerodynamik an sich wird im Gegensatz zum "Flickwerk" der diesjährigen Saison ausgefeilter. Da Gascoyne auf die für die Saison 2001 laufenden Entwicklungen durch seinen Wechsel erst spät Einfluss nehmen konnte, war der B201 zu Anfang des Jahres aerodynamisch gesehen sehr schwach. Im Laufe der Saison verbesserte das Team unter Gascoynes Mithilfe und Dank seiner Erfahrungen die Schwachstellen und lieferte fortan, wie eingangs erwähnt, bessere Leistungen ab. Da Renaults erster eigener Bolide voll und ganz unter der Führung von Mike Gascoyne entsteht, darf mit einem von Beginn an konkurrenzfähigem Auto gerechnet werden. Wie konkurrenzfähig es im Vergleich zu den Mitstreitern sein wird, wird sich mit Beginn der auf die Saison 2002 vorbereitenden Testfahrten im Frühjahr des nächsten Jahres zeigen.