• 18.10.2010 15:16

  • von Stefan Ziegler

Gascoyne: "Bei Toyota war ich Sheriff"

Lotus-Technikchef Mike Gascoyne über die Herausforderung eines neuen Teams, seine Rolle bei Toyota und die Aussichten für die kommende Saison

(Motorsport-Total.com) - Mike Gascoyne fühlt sich pudelwohl in seiner Haut: Gemeinsam mit dem Lotus-Team ist es ihm in dieser Saison bislang gut gelungen, die restlichen Neueinsteiger in Schach zu halten - Lotus rangiert in der Gesamtwertung noch vor HRT und Virgin. Diesen Trend will Gascoyne im neuen Rennjahr fortsetzen. Besonders, wo Lotus doch bald mit Renault-Motoren und Red-Bull-Getrieben antritt.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne und das Lotus-Team wollen sich im neuen Rennjahr kräftig steigern

"Speziell die kleinen Teams müssen sich heutzutage nach der Lieferung eines kompletten Antriebsstrangs umsehen. Anders macht es keinen Sinn", begründet Gascoyne diese technische Neuaufstellung gegenüber 'Autosport'. "Wenn du eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern und begrenzte Ressourcen zur Verfügung hast, dann musst du deine Ressourcen bestmöglich einsetzen."

"Angesichts des Concorde Agreements gibt es ein Einkaufslimit. Erlaubt sind einige größere Elemente, unter anderem auch der Antriebsstrang. Entweder bist du diesbezüglich mit einem Hersteller verbunden, der dich mit Motoren und Getriebe versorgt, oder du kaufst es eben ein", meint der Brite. "Unheimlich enttäuschend war 2010, dass ein Bauteil unheimlich unzuverlässig war."

"Das mussten wir für 2011 korrigieren und zugleich einen Schritt nach vorne unternehmen. Es ist also nicht nur eine Problemlösung, sondern auch ein Fortschritt", stellt Gascoyne heraus. "Auf technischer Seite bewegst du dich also auf neustem Stand und kannst dich und deine Designressourcen darauf konzentrieren, das Auto schneller zu machen" - im Falle von Gascoyne noch viele Jahre lang.

Der Technische Direktor hat seinen Vertrag beim Lotus-Team um einige Jahre verlängert und fügt in diesem Zusammenhang hinzu: "Es war schon immer die Absicht, dem Team langfristig erhalten zu bleiben - schon als wir das Team aus dem Nichts erschufen. Die Vertragsverlängerung war da einfach der nächste logische Schritt. Es ist klasse, das zu tun, was man kann und gut beherrscht."

"Und dann sind da auch noch so viele neue Herausforderungen mit drin. Das hält dich frisch und motiviert", findet Gascoyne. Seine Aufgaben bei Lotus seien zudem so viel anders als bei seinem früheren Arbeitgeber. "Bei Toyota war ich in der Rolle des Sheriffs in einer Grenzstadt tätig. Sie wollten jemanden, der die Gesetzlosen zur Strecke bringt", gibt Gascoyne zu Protokoll.

"Sobald man aber alles unter Kontrolle hatte, wollten sie nicht mehr, dass du weiter aufräumst. Daher trennten sich die Wege. Toyota wollte einfach jemanden, der ihre Probleme lösen konnte. Langfristig war ich aber nicht die Person, die sie wollten", meint der Technische Direktor von Lotus und fügt abschließend hinzu: "Hier ist alles anders. Man hat einfach das Gefühl, dass es das eigene Team ist."