• 08.05.2010 10:28

  • von Fabian Hust

Gascoyne: "Anderthalb Sekunden pro Runde schneller"

Der Technischer Direktor von Lotus über die Aufholjagd seines Rennstalls, die Verbesserungen am Auto und die Hoffnungen in seinen Fahrer Jarno Trulli

(Motorsport-Total.com) - Mike Gascoyne hat sich in der Formel 1 schon vielen Herausforderungen gestellt, in diesem Winter hatte er jedoch eine ganz besondere vor sich. Er baute das Lotus-Team auf und konstruierte innerhalb kürzester Zeit ein solides Auto. Natürlich ist man nicht konkurrenzfähig, aber das haben auch HRT und Virgin nicht geschafft - die Formel 1 ist viel zu konkurrenzfähig, als dass man als Neuling gleich an der Spitze mitfahren könnte.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne ist auf der Suche nach einigen fehlenden Sekunden...

Der Brite hatte dem Großen Preis von Spanien schon sehr entgegengefiebert, denn beim Auftakt zur Europa-Saison bringen die Rennställe immer jede Menge Neuerungen mit. Auch für die drei neuen Rennställe stellt das Rennen in Spanien die erste wirkliche Möglichkeit dar, umfangreiche Veränderungen am Auto einzuführen und einen Schritt nach vorn zu machen.#w1#

"Dies ist nun der nächste Schritt", so Gascoyne im Interview mit 'autosport.com'. "Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir jenen Schritt gemacht haben, von dem wir gesprochen haben. Also bin ich ziemlich entspannt."

Beim Großen Preis von China konnte Heikki Kovalainen von den gemischten Wetterbedingungen profitieren und lag zeitweise sogar auf dem sechsten Rang. Doch dann streikte wieder einmal die Technik, worüber Gascoyne enttäuscht ist.

Als kleiner Trost war das Teil eines Lieferanten dafür verantwortlich: "Das bekommen wir in den Griff, aber das System ihres Designs arbeitet sicherlich nicht so, wie es sollte. Sie haben es auf dem Prüfstand intensiv getestet, machten ein paar Vorschläge, haben ein paar überarbeitete Teile, es geht also voran."

Stolz zeigt sich Mike Gascoyne über die Arbeit des Teams, schließlich habe man in Schanghai unter den schwierigen Bedingungen die richtigen Entscheidungen getroffen, und auch die Fahrer blieben fehlerlos.

Um den eklatanten Rückstand auf die Konkurrenz etwas kleiner zu gestalten, hat der malaysische Rennstall jede Menge neuer Teile dabei. Darunter ein überarbeiteter Frontflügel, einen neuen Diffusor, neue Seitenkästen, Windabweiser und Bremskühlungen.

"Es sollte auch einen neuen Heckflügel geben, aber der kommt in der Türkei, weil wir nicht alles rechtzeitig fertig bekommen haben." Vor allem das Gewicht des Autos müsse man noch reduzieren, um in Zukunft eine bessere Gewichtsverteilung zu haben. Gascoyne rechnet in Barcelona mit einer um anderthalb Sekunden gesunkenen Rundenzeit - das wäre ein gewaltiger Schritt nach vorn.

Als Messlatte dient unter anderem das Williams-Team, denn es ist der einzige erfahrene Rennstall, der ebenfalls mit dem in die Formel 1 zurückgekehrten Cosworth-Motor fährt: "Wir wissen, wo der Motor steht, und wir wissen, dass es im Moment nicht unser Problem ist. Es ist hilfreich, Williams zu haben", so Gasyocne gegenüber 'autosport.com' weiter. So möchte er mit seinem Team am Ende der Saison weniger als eine Sekunde Rückstand auf den britischen Konkurrenten haben.

Gascoyne entschied sich, für die ersten Rennen ein konservatives Auto auf die Strecke zu schicken, denn es ging in erster Linie darum, das Rennen zu beenden. So dimensionierte man auch die Kühlung der Bremsen recht groß, um sicher zu sein, dass man angesichts der gestiegenen Benzinmenge im Auto das Rennen auch beenden kann. Nachdem man nun über mehr Erfahrung verfügt, kann man die Einsätze entsprechend kleiner und damit effizienter gestalten.

Mit Heikki Kovalainen und vor allem mit Jarno Trulli hat es Lotus geschafft, zwei erfahrene Piloten unter Vertrag zu nehmen, die nun eine Durststrecke durchmachen müssen: "Ich denke, das wussten sie beide, und das verstehen sie auch."

Besonders mit Trulli hat Gascoyne Mitleid, der in den vergangenen Rennen jede Menge Pech hatte. Der Technische Direktor des Teams kann es kaum erwarten, bis das Auto gut genug ist, um es in der zweiten Qualifying-Durchgang zu schaffen, schließlich gilt der Italiener als einer der besten Qualifying-Piloten.

Wenn das Auto rund eine halbe Sekunde langsamer ist als jenes der Konkurrenz, könne er einen Unterschied ausmachen: "Jarno ist ein Fahrer, der etwas schaffen kann, das er eigentlich gar nicht schaffen kann. Wenn jemand einen Platz gutmachen und es mit einem Auto in den zweiten Qualifying-Durchgang schaffen kann, das dort eigentlich gar nicht sein sollte, ist er der Fahrer, der das schaffen kann. Ich möchte ihm ein Auto geben, mit dem er dies machen kann."