Für Brawn sind die V8-Vibrationen nichts Neues

Aus seiner Benetton-Zeit erinnert sich Ferraris Ross Brawn noch an die Probleme mit einem V8-Motor - Zuverlässigkeit wird entscheidend

(Motorsport-Total.com) - 20 Prozent weniger Leistung, Mindestgewicht, Verbot von exotischen Materialien und Vibrationen, die man bisher in diesem Ausmaß nicht kannte: Die Formel-1-Ingenieure zucken jetzt noch zusammen, wenn sie an die Auswirkungen des neuen Motorenreglements denken. Ferraris Technischer Direktor Ross Brawn nimmt den Konzeptwechsel von 3,0-Liter-V10- auf 2,4-Liter-V8-Triebwerke aber recht gelassen.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn weiß nicht genau, wo Ferrari derzeit mit dem neuen V8-Motor steht

"Weil ich 1994 (bei Benetton; Anm. d. Red.) eines der letzten V8-Autos eingesetzt habe, erinnere ich mich noch gut an die Vibrationen, die eine V8-Konfiguration mit sich bringt", erklärte der Brite gegenüber 'ESPN'. "Meine Kollegen und die Mitarbeiter von Ferrari hatten diese Erfahrung nicht, und es ist noch immer jedes Mal eine neue Erfahrung für sie, wenn plötzlich Teile runterfallen, mit denen es bis jetzt noch nie ein Problem gegeben hat."#w1#

"Die größte Veränderung ist ganz einfach die Vibration des V8. In gewissen Ebenen und gewissen Modi sind die sehr extrem", fuhr er fort. "Man muss alles doppelt montieren, und man muss die Qualitätskontrollen verschärfen. Momentan kollabieren uns noch Komponenten, die in einem V10 viele Kilometer überstanden haben. Es ist eine interessante Herausforderung für jeden Ingenieur. Der Motor hat weniger Drehmoment und Leistung, aber auch Vorteile hinsichtlich der Reifen und der Fahrbarkeit."

Das große Fragezeichen für kommende Saison ist das Kräfteverhältnis, denn weil praktisch alle Teams wieder bei Null beginnen müssen, hat noch niemand wirkliche Anhaltspunkte. Sprich: Man kann die Konkurrenz nicht genau einschätzen und weiß daher während der Wintertestphase kaum, ob man sich mit den aktuellen Leistungsdaten auf einem guten Weg befindet. Erst am 12. März in Bahrain werden die Hosen quasi runtergelassen.

Michael Schumacher

1994 setzte Benetton unter Ross Brawn noch einen V8-Motor von Ford sein Zoom

"Wir wissen nicht, wo wir sein sollten", seufzte Brawn. "Bei Leistung, Drehzahl, Benzinverbrauch: Was ist die Referenz? Über einen bestimmten Zeitraum erwirbt man in der Formel 1 solche Informationen. Man kann die anderen Teams beobachten und sieht, was möglich ist - und das versucht man dann natürlich selbst zu erreichen. Beim neuen V8-Motor weiß aber niemand so genau, ob 700 PS genug sind, 750 oder gar 800. Wer weiß?"