Frischer Wind bei Ferrari: Voller Angriff nach Tunnel-Upgrade

Der fehlerhafte Windkanal in Maranello wurde massiv aufgebessert, zudem fallen die größten Problemzonen beim Modellieren weg: Ferrari ist bereit für die Zukunft

(Motorsport-Total.com) - Von Maranello nach Köln und wieder zurück: Seit Oktober hat Ferrari den Rückumzug in den eigenen Windkanal erfolgreich gemeistert. Zwei Jahre lang musste man in den Windtunnel des ehemaligen Toyota-Teams ausweichen, weil die hauseigene Anlage falsche Korrelationen zwischen Kanal und Strecke ausspuckte und somit für große Nachteile sorgte. Jetzt ist man wieder zurück, der Windtunnel in Maranello läuft auf Vollzeit - doch die ersten Arbeiten am Auto für 2014 musste man bis dahin trotzdem auswärts vornehmen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Windkanal

Der Ferrari-Windkanal wurde wieder auf den richtigen Stand gebracht Zoom

Nun gibt es für Ferrari keine Ausreden mehr: Alle Teams beginnen für die kommende Saison bei null und in Maranello werden (hoffentlich) keine falschen Korrelationen mehr ausgespuckt. Was das nämlich für einen Nachteil bedeutet, erklärt der für das Chassis zuständige Technische Direktor James Allison: "Man kann in der Boxengasse jedes Team fragen, und alle werden sagen, dass die vergangenen Jahren eine knifflige Zeit waren, was die Korrelation angeht", holt er weit aus.

"Es gibt zwei Dinge, die bei der aktuellen Fahrzeug-Generation eine Rolle spielen: die Form der Reifen realitätsgetreu in den Windkanal zu übertragen und die Wirkung des Auspuffs realitätsgetreu umzusetzen. Bei der aktuellen Fahrzeuggeneration muss man beide Aspekte punktgenau treffen, denn es ist entscheidend, wie der Auspuff in die Lücke zwischen Reifen und Unterboden bläst, wie viel Abtrieb durch den Auspuff entsteht und inwiefern sich die Erwartungen dann tatsächlich auf der Strecke umsetzen lassen. In beiden Fällen ist es schwierig, das als Modell zu simulieren."

Und wenn man bei diesen Dingen die Korrelation hinbekommt, dann sei man erfolgreich, so der Ferrari-Mann. Doch genau das war eben das Problem der Scuderia - mit der Betonung auf war. Denn 2014 soll einerseits das Korrelationsproblem im Windkanal gelöst sein, und zum anderen macht auch das technische Regelwerk die Sache leichter: "Glücklicherweise gibt es in der kommenden Saison kein Auspuff-Anblasen mehr", erklärt Allison - wieder ein Problem weniger.


Fotos: Ferrari-Weltfinale in Mugello


Doch wenn auf der einen Seite Dinge vereinfach werden, tauchen auf der anderen Seite neue Hindernisse irgendwo auf. Am gravierendsten wird das im kommenden Jahr die Änderung des Frontflügels sein: "Wir haben vor Ewigkeiten in der technischen Arbeitsgruppe darüber abgestimmt, den Frontflügel etwas weniger empfindlich zu machen, wenn es am Start zu Berührungen kommt, denn derzeit befindet sich der Frontflügel auf Höhe der Reifen", so der Technikchef.

"Die Breite des Frontflügels wurde also ein bisschen reduziert, um ihn weniger empfindlich zu machen. Das hat aber einen Großteil der Entwicklungen der vergangenen Jahre bei den Frontflügel-Endplatten, also diese Entwicklungsrichtung, in die wir gegangen sind, so gut wie obsolet gemacht. Wir müssen das jetzt von null weg neu erfinden - in diesem Bereich gute Arbeit zu leisten, wird für alle Teams eine große Herausforderung sein."

Doch Ferrari kann sich nun wieder auf einen zuverlässigen Windkanal verlassen. Zwar waren dazu enorme Investitionen nötig, doch nun möchte man die Früchte dieses Upgrades ernten. "Das wird sich in den kommenden Jahren extrem positiv auswirken", ist sich Allison sicher. Der Angriff auf die Red Bull kann also kommen.