• 22.06.2001 20:07

  • von Marcus Kollmann

Freitags-Pressekonferenz

Pedro de la Rosa, Nick Heidfeld, Jos Verstappen, sowie Norbert Haug, Kazutoshi Nishizawa und Mario Theissen im Kreuzverhör

(Motorsport-Total.com) - Auf der offiziellen Pressekonferenz der FIA am Freitag auf dem Nürburgring, stellten sich die Fahrer Pedro de la Rosa (Jaguar-Racing), Nick Heidfeld (Sauber-Petronas) und Jos Verstappen (Arrows-Asiatech), sowie die Vertreter der Motorenhersteller, Norbert Haug (Mercedes-Benz), Kazutoshi Nishizawa (Honda) und Dr. Mario Theissen (BMW) den Fragen.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld auf der Pressekonferenz der FIA

Nick Heidfeld auf der Pressekonferenz der FIA am Freitag

Frage: "Herr Nishizawa, würden Sie sich freuen, wenn die Leistungsfähigkeit der in der Formel 1 verwendeten Motoren reduziert wird?"
Katzutoshi Nishizawa: "Vom Sicherheitsstandpunkt aus gesehen würde Honda zustimmen, die Motorenleistung auf 2,5 Liter zu reduzieren."

Frage: "Wir haben viel über Honda gehört, dass Sie sich womöglich von einem ihrer zwei Teams trennen könnten. Wie sieht die Situation denn nun genau aus?"
Nishizawa: "Ich weiß nicht wo und wie dieses Gerücht entstanden ist, aber wir beliefern nächste Saison beide Teams. Wir haben in Malaysia BAR und Honda unseren Motor für die Saison 2002 präsentiert und uns seitdem mehrmals mit beiden Teams zusammengesetzt. Jedoch haben wir nie beabsichtigt uns von einem Rennstall zu trennen."

Frage: "Norbert, ihre Meinung in Sachen Reduzierung der Motorenleistung durch Begrenzung auf 2,5 Liter Hubraum."
Norbert Haug: "Unsere Meinung ist die, dass es nichts zu verändern gibt, denn eine Begrenzung des Hubraums würde nicht die Rundenzeiten senken oder die Sicherheit in der Formel 1 verbessern. Wenn wir niedrigere Rundenzeiten erreichen wollen, dann kann das nur in einer Art Prozess von Maßnahmen passieren, aber ehrlich gesagt hat der Motor kaum Einfluss auf niedrigere Rundenzeiten. So sehen wir diese Sache zumindest. Auf der anderen Seite ist es wichtig, sicherzustellen, dass die Formel 1 etwas Besonderes bleibt. Einen Achtzylinder-Motor in der Formel 1 einzusetzen ist einfach nicht der richtige Weg, so sehe ich, Mercedes-Benz und DaimlerChrysler das. Ein Zehnzylinder ist für alle beteiligten Hersteller die beste Lösung. Wenn man den Hubraum um 500 Kubikzentimeter verringern will wird das rein gar nichts bringen. Es müssen andere Lösungen gefunden werden."

Frage: "Sie hatten unlängst ein paar Probleme mit der Zuverlässigkeit. Inwiefern hat Sie das beunruhigt?"
Haug: "Ich denke, dass man immer besorgt ist wenn es Probleme dieser Art gibt. Ich bin überzeugt, dass keiner meiner Kollegen von den anderen Top-Teams ihnen garantieren kann beide Autos immer ins Ziel zu bringen, wenngleich so das Ziel lautet. Letztes Jahr waren wir das Team, welches die höchste Zuverlässigkeit hatte. Ich bin zuversichtlich, dass wir uns wieder dem Standard nähern. Wir hatten aber nicht einfach nur Pech, sondern wir haben unsere Aufgabe einfach nicht gut genug erledigt. In Monaco waren wir noch nicht einmal in der Lage von der Pole Position zu starten, was etwas ist, was man nun ganz und gar nicht erleben will. Ein starkes Team kann sich aus solch einer Situation aber fangen und das ist meiner Meinung nach das Wichtigste. Ich denke, dass es falsch wäre davon auszugehen, dass es uns weiterhin so ergehen wird wie in den letzten Rennen. Wir hätten mehr Grand Prix gewinnen sollen, haben aber letzten Endes nur zwei gewonnen. Vielleicht können wir das jetzt aber wieder ändern. Derzeit haben wir drei starke Teams, welche in der Lage sind Rennen zu gewinnen, was natürlich für die Medien sehr gut ist, gibt es doch so eine Menge zu berichten. Für uns als Team macht es die ganze Sache natürlich nicht leichter, aber wir haben gute Zweikämpfe auf der Rennstrecke und nebenher ein gutes Verhältnis untereinander, was sehr gut für die deutschen Automobilhersteller ist."

Frage: "Dr. Theissen, was ist ihre Meinung in Bezug auf den Vorschlag, die Leistungsfähigkeit der Motoren zu reduzieren?"
Dr. Mario Theissen: "Unsere Meinung ist die, dass eine Reduzierung von 3 Liter auf 2,5 Liter Aggregate die teuerste Methode wäre, um die Autos einzubremsen. Viel wichtiger ist aber die Tatsache, dass die Autos dadurch auf den Geraden nur geringfügig langsamer würden. Wenn man sich einmal die Ursachen für die Unfälle im letzten Jahr anschaut, dann war meiner Meinung nach bei keinem eine zu hohe Höchstgeschwindigkeit der Auslöser. Meiner Meinung nach wäre das der falsche Weg. Die Formel 1 ist schließlich die Königsklasse des Motorsports und sollte deshalb nicht nur über die schnellsten Autos verfügen, sondern auch über die leistungsstärksten Motoren. Es heißt ja schließlich Formel 1 und nicht Formel Sorry."

Frage: "Sie konnten sich bislang über einige Erfolge freuen, hatten aber auch mit Problemen in Sachen Standfestigkeit zu kämpfen. Wie groß sind die Probleme denn?"
Mario Theissen: "Vier Zielankünfte bei 16 Starts ist nicht gerade ein zufrieden stellendes Ergebnis. Andererseits haben wir haben wir bei nur vier Punkteankünften 28 WM-Zähler geholt, was wirklich gut ist und beweist, dass unsere Leistungsfähigkeit in Ordnung ist. Wir müssen uns einfach auf die Zuverlässigkeit des gesamten Paketes konzentrieren, denn nicht nur der Motor eines Formel-1-Autos ist während eines Grand Prix starken Belastungen ausgesetzt, sondern das gesamte Auto. Ich hoffe, dass wir in der zweiten Saisonhälfte mehr Zielankünfte erreichen werden."

Frage: "Pedro, hat dieser eine Punkt in Kanada deine Situation geändert? Was für ein Gefühl war das für dich?"
Pedro de la Rosa: "Nein, nicht wirklich. Es ist sehr gut einen Punkt zu erzielen, und ein Rennen zu beenden ist natürlich ein tolles Gefühl. Für Jaguar war das ja meine erste Zielankunft überhaupt, aber wenn man sich einmal die letzten Rennen vom Vorjahr anschaut, welche ich für Arrows bestritt, und dazu die ersten Rennen für Jaguar nimmt, dann habe ich eine lange Periode nie die schwaz-weiß-karierte Flagge gesehen. Es war gut für mich einen Punkt geholt zu haben, was durch Jos Verstappens Ausfall etwas begünstigt wurde. Ein viel schöneres Gefühl war es aber in Kanada im Rennen konkurrenzfähig gewesen zu sein."

Frage: Bist du nach deiner langen Pause jetzt bereits wieder voll im Rennfahreralltag drin, oder warst du nie so richtig da raus?"
de la Rosa: "In die Formel 1 zurückzukehren war kein Problem für mich. Es hat nicht lange gebraucht, bis ich mich wieder voll und ganz an alles gewöhnt hatte. Das einzige Problem für mich war der Umstand, dass ich nicht so einen guten Start hatte wie ursprünglich gedacht. Dafür gab es aber viele Gründe. Als Rennfahrer, vor allem wenn man zwei Jahre lang Formel 1 gefahren ist, ist man nach zwei Runden wieder im ganzen Geschehen drin."

Frage:"Nick, zuerst einmal die Frage, wie es dir jetzt geht, nachdem du die Testfahrten in Silverstone letzte Woche vorzeitig hattest abbrechen müssen?"
Nick Heidfeld: "Mir geht es gut. Ich habe nach dem Test in Silverstone einige Ärzte aufgesucht. Ich hatte keine ernsten Probleme, nur ein paar überdehnte Muskeln, weshalb ich ein paar Tage kürzer treten musste."

Frage: "In gewisser Weise ist das hier dein Heim-Grand-Prix, aber das hat dir in der Vergangenheit nicht unbedingt Glück gebracht."
Heidfeld: "Nicht immer, aber letztes Jahr konnte ich am Rennen nicht teilnehmen, sodass das hier mein erster Formel-1-Grand-Prix sein wird. In der Formel 3000 hatte ich hier zwei Mal Pech, aber da hatte das Team jeweils einen Fehler gemacht, nicht ich. Einmal konnte ich meine Pole Position nicht nutzen weil ich illegales Benzin hatte, was mir den Gewinn der Meisterschaft im ersten Jahr zunichte gemacht hat. Letztes Jahr wurde ich disqualifiziert weil mein Auto um zwei Kilogramm zu leicht war. In der Formel 3, Formel Ford und in der Formel 3000 mit Pole Positionen, hatte ich hier aber einige Erfolge. Ich mag die Strecke auch."

Frage: "Jos, wir sehen sich dich immer zu Beginn eines Rennens durch das Fahrerfeld nach vorne fahren, was zum einem sicherlich deinem leichten Auto, zum anderen aber auch dir zuzuschreiben ist. Wie siehst du das?"
Jos Verstappen: "Es ist ziemlich anstrengend sich seinen Weg nach vorne durchzukämpfen, denn alle Fahrer versuchen ja Plätze am Start gutzumachen. Ich muss eingestehen, dass ich darin sehr gut bin, aber auch, dass wir in den letzten Rennen mit einem leichten Auto gestartet sind. Das macht es natürlich ein wenig leichter. Ich achte immer darauf, dass ich gut starte. Danach halte ich dann Ausschau nach einer Lücke durch die ich schlüpfen kann und nutze meine Chance. Zuletzt hat das auch immer ganz gut geklappt."

Frage: "Pedro, du warst zuerst Testfahrer für Jaguar. Inwiefern ist es jetzt ein Problem für das Team, dass man keinen Vollzeit-Testfahrer hat?"
Pedro de la Rosa: "Ich selbst sehe darin eigentlich keinen Nachteil für uns, denn als ich als zweiter Fahrer verpflichtet wurde habe ich erklärt, dass ich alle Testfahrten selbst bestreiten möchte. Ich mag Testfahrten und die Tatsache, dass ich etwas später erst an der Weltmeisterschaft teilgenommen habe, hat mir die Möglichkeit gegeben das Auto und das Team kennenzulernen. Aus Sicht des Teams benötigen wir ganz sicher einen Testfahrer, aber nicht nur des Testens wegen, sondern falls Eddie oder mir etwas zustoßen sollte."

Frage: "Norbert, gibt es irgendetwas in Sachen Vertragsverlängerung mit ihren Fahrern zu berichten?"
Norbert Haug: Nichts, dass ich ihnen mitteilen könnte. Wir arbeiten daran, aber man sollte keine Überraschungen erwarten. Die Gespräche laufen. Wir werden so schnell wie möglich etwas mitteilen, sobald es etwas mitzuteilen gibt. Es ist jetzt ja erst Ende Juni, sodass noch keine Notwendigkeit besteht sich damit zu beeilen."

Frage: "Norbert und Mario, planen Sie jemals mehr als nur einen Rennstall mit Motoren zu beliefern?"
Mario Theissen: "Wir planen in dieser Hinsicht nichts, denn wir sind mit unserer gegenwärtigen Situation sehr zufrieden. Meine persönliche Meinung ist die, dass man nur durch die Zusammenarbeit mit einem Team das Beste aus dem Paket Auto/Motor herausholen kann. Zwei Teams zu betreuen wäre in meinen Augen ein Nachteil, denn man könnte nie beide gleich behandeln."
Norbert Haug: "Wir sehen das genauso. Wir sind einfach nicht in der Lage, um zwei Teams versorgen zu können. Jedoch finde ich es sehr wichtig, dass es Hersteller gibt die mehr als nur ein Team mit Motoren beliefern. Ich denke, dass das was Ferrari tut, die Vorjahresmotoren an zwei Teams zu verkaufen, der Formel 1 wirklich hilft. Wir können das aber leider nicht tun."