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Franz Tost: "Micks Karriere bestimmt das Interesse in Deutschland"

AlphaTauri-Teamchef Franz Tost erklärt, warum die Formel 1 in Deutschland aktuell einen schweren Stand hat - Ohne einen neuen "Helden" kein Aufschwung in Sicht?

(Motorsport-Total.com) - In der Formel-1-Saison 2023 wird es mit Rückkehrer Nico Hülkenberg nur einen deutschen Fahrer in der Königsklasse geben. Sebastian Vettel hat seine Karriere am Ende der Saison 2022 beendet, Mick Schumacher fand nach zwei Jahren bei Haas kein Stammcockpit mehr.

Titel-Bild zur News: Mick Schumacher, Sebastian Vettel

Mick Schumacher und Sebastian Vettel fahren 2023 nicht mehr in der Formel 1 Zoom

AlphaTauri-Teamchef Franz Tost befürchtet, dass sich das äußerst negativ auf das Formel-1-Interesse in Deutschland auswirken könnte. "Micks Karriere bestimmt das Interesse in Deutschland. Ein Nico Hülkenberg kann das nicht alleine schaffen", sagt er im Gespräch mit 'Sport1'.

Zwar gibt es mit Mercedes eine deutsche Marke, die seit Jahren Siege und Titel in der Formel 1 einfährt. Aber: "Die Leute brauchen Helden - und zwar aus Fleisch und Blut, nicht aus Metall", betont Tost und erinnert an das Comeback von Michael Schumacher bei den Silberpfeilen.

"[Die Fans] wollten auch damals Michael Schumacher siegen sehen und nicht den Motor oder das Auto von Mercedes. Nur Helden lösen einen Boom aus. Wie es Michael Schumacher gezeigt hat", so Tost, der Sohn Mick zutraut, diese Rolle irgendwann auszufüllen.

Mick Schumacher "hätte der neue Held werden können"

"Er hätte der neue Held werden können, aber leider ist er jetzt erst mal raus aus der Königsklasse. Was ich schade finde. Ich hätte ihn gerne bei AlphaTauri gesehen, und zwar nicht wegen des Namens, sondern weil ich an sein Talent und seine Fähigkeiten glaube", betont Tost.

"Man gewinnt nicht einfach so die Formel 3 - und Formel 2-Meisterschaften", bricht er eine Lanze für den 23-Jährigen, der für 2023 als Ersatzpilot bei Mercedes anheuerte. Ziel müsse es laut Tost sein, "dass Mick so schnell wie möglich wieder den Weg ins Starterfeld findet."

Denn: "Du wirst nur richtig von der breiten Masse wahrgenommen, wenn du ständig im Fokus stehst. Und das tut man nur als Einsatzpilot", so Tost, der im Hinblick auf ein mögliches Comeback in der Startaufstellung sagt: "Unmöglich ist das nicht, aber auch nicht einfach."


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Bereits einige Wochen zuvor hatte der langjährige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug die aktuelle Situation der Formel 1 in Deutschland scharf kritisiert und als "Trauerspiel" bezeichnet, "für das sich jeder Motorsportenthusiast nur fremdschämen kann".

Kein Grand Prix mehr, nur noch ein Fahrer

Bereits seit Jahren gibt es keinen festen Deutschland-Grand-Prix im Formel-1-Kalender mehr, der letzte deutsche Sieg durch Sebastian Vettel liegt inzwischen mehr als drei Jahre zurück. Eine längere Durststrecke gab es für Deutschland zuletzt vor mehr als 30 Jahren.

1992 konnte Michael Schumacher in Spa den ersten deutschen Formel-1-Sieg seit Jochen Mass 1975 einfahren. Anschließend gab es bis 2019 lediglich im Jahr 2007 keinen deutschen Erfolg. "Deutschland ist verwöhnt", hat angesichts solcher Zahlen auch Franz Tost beobachtet.

Die Situation sei vergleichbar mit der im Fußball. "Ich bin überzeugt, dass das geringere Interesse bei der letzten WM auch mit den schlechten Ergebnissen der Nationalmannschaft zu tun hat. Wären sie ins Finale gekommen, hätte halb Deutschland auch die Spiele in Katar verfolgt", glaubt Tost.


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