Franz Tost: Jochen Rindts Lotus hat mich "elektrisiert"
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost erklärt, warum sich die Regelmacher für 2021 an Jochen Rindts Lotus 72 ein Beispiel nehmen sollten und welche Wünsche er hätte
(Motorsport-Total.com) - Durch das Verbot der Tankstopps im Jahr 2010 und die Einführung der Hyridmotoren sind die Formel-1-Boliden deutlich länger geworden und wurden von Zynikern bereits als "Autobus" oder "Lkw" bezeichnet. Ab 2021 soll der Radstand aber wieder kürzer werden und vom Reglement vorgegeben sein. Für Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost eine gute Nachricht. "Die aktuellen Autos sehen gut aus, aber ich finde sie ein bisschen zu groß, sie sollten kompakter sein. Ich hoffe, dass sie jetzt in diese Richtung gehen, denn das würde fantastisch aussehen."
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Rindts Lotus 72: Dieses Auto hatte es Franz Tost in den 1970er-Jahren angetan Zoom
Tost wünscht sich ein schnörkelloses Design. "Wenn ich mich an die 1970er-Jahre erinnere: Der Lotus hat mich damals elektrisiert, als ich ihn das erste Mal sah", gibt der Österreicher zu. "Und dann hat Jochen Rindt auch noch mit diesem Auto gewonnen. Das war etwas Besonderes. Und man hat von Anfang an gesehen, dass dieses Auto speziell ist. Es hat sich damals von den anderen Autos unterschieden."
Damit spielt Tost auf den legendären Lotus 72 aus der Feder von Colin Chapman an, der als erstes Formel-1-Auto die Kühlung in den Seitenkästen und nicht in der Nase untergebracht hatte. Die Keilform des Boliden prägte die Formel 1 bis heute.
Tost: Simple Form des Lotus 72 wäre gutes Vorbild
Das vor Innovationen strotzende Auto barg allerdings auch einige Sicherheitsrisiken, wie Rindt auf tragische Weise bei seinem Todessturz in Monza im Jahr 1970 erfahren musste. Damals brach die Bremswelle der im Chassis angebrachten Bremsscheiben, weil sie den Belastungen nicht standhielt. Rindt kam dadurch im Qualifying beim Anbremsen der Parabolica von der Strecke ab und erlag seinen Verletzungen. Er wurde als einziger Pilot der Formel-1-Historie posthum Weltmeister.
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Franz Tost würde die Bargeboards und Zusatzflügel aus der Formel 1 verbannen Zoom
Im Gegensatz zu den heutigen Autos mit ihren ausgeklügelten Bargeboards bestach das damalige Design aber mit einer windschnittigen, simplen Form. Wenn es nach Tost geht, sollte die Formel 1 wieder in diese Richtung gehen. Das wäre "ganz einfach", wie er klarstellt: "Ich würde all die Bargeboards und Zusatzflügel verbannen, die die Autos vielleicht ein paar Zehntel schneller machen, aber dem optischen Erscheinungsbild schaden. Das wäre durchaus machbar. Sie müssen es nur tun."
Tost: Warum das Reglement diesmal hält, was es verspricht
Doch wollte man die Autos nicht auch schon 2014, als die Designer mit ihren unförmigen Nasendesigs das Reglement umgingen, attraktiver machen? Tost sieht einen grundlegenden Unterschied: "Damals wurde das Reglement von den Technikchefs der Teams bestimmt", spielt er auf die technische Arbeitsgruppe an, die damals den Reglemententwurf erstellte. "Jetzt hat die FOM eine ganz andere Infrastruktur. Ross Brawn, Pat Symonds und die anderen Aerodynamikspezialisten wissen, was getan werden muss, um all die aerodynamischen Hilfsmittel loszuwerden, damit man ein schnörkelloses Auto hat."
Tatsächlich stützt bereits das Reglement für die kommende Saison erstmals auf wissenschaftlichen Untersuchungen, die Liberty-Technikchef Brawn in Auftrag gegeben hatte. Dadurch hofft man nach den gescheiterten Versuchen der Vergangenheit, dass auch das Überholproblem endlich gelöst werden könnte.
Würde Tost selbst für das Aerodynamikreglement zuständig sein, wäre die Ausrichtung jedenfalls "ganz einfach", wie er klarstellt: "Ich würde all die Bargeboards und Zusatzflügel verbannen, die die Autos vielleicht ein paar Zehntel schneller machen, aber dem optischen Erscheinungsbild schaden. Das wäre durchaus machbar. Sie müssen es nur tun."
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