Frankreich steckt in der Formel 1 in einer Krise

Außer ChampCar-Meister Bourdais hat Frankreich derzeit kaum Formel-1-Hoffnungen - 2005 kein Franzose in der Königsklasse

(Motorsport-Total.com) - Die "Grande Nation" steckt in einer Krise, was die Formel 1 angeht: Zwar ist der Grand Prix in Magny-Cours seit gestern gesichert, doch durch den Rücktritt von Olivier Panis wird 2005 kein einziger französischer Fahrer in der Königsklasse am Start sein. Dabei lief es in der ChampCar-Serie und in der Rallye-WM vergangene Saison wie am Schnürchen.

Titel-Bild zur News: Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais sorgte mit dem ChampCar-Titel für viel Aufsehen

In Amerika sorgte Sebastien Bourdais mit seinem Titel bei den ChampCars für Aufsehen, während Sebastien Loeb die Rallye-Weltmeisterschaft für sich entscheiden konnte. Wer aber soll das in der Formel 1 entstandene Loch stopfen? Renault-Testfahrer Franck Montagny hat derzeit keine Aussichten auf eine Beförderung zum Stammpiloten, und auch sonst zeichnen sich keine ernsthaften Kandidaten ab.#w1#

Prinzipiell "ein großartiges Jahr" für Frankreich im Motorsport

Jacques Regis, Präsident der 'FFSA', quasi dem französischen Pendant zum 'ADAC' in Deutschland, hofft daher umso mehr, dass sich die Erfolge in anderen Kategorien bald auch auf den Formel-1-Nachwuchs niederschlagen werden: "Es war doch ein großartiges Jahr für den französischen Motorsport", erklärte er. "Die Erfolge von Bourdais und Loeb sind eine Inspiration für junge Talente, die in den Rennsport einsteigen wollen."

Darüber hinaus unterstrich er die an und für sich hervorragenden Gegebenheiten - schließlich gibt es landesweit nicht weniger als 70.000 Halter einer Rennlizenz. Regis ist daher zuversichtlich, dass sich auch die Wirtschaft stärker engagieren wird: "Wir wollen französische Unternehmen dazu ermutigen, sich vermehrt für den Motorsport einzusetzen. Dann könnten wir langfristigen Erfolg im internationalen Motorsport erreichen."

Schon jetzt gibt es neben dem offiziellen Förderprogramm der 'FFSA' separate Hilfen für den Nachwuchs, in erster Linie initiiert von Renault und dem Mineralölkonzern 'elf'. Doch trotz aller Bemühungen hat die "Grande Nation" in letzter Zeit niemanden hervorgebracht, der sich ernsthaft für die Formel 1 aufdrängen würde. Der letzte französische Grand-Prix-Sieg geht zurück ins Jahr 1996, als Panis in Monaco triumphierte.

Bourdais will Kontakt zu Frank Williams aufnehmen

Immerhin scheint ChampCar-Export Bourdais nun Blut geleckt zu haben, denn Berichten zufolge möchte er sich um das noch offene Cockpit bei BMW-Williams bewerben. Dort stehen allerdings Antonio Pizzonia, Anthony Davidson und Nick Heidfeld wesentlich höher im Kurs. Bliebe lediglich die Möglichkeit, zu Jaguar, Jordan oder Minardi zu wechseln. Das schließt der 25-Jährige aber aus: "Selbst wenn ich wollte, hätte ich keine fünf Millionen Dollar an Sponsorengeldern."

Somit müssen sich die französischen Fans wohl auch in Zukunft damit begnügen, Renault und dem Reifenhersteller Michelin die Daumen zu drücken. Zumindest vage besteht aber auch Hoffnung, dass das wahrscheinlich größte Aushängeschild der Nation bald in die Formel 1 zurückkehren wird: Alain Prost, vierfacher Weltmeister der Königsklasse, überlegt angeblich, als Teamchef einen Neuanfang zu wagen. Noch ist aber völlig unklar, bei welchem Rennstall er unterkommen könnte.