• 31.01.2003 13:08

Frank Williams: Biografie und Kurzinterview

Frank Williams über das neue Reglement, den neuen FW25, die Jagd auf Ferrari und die wirtschaftliche Situation bei Williams

(Motorsport-Total.com) - Frank Williams wurde am 16. April 1942 im englischen South Shields geboren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Die Familie lebt in Berkshire (GBR). Frank Williams interessiert sich in seiner knapp bemessenen Freizeit für Luftfahrt, Geschichte, Sprachen und Zeitgeschehen.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams ist der Mann hinter dem Williams-Rennstall

Williams verbrachte den größten Teil seiner Jugend an der Grenze zu Schottland und besuchte ein Internat bei Dumfries. Dort begann er, die Leistungen von Mike Hawthorn und Peter Collins zu verfolgen ? sein Interesse am Motorsport war geweckt. Zur Passion wurde es 1958, als er den Großen Preis von Großbritannien in Silverstone besuchte, eines seiner ersten Autorennen.

Williams erinnert sich an seine ersten Erfahrungen am Steuer eines Autos. Als 15-Jähriger fuhr er den Morris 1000 seiner Mutter. Er hatte von Anfang an ein intensives Interesse am Automobil. Die Rennleidenschaft wurde mit dem Erwerb eines Austin A35 geweckt, der vormals Graham Hill gehört hatte. Nach einem Rennunfall in Mallory Park war es ein gewisser Jonathan Williams, ein Namensvetter, der ihn aus dem Auto zog. Der Retter wurde anschließend zu einer wichtigen Figur für Frank Williams, weil er durch ihn zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Motorsport kennen lernte. Nach und nach verlagerten sich Frank Williams? Interessen von den eigenen Rennaktivitäten hin zum Management.

Nachdem er verschiedene Autos für andere Fahrer vorbereitet und sein eigenes Formel-2-Team geführt hatte, setzte er 1969 seine Formel-1-Pläne in die Tat um. Sein enger Freund Piers Courage, der bereits 1968 bei ihm Formel 2 gefahren war, wurde im Debütjahr Achter in der Formel-1-Fahrerweltmeisterschaft. 1970 schlug das Schicksal zu: Courage kam beim Grand Prix von Holland in Zandvoort ums Leben, Williams hatte seinen Wagen für den italienischen Hersteller de Tomaso eingesetzt.

Mit großer Willensstärke und Zielstrebigkeit verfolgte Frank Williams seine Ziele trotz dieses großen persönlichen Verlustes weiter. 1978 wurde Williams Grand Prix Engineering gegründet, damit begann eine der erfolgreichsten Partnerschaften der Formel-1-Geschichte: Williams engagierte Patrick Head als Konstrukteur.

1986 erlitt Frank Williams auf dem Rückweg von einem Test auf der französischen Rennstrecke Paul Ricard einen Autounfall. Die schweren Verletzungen fesselten ihn an den Rollstuhl ? seinen eisernen Willen aber brachen sie nicht. Zusammen mit Patrick Head gewann er neun Mal die FIA Formel-1-Weltmeisterschaft der Konstrukteure, sieben Mal stellten sie den Weltmeister der Fahrer.

Williams hat sich trotz seiner schweren Behinderung nicht unterkriegen lassen. Er bewältigt lange Bürotage und nimmt die strapaziösen Reisen zu sämtlichen Grands Prix auf sich. "Ein Leben ohne die Formel 1", sagt er, "kann ich mir nicht vorstellen."

Als weitere Auszeichnungen empfing Frank Williams 1981 und 1994 den "Queen?s Award for Export Achievement", eine königliche Auszeichnung für im Ausland erfolgreiche Unternehmen. In der "New Years Honours List" von 1999 wurde Frank Williams in den Ritterstand erhoben, bereits 1986 war er mit dem Titel "Commander of the British Empire" geehrt worden. Außerdem gehört er zu den wenigen ausländischen Mitgliedern der französischen Ehrenlegion, eine Auszeichnung für die zusammen mit Renault errungenen Erfolge.

Fragen an Frank Williams:

Frage: "Glauben Sie, dass der Formel-1-Sport für 2003 und darüber hinaus den richtigen Weg eingeschlagen hat?"
Williams: "Ich glaube, dass für die kommende Saison einige gute praktische Maßnahmen getroffen wurden, aber ich bin durchaus offen für weitere Vorschläge. Es war immer unsere Philosophie, den Dialog zu fördern und Ideen zu hegen, die in ökonomisch schwierigen Zeiten wie diesen Verbesserungen für den Sport bringen könnten. Auf jeden Fall glaube ich, dass die Kernwerte des Sports unangetastet bleiben müssen, speziell die Formel 1 als ultimative Leistungsgesellschaft. Niemals sollte diese herausragende Tugend wissentlich verwässert werden, sie ist die fundamentale Attraktion des Sports."

Frage: "Wer wird Ihrer Meinung nach 2003 von den Regeländerungen profitieren?"
Williams: "Sofern es das Qualifying betrifft, denke ich, dass der Samstag ein echtes Spektakel wird. Aber in welchem Maß die Startaufstellung tatsächlich aufgemischt wird, bleibt abzuwarten. Es ist sicher fair, zu sagen, dass Fahrer mit der Fähigkeit, schnell ans Limit zu kommen, aufscheinen werden. Für mich ist klar, dass der Fahrer durch die neuen Qualifyingregeln mehr auf sich gestellt sein wird, die Unterstützung durch seinen Ingenieur und das Team kommt weniger zum Tragen."

Frage: "Was hat WilliamsF1 unternommen, um der Herausforderung von Ferrari zu begegnen?"
Williams: "Es gibt da keine Einzelmaßnahme. Vielmehr ist es so, dass wir absolut nichts unangetastet gelassen haben. Wir haben alles hinterfragt. Wir tätigen die größte Investition unserer Firmengeschichte, wir haben neues Fachwissen rekrutiert, wir blicken auf eine weitreichende Serie von Verbesserungen in unserem Herstellungsprozess, wir haben die Integration von WilliamsF1 und BMW in allen Aspekten des F1-Programmes gründlich untersucht. Ich denke, wir haben bei unseren Vorbereitungen für 2003 nahezu jeden Stein umgedreht."

Frage: "Wie geht es dem BMW WilliamsF1 Team wirtschaftlich?"
Williams: "Nun, wie ich bereits anklingen ließ, die ökonomischen Umstände sind für jede Form von Geschäft derzeit komplex. Das gilt in der Formel 1 und weit darüber hinaus. Es ist eine Tatsache, dass wir neben der umfangreichen Neuordnung unserer technischen Abläufe auch die Möglichkeiten neu beleuchtet haben, mit denen wir unseren kommerziellen Sponsoren und Partnern weiterhin ein wettbewerbsfähiges Angebot für ihr Marketing-Engagement bieten können. Aber, in der gleichen Weise, wie Patrick Head überzeugt ist, dass WilliamsF1 die Ressourcen und Fähigkeiten hat, den schnellsten Rennwagen der Formel 1 zu bauen, genauso bin ich überzeugt, dass es wirtschaftlich immer etwas zu tun gibt. Wie auch immer der Kontext aussieht."

Frage: "Sie haben 2002 Ihren 60. Geburtstag gefeiert ? was wollen Sie in der Formel 1 noch erreichen?"
Williams: "Ich sehe den Sinn meines Lebens nicht darin, Glückwünsche oder Ehrungen zu sammeln. Ich bin dem Sport tief verbunden, weil ich ihn liebe. Natürlicherweise ist die immense Befriedigung durch Siege ein wichtiger Teil dieser Liebe zur Formel 1. Aber wenn es Phasen gibt, in denen die Saisons nicht in Meisterschaften und Titel münden, dann ist das Ansporn, den eigenen Einsatz zu verdoppeln. So lange ich dieses Engagement und diese Affinität zur Formel 1 habe, werde ich tief involviert bleiben. Meistertitel sind nicht der einzige Grund dafür."