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Formel 1 startet Videospiel-Liga: Das bringt der E-Sport-Boom

Die Formel 1 springt noch dieses Jahr mit einer offiziellen Serie auf den E-Sport-Boom auf: Warum der Schritt überfällig ist und was sich Liberty Media verspricht

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 steigt in den virtuellen Rennsport ein: Liberty Media verkündete offiziell, dass die Königsklasse des Motorsports eine eigene E-Sport-Serie gründet. Ab September, also unmittelbar nach dem Erscheinen des neuen Formel-1-Videospiels, sollen sich also parallel zu den Akteuren auf den Rennstrecken dieser Welt auch die besten virtuellen Rennfahrer in einer offiziellen Videospiel-Liga gegeneinander messen.

Titel-Bild zur News: E-Sport, Gaming, Simulator

Eigene Liga: Die Formel 1 öffnet sich dem Videospiel-Eventboom Zoom

Als Partner sind Codemasters, die seit einigen Jahren das offizielle Formel-1-Computerspiel herausbringen, und Gfinity - weltweiter Marktführer bei der Durchführung von E-Sport-Veranstaltungen - an Bord. Die 40 schnellsten Fahrer, die im September in Qualifikationsläufen ermittelt werden, werden bei den Halbfinal-Events am 10. und 11. Oktober in der Gfinity-Arena in London antreten.

Das Finale steigt dann im Rahmen des echten Formel-1-Saisonfinales Ende November in Abu Dhabi, wo sich die Top 20 den Sieg untereinander ausmachen werden. Der Triumphator ist im Jahr darauf automatisch für das Halbfinale qualifiziert, erhält eine Fahrer-Rolle im neuen Formel-1-Videospiel und ist Gast von Liberty Media bei einem Grand Prix der Saison 2018.

E-Sport: Formel 1 hinkt anderen Sportarten deutlich hinterher

Doch was will die Formel 1 mit diesem Schritt erreichen? Während sich Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone lange gegen eine Öffnung des Sports in Richtung Social Media sträubte und der Grand-Prix-Sport somit immer weniger junge Fans begeisterte, will der neue Inhaber der kommerziellen Rechte das nun schleunigst nachholen.

E-Sport, Codemasters

Das neue Codemastes-Formel-1-Videospiel dient als Basis für die Serie Zoom

"Das ist eine tolle Gelegenheit für unser Geschäft", schwärmt Sean Bratches, der bei Liberty Media für die Vermarktung zuständig ist. "Es handelt sich um eine wachsende Serie mit einer unglaublichen Fanbindung, in die wir nun in großem Stil einsteigen. So wollen wir neue Fans gewinnen."

Liberty Media startete im ersten Jahr bereits eine Social-Media-Offensive, will die Piloten an den Rennwochenenden für die Fans zugänglicher machen und hat nun auch den E-Sport entdeckt. Viel zu spät, wie viele Kritiker finden, denn die E-Sport-Szene boomt schon seit einiger Zeit, und US-Sportarten wie die NBA oder die NFL sind dort längst aktiv.


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E-Sport-Events ziehen Massen an

Und selbst im Fußball hat sich das Modell etabliert. Internationale Top-Vereine wie Galatasary, Paris Saint Germein oder Manchester City, aber auch deutsche Mannschaften wie Schalke 04, der VfB Stuttgart oder der VfL Wolfsburg haben längst eigene E-Sport-Teams. Die steigende Popularität des Fußballsports in den USA wird sogar zu einem nicht unwesentlichen Teil auf das FIFA-Videospiel zurückgeführt.

Fernando Alonso, E-Sport

Alonso im virtuellen Einsatz, doch auch der umgekehrte Weg funktioniert Zoom

All das darf nicht verwundern, denn das globale Interesse an E-Sport-Veranstaltungen ist enorm: So haben unglaubliche 36 Millionen Menschen das WM-Finale des Spiels "League of Legends" gesehen - und Veranstaltungsorte wie der Madison Square Garden, wo sonst die realen NBA-Spiele der New York Nicks ausgetragen werden oder große Rockbands spielen, waren bei E-Sport-Events ausverkauft.

Enormes Potenzial bei vernachlässigter junger Zielgruppe

Und auch bei den Formel-1-Fans ist das Interesse groß. Eine große Umfrage von 'Motorsport.com' hat ergeben, dass 50 Prozent der Befragten regelmäßig Videospiele nutzen, bei den 16- bis 24-Jährigen waren es sogar 80 Prozent. Auch das ist nachvollziehbar, denn im Gegensatz zu anderen Sportarten, die man im Park ausüben kann, kommt man der Formel 1 auf virtueller Ebene vielleicht am nächsten.

Das beweist auch das Beispiel McLaren: Dort sucht man mittels E-Sport-Wettbewerb einen Simulatortestfahrer für das Formel-1-Team. Und im GT-Sport hat man die Grenzen zwischen virtuellem und realem Rennsport ohnehin längst überwunden: In Nissans Castingprogramm GT-Academy wurden virtuelle Rennfahrer über das Videospiel Gran Turismo sogar an einen echten Start beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans herangeführt. Mit Erfolg: Absolvent Lucas Ordonez wurde 2011 in der LMP2-Klasse an der Sarthe starker Zweiter.