• 14.09.2008 12:55

Formel-1-Standort Deutschland in Gefahr

Sowohl der Hockenheimring als auch der Nürburgring machen mit der Formel 1 Verlust - die deutschen Beteiligten hoffen auf ein gutes Ende

(Motorsport-Total.com/sid) - Die Zukunft der Formel 1 in Deutschland ist in Gefahr. Nach einem Verlust von 5,3 Millionen Euro in diesem Jahr droht dem Großen Preis von Deutschland in Hockenheim das Aus. Auch der Nürburgring, auf dem wegen der Rotation mit dem alten Rivalen erst 2009 das nächste Rennen in der "Königsklasse" stattfindet, hat mit der Formel 1 im Vorjahr ein Minus von angeblich zehn Millionen Euro gemacht. Nach 2011 könnte in der Heimat des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher kein Rennen mehr stattfinden.

Titel-Bild zur News: Hockenheimring

Wie geht es weiter mit der Formel 1 auf dem Hockenheimring?

"Das ist unvorstellbar. Deutschland muss ein Formel-1-Rennen haben", sagte Williams-Pilot Nico Rosberg in Monza dem 'sid': "Da müssen Mercedes und BMW was machen, oder Bernie Ecclestone muss weniger Geld verlangen."#w1#

Weil der Formel-1-Boss bislang angeblich 19 Millionen Euro für das Gastspiel in Hockenheim kassiert, drohen dort die Lichter für die Formel 1 auszugehen. "Die Beibehaltung der Formel über das Jahr 2010 hinaus ist bei der derzeitigen Konstellation wirtschaftlich nicht mehr darstellbar", sagt Hockenheims Oberbürgermeister Dieter Gummer dem 'Mannheimer Morgen'.

Walter Kafitz, Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, will (noch) nicht über eine Aufgabe nachdenken. "Wir haben noch einen Vertrag über zwei Rennen bis 2011, bis dahin läuft noch viel Wasser den Rhein runter", sagte Kafitz dem 'sid': "Wir machen die Formel 1 nicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen, sondern, weil sie für die Region viel Geld bringt." Geld von Bund oder Land für die Zukunftssicherung der Formel 1 in Deutschland zu verlangen, hält Kafitz für "politisch nicht darstellbar".

Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug sieht dagegen die Autonation Deutschland in der Pflicht, "wenn in Abu Dhabi oder Singapur die Rennstrecken aus dem Boden sprießen". Der Automobilhersteller aus dem Ländle hat sich mit der Mercedes-Tribüne in Hockenheim und auf dem Nürburgring wirtschaftlich schon in die Pflicht nehmen lassen.

Doch mehr als die von Hockenheim angeregte Übernahme einer Namenspartnerschaft sei nicht möglich - auch wenn das Jahresbudget der Silberpfeile in der Formel 1 fast 300 Millionen Euro betragen soll. "Das ist nicht unsere Aufgabe. Ein Fußballspieler baut auch keinen Fußballplatz", sagt Haug.

Rivale BMW hofft, dass die Räder in der Heimat auch in Zukunft nicht still stehen werden. "Für uns als Automobilhersteller ist ein Formel-1-Rennen in Deutschland wichtig. Das ist ein Heimspiel für uns, und viele treue Fans freuen sich auf das Rennen", sagt BMW Motorsportdirektor Mario Theissen.

Die Hockenheimring GmbH bestätigte im Frühjahr Schulden in Höhe von 34 Millionen Euro. Auch die Stadt hatte sich erst vor zwei Jahren für die Rennstrecke mit zusätzlichen 35 Millionen Euro verschuldet. Alle Aktivitäten außer der Formel 1 schreiben Gewinne, das reicht allerdings nicht aus, das Minus von 5,3 Millionen Euro mit der Königsklasse auszugleichen.