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  • 29.11.2017 09:18

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Formel-1-Reifen: Pirelli erwog gleiche Farben für alle Rennen

Sieben unterschiedliche Mischungen, aber ein einheitliches Konzept mit drei Farben: Mario Isola entschied sich dagegen, weil er die Komplexität abbilden wollte

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Reifenzulieferer Pirelli dachte im Zuge der Entwicklung seiner Pneus für die Saison 2018 über eine Abkehr von seinem Farbsystem nach. Wie Mario Isola erklärt, hätten die Italiener einheitliche Markierungen bei jedem Rennen erwogen. Diskutiert wurde etwa über rote, gelbe und weiße Schriftzüge für die jeweils weichste, mittlere und härteste Mischung, die je nach Strecke bestimmt wird. Das Ziel wäre gewesen, die nun siebenstufige Farbskala für die Zuschauer zu vereinfachen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen für 2018

Pirelli-Reifen für 2018: Die Fans müssen sich viele verschiedene Farben merken Zoom

Doch Pirelli entschied sich gegen die Variante: "Es wäre einfach ein anderer Ansatz gewesen", sagt Isola, der auch intern nicht für die Novelle plädierte: "Meiner Meinung nach wäre das Ganze mit einer falschen Botschaft verknüpft gewesen. Man hätte den Eindruck erhalten können, dass wir überall mit nur drei verschiedenen Mischungen anreisen, was nicht stimmt." Vielmehr wolle Pirelli zeigen, dass 21 Bahnen mit sehr unterschiedlichen Anforderungen verschiedene Reifen erfordern.

"Es ist eben die Technologie der aktuellen Formel 1", unterstreicht Isola. "Wir können nicht dahin zurück, dass wir drei Mischungen haben und zwei für Starkregen respektive Intermediates sind. Es wäre zu schwierig." Den Fans vorgaukeln, man könne langsame Kurven in Monaco mit den gleichen Gummis fahren wie schnellen Passagen in Barcelona, oder auf dem glatten Asphalt in Sotschi mit identischen Pneus wie auf dem rauen Belag Sao Paulos, wollte der Pirelli-Verantwortliche nicht.

Er ist sicher, dass die Zuschauer mit dem neuen Farbschema (Pink-Lila-Rot-Gelb-Weiß-Blau-Orange) klarkämen, weil pro Rennwochenende weiter nur drei Mischungen zur Verfügung stehen. "Es sollte nicht für zusätzliche Verwirrung sorgen", findet Isola, der die aktuellen Reifenregeln der Formel 1 verteidigt: "Wir wollen für Zuschauer eben deutlich machen, welche Mischung welche ist."

Um die Action auf der Strecke zu unterstützen, wird Pirelli mit den Mischungen 2018 jeweils eine Stufe weicher. Heißt: Der Supersoft der vergangenen Saison ist bald ein Soft. Der neue Hypersoft erweitert das Sortiment zusätzlich nach unten und ist demnach zwei Stufen weicher als alles, was der Formel-1-Zulieferer bisher angeboten hat. Ziel ist es, den Teams bei jedem Grand Prix drei nutzbare Varianten zu liefern und mehr Verschleiß herbeizuführen, was mehr Strategievarianten und Geschwindigkeitsunterschiede - sowie in der Konsequenz Überholmanöver - herbeiführen soll.


Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1

"Wer zwei Boxenstopps machte, hatte oft die falsche Taktik gewählt, weil nur ein Reifenwechsel die einzige Variante war", weiß Isola, der dafür in den vergangenen Monaten viel Kritik einstecken musste. "Uns erreichte das Feedback, dass wir zu konservativ gewesen wären", räumt er ein.