• 18.06.2002 14:51

Formel-1-Konkurrenzserie: Gespräche "weit gediehen"

Weiterhin ist unklar, ob die Hersteller ihre Konkurrenzserie nur als Druckmittel nutzen oder ob sie die Pläne ernst meinen

(Motorsport-Total.com/sid) - Die in der Formel-1-WM engagierten Autohersteller haben Jürgen Hubbert zum neuen Chef ihrer Interessenvertretung GWPC ernannt. Das Vorstandsmitglied des DaimlerChrysler-Konzerns löst den ehemaligen Fiat-Geschäftsführer Paolo Cantarella ab. Ferrari-Boss Luca di Montezemolo rückt in die fünfköpfige Direktorenetage der GWPC auf.

Titel-Bild zur News: Jürgen Hubbert

Jürgen Hubbert ist neuer Chef der Interessenvertretung GWPC

Die in der Holding zusammengeschlossenen Automobilhersteller Fiat (Ferrari), Ford (Jaguar), BMW, DaimlerChrysler (Mercedes) und Renault erklärten, dass sie die Pläne zur Installation einer Konkurrenzserie zur Formel-1-WM weiter vorantreiben würden. Allerdings wird damit gerechnet, dass die Autobauer in Kürze Anteile der Formel-1-Vermarktungsgesellschaft SLEC kaufen, womit eine eigene Topserie gesichert wäre.

"GWPC bereitet sich auf das nächste Meeting mit den Chefs der Formel-1-Teams Anfang Juli vor", hieß es in einer Pressemitteilung. Das Meeting - zuletzt hatte es im November 2001 ein Treffen gegeben - dürfte am Rande des Formel-1-Grand-Prix in Silverstone (7. Juli) über die Bühne gehen. Dann wolle man den derzeitigen Formel-1-Teams einen detaillierten Vertrags- und Finanzvorschlag für den Einstieg in die als Grand Prix World Championship (GWPC) bezeichnete Konkurrenzserie ab 2008 unterbreiten. Zuletzt hatte die GWPC erklärt, dass man bereits 23 Rennstrecken sowie Promoter kontaktiert habe und Probleme im Zusammenhang mit TV-Rechten prüfe.

Insider sehen die Ankündigung des Treffens aber nur als Muskelspiel der Hersteller, die für ihre Milliardeninvestitionen schon lange einen höheren Anteil an den TV- und Vermarktungserlösen der Formel 1 fordern. Die Chance bietet sich nun mit der Pleite des mit 6,5 Milliarden Euro verschuldeten Kirch-Konzerns. Vergangenen Dienstag war beim Amtsgericht München ein Insolvenzantrag der "Formel Eins Beteiligungs GmbH" eingegangen. Diese hält mit Partnerfirmen mehr als 75 Prozent der Anteile des Unternehmens SLEC, das die Formel-1-Vermarktungsrechte für die kommenden 108 Jahre besitzt. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind nun die Gespräche der Automobilhersteller wie DaimlerChrysler (Jürgen Hubbert) und Ferrari (Luca di Montezemolo) über den Anteilskauf "weit gediehen".

Mit einer baldigen Verwertung sei zu rechnen - von Bankenseite kümmert sich Thomas Fischer (früheres Vorstandsmitglied der Deutschen Bank) um die Transaktion. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone soll für den Verkauf der Anteile einstmals angeblich 2,1 Milliarden Euro von Kirch erhalten haben. Die Autofirmen pokern mit der angedrohten Konkurrenzserie jetzt um einen niedrigeren Preis.