Formel 1 in Spanien: Was man über den Umzug nach Madrid wissen muss

Der Grand Prix von Spanien findet ab 2026 nicht mehr in Barcelona, sondern in Madrid statt - Wie sieht die Strecke aus und was steckt hinter dem Umzug?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat diese Woche (am 23. Januar) bekannt gegeben, dass Madrid ab 2026 Gastgeber des spanischen Grands Prix sein wird. Aber warum findet dieser Umzug statt und war die Serie schon einmal in Spaniens Hauptstadt zu Gast?

Titel-Bild zur News: IFEMA Madrid

Auf dem Messegelände von Madrid, bekannt als IFEMA, soll die Formel 1 fahren Zoom

Dies sind alles Fragen, die seit der Bekanntgabe der Nachricht umher kreisen. Dazu kommen noch viele weitere, wie zum Beispiel die Frage, wie die Strecke beschaffen ist und ob die Zukunft von Barcelona - dem derzeitigen Austragungsort des spanischen Grands Prix - durch den neuen Standort in Frage gestellt ist.

Der Wechsel ist Teil eines langfristigen Vertrags mit Madrid, der 2035 ausläuft. Geplant ist ein Rennen auf einer 5,47 Kilometer langen Hybrid-Strecke mit Straßen- und Nichtstraßenabschnitten, vorbehaltlich der Genehmigung durch die FIA.

Dies hat in der Formel-1-Gemeinde eine Kontroverse ausgelöst, weil Madrid sich in die Liste der nicht permanenten Strecken einreiht, die in den vergangenen Jahren in den Kalender aufgenommen wurden, darunter Dschidda, Miami und Las Vegas.

Das bedeutet, dass es 2026 wahrscheinlich mindestens neun nicht permanente Rennstrecken in einer Formel-1-Saison geben wird, was fast ein Drittel der Rennen ausmachen würde, vorgesetzt der Kalender bleibt bei 24 Wochenenden wie in diesem Jahr.

Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu vor zehn Jahren, als nur vier temporäre Rennstrecken - Australien, Monaco, Kanada und Singapur - im Kalender enthalten waren.

Wo in Madrid befindet sich die Formel-1-Strecke?

Der spanische Grand Prix 2026 wird in der Gegend von Campo de las Naciones stattfinden, die zur Stadt Madrid gehört, aber etwa 30 Kilometer nordöstlich des Stadtzentrums liegt.

Die Rennstrecke wird auf dem Messegelände des Madrider Kongresszentrums IFEMA gebaut, in dem bereits verschiedene Ausstellungen und Veranstaltungen von Musikkonzerten bis hin zu Theatervorstellungen stattfinden. Auch der Trainingskomplex des Fußballclubs Real Madrid CF befindet sich in der Nähe.

Der Madrider Flughafen liegt ebenfalls nahe des IFEMA, sodass man sich die Veranstaltung ein wenig wie den Londoner E-Prix vorstellen kann, der auf dem Gelände des internationalen Ausstellungs- und Kongresszentrums ExCel stattfindet, das nur 1,6 Kilometer vom Londoner City Airport entfernt liegt.

Wie sieht die Formel-1-Strecke in Madrid aus?

Die Madrider Rennstrecke wird eine 5,47 Kilometer langen Hybrid-Strecke sein, die von der FIA noch genehmigt werden muss. Die 20 Kurven - alle mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten - führen zu einer voraussichtlichen Rundenzeit von 1:32 Minuten.

Der Kurs wird sowohl aus Straßenabschnitten bestehen, die durch das IFEMA-Ausstellungsgelände führen, als auch aus nicht-straßengebundenen Abschnitten, die noch auf dem angrenzenden Gelände gebaut werden, wo die beiden Teile durch zwei Tunnel miteinander verbunden werden, was Vergleiche mit Miami nahelegt.

Die Madrider Rennrunde beginnt mit einer kurzen Fahrt zur Schikane der Kurven 1 und 2, bevor es in eine schnelle Rechts (Kurve 3) geht. Eine ziemlich lange Gerade führt die Fahrer dann in eine weitere Rechtskurve, die mit Vollgas gefahren wird, bevor sich mit den Kurven 5 und 6 eine Linksschikane daran anschließt.

Die Autos werden dann durch den ersten Tunnel geführt, bevor es bergauf zu einem Abschnitt der bestehenden Straßen zwischen den Kurven 7 und 9 geht - beginnend mit weiteren Schikane und einer schnellen Rechtskurve. Danach folgt eine lange Gerade.

Layout der Formel-1-Strecke von Madrid

So sieht das Layout des künftigen Formel-1-Kurses von Madrid aus Zoom

Sie führt die Fahrer in die 180-Grad-Kurve 10, die ähnlich wie die letzte Kurve in Zandvoort überhöht ist. Die Designer hoffen, dass mit der scharfen Linkskurve 11, auf die schnell eine scharfe Rechtskurve folgt, ein erstklassiger Überholpunkt folgt.

Als Nächstes geht es in eine sehr schnelle und kurvenreiche Sequenz mit den Kurven 13 und 17, die durch den zweiten Tunnel und zurück zum Hauptausstellungszentrum führt, wo die Fahrer eine Reihe von Hochgeschwindigkeitskurven durchfahren müssen.

Die Runde wird dann in den letzten drei Kurven verlangsamt, ähnlich wie im letzten Sektor des Autodroms von Sotschi. Damit sind die 5,47 Kilometer und 20 Kurven absolviert.

Warum zieht die Formel 1 nach Madrid?

Der Umzug der Formel 1 nach Madrid hat viele Gründe. Der erste ist natürlich finanzieller Natur, denn Madrid hat ein Paket geschnürt, das die Formel 1 nur schwer ablehnen konnte.

Zweitens hat die Formel 1 erklärt, dass die Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor bei der Wahl der spanischen Hauptstadt gewesen sei, da das IFEMA Madrid in den letzten fünf Jahren seinen CO2-Fußabdruck um 78 Prozent reduziert hat, was mit dem Ziel der Formel 1 übereinstimmt, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Darüber hinaus werden alle IFEMA-Gebäude zu 100 Prozent mit zertifizierter erneuerbarer Energie betrieben. Bis 2026 soll es an allen Standorten eine abfallfreie Entsorgung geben.

Der vielleicht wichtigste Grund für die Entscheidung der Formel 1 für Madrid ist jedoch die gute Erreichbarkeit. Seit Liberty Media Eigentümer der Formel 1 ist, hat das Unternehmen darauf gedrängt, mehr städtische Rennstrecken zu errichten, um den Fans den Zugang zu den Veranstaltungen erleichtern.

Die Rennstrecke in Madrid hat eine Kapazität von anfänglich 110.000 Zuschauern, die in der ersten Hälfte der Vertragslaufzeit auf 140.000 steigen wird. Der Austragungsort ist außerdem auch gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden.


Fotostrecke: Rennstrecken, auf denen die Formel 1 fahren könnte

Er verfügt über eine eigene U-Bahn-Station, die auf der gleichen Linie wie der Flughafen von Madrid liegt und nur knapp fünf Kilometer vom IFEMA-Gelände entfernt ist, sodass die Fans theoretisch schon kurz nach ihrer Ankunft in Spanien an der Strecke sein können, so sie denn per Flieger angereist sind.

Im Gegensatz dazu ist der Circuit de Barcelona-Catalunya 42 Kilometer vom Flughafen der Stadt entfernt, weshalb der Verkehr schon oft zu Kontroversen geführt hat.

Auch viele andere permanente Rennstrecken sind vom nächstgelegenen Flughafen weit entfernt - wie Spa-Francorchamps, das 80 Kilometer vom Maastricht Aachen Airport entfernt liegt und dessen Formel-1-Vertrag nur bis einschließlich 2025 läuft.

Wird Barcelona aus dem Formel-1-Kalender gestrichen?

Der Umzug des spanischen Grands Prix nach Madrid ab 2026 hat unweigerlich Zweifel an der Zukunft Barcelonas aufkommen lassen, wo der Circuit de Barcelona-Catalunya seit 1991 Gastgeber der Veranstaltung ist. Möglich wäre, dass die Formel 1 zweimal im Jahr in Spanien gastiert, aber will sie das?

Stefano Domenicali, CEO der Formel 1, sagte auf der offiziellen Website der Königsklasse: "Die Tatsache, dass wir in Madrid sind, schließt nicht aus, dass wir auch in Zukunft in Barcelona bleiben könnten." Allerdings sind die Plätze im Formel-1-Kalender aufgrund ihrer steigenden Popularität jetzt sehr knapp.

Die Zahl der Orte, die an der Ausrichtung eines Grand Prix interessiert sind, übersteigt die Zahl der Rennen, die in den Kalender aufgenommen werden können, mittlerweile deutlich.

Hinzu kommt, dass Madrid ebenso wie Melbourne und Bahrain einen neuen Vertrag hat, der über das Jahr 2030 hinausgeht. Das ist eine weitere Herausforderung für Barcelona, wenn es darum geht, einen langfristigen Vertrag mit der Formel 1 abzuschließen.

Zumal der Austragungsort auch nicht in das Schema von Liberty Media passt, das Strecken in städtischen Gebieten bevorzugt. Es gibt also viele Hindernisse, die Barcelona im Kampf um den Verbleib im Rennkalender in den Weg gelegt werden. Aber Spanien hat sich in letzter Zeit als großer Markt erwiesen.

Der zweifache Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso und Grand-Prix-Sieger Carlos Sainz stammen beide aus Spanien, und die Rennserie hat mit DAZN, die die Serie in Spanien übertragen, einen Vertrag bis mindestens 2026 unterzeichnet.

Es ist also nicht ausgeschlossen, dass Spanien zwei Grands Prix in einer Saison ausrichtet, wie es das in den vergangenen Jahren mit dem Grand Prix von Europa getan hat.


Fotostrecke: Die Vertragslaufzeiten der aktuellen Formel-1-Strecken

Diese Veranstaltung wurde vor geraumer Zeit eingeführt und bezeichnete ein Rennen in einem Land, das bereits einen eigenen Grand Prix hatte. So waren schon Jerez und Valencia Gastgeber, während der spanische Grand Prix in Barcelona stattfand.

In der Geschichte der Formel 1 hat Spanien bereits siebenmal zwei Rennen innerhalb einer Saison ausgetragen. Diese Zahl könnte sich noch erhöhen, sollte sich Barcelona neben Madrid im Kalender halten können. Aber das wird eine große Aufgabe.

War die Formel 1 schon einmal in Madrid zu Gast?

Zuletzt war die spanische Hauptstadt im Jahr 1981 Teil der Formel-1-Kalenders. Zwischen 1967 und 1981 fungierte sie elfmal als Gastgeber des spanischen Grands Prix, obwohl zwei davon - 1967 und 1980 - keine Meisterschaftsrennen waren, was bedeutet, dass die Fahrer damals nicht um WM-Punkte fuhren.

Schauplatz der Rennen war die Strecke von Jarama, die in der Gemeinde Madrid liegt, aber etwa 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt ist. Sie wurde 1967 erbaut und war ursprünglich sehr kurvenreich. Die Streckenlänge betrug 3,4 Kilometer.

Jim Clark gewann das erste Formel-1-Rennen, das auf der Strecke von Jarama ausgetragen wurde. Abe erst im folgenden Jahr, als Graham Hill siegreich war, wurde es als Meisterschaftsrennen offiziell in den Formel-1-Kalender aufgenommen.

Ab 1969 wechselte die Formel 1 zwischen Jarama und dem Circuit de Montjuic in Barcelona hin und her, bis ein tödlicher Unfall - Rolf Stommelen krachte in den Zuschauerbereich, wobei vier Fans starben - 1975 den Verbleib von Montjuic im Kalender beendete und Madrid von 1976 bis 1981 ständiger Austragungsort war.

Jarama sorgte in seiner Formel-1-Zeit auch für viele historische Momente, darunter der erste Grand-Prix-Sieg von Niki Lauda im Jahr 1974. Lauda startete bei nassen Bedingungen von der Poleposition, verlor aber beim Start des Rennens die Führung an Ronnie Peterson, bevor er sie beim Boxenstopp wieder zurückerobern konnte.

Später überquerte er die Ziellinie 35,6 Sekunden vor Clay Regazzoni, da Peterson mit einem Motorschaden ausschied. Dabei endete der Grand Prix sechs Runden vor den geplanten 90 Runden, weil die Höchstzeit von zwei Stunden erreicht worden war.

Niki Lauda bei seinem ersten Formel-1-Sieg 1974

Niki Lauda feierte seinen ersten Formel-1-Sieg 1974 in Jarama Zoom

Beim nächsten Besuch der Formel 1 in Jarama kämpfte Lauda wieder an der Spitze. Der Ferrari-Pilot wurde zunächst zum Sieger des Grands Prix von Spanien 1976 erklärt, da sein Meisterschaftsrivale James Hunt bei der Nachkontrolle disqualifiziert wurde, weil sein McLaren-Auto 1,5 Zentimeter zu breit war.

McLaren legte später jedoch Berufung ein, und Hunt wurde als Sieger des Rennens wieder eingesetzt, da der Unterschied von 1,5 Zentimeter "minimal" gewesen sei.

Nach Hunts Sieg gab es in Jarama noch viele weitere denkwürdige Momente, wie zum Beispiel Mario Andrettis Back-to-Back-Sieg in den Jahren 1977/78. 1980 stand der Grand Prix unter dem Einfluss von Krieges zwischen FISA und FOCA.

Dabei handelte es sich um einen gewaltigen Streit zwischen Jean-Marie Balestres Dachverband und der von Bernie Ecclestone angeführten Gruppe von Konstrukteuren, weshalb das Rennen 1980, das Williams' Alan Jones gewann, nicht zur Meisterschaft zählte.

1981 stand Jarama dann zum letzten Mal im Formel-1-Kalender. Der Grand Prix von Spanien war sportlich gesehen ein Spektakel und bescherte Gilles Villeneuve seinen letzten Sieg. Aufgrund hohen Ticketpreise und einer Bombendrohung der Terrorgruppe ETA besuchten die Veranstaltung aber nur 25.000 Fans.

Wegen Sicherheits- und Finanzproblemen wurde Jarama schließlich aus dem Kalender gestrichen - und damit auch Spanien, das 1986 mit Jerez als Standort aber zurückkehrte.