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  • 10.03.2014 12:10

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Formel 1 in juristischen Grauzonen: Jetzt auch in Norwegen

Der Einstieg der Zentralbank des Landes in die Königsklasse ist in fragwürdigem Rahmen zustande gekommen, das Parlament untersucht den Fall

(Motorsport-Total.com) - Umso genauer sich die geschäftlichen Strukturen der Formel 1 einer Prüfung unterziehen müssen, umso mehr geraten sie ins Zwielicht. Neben dem omnipräsenten Bestechungsskandal um Zampano Bernie Ecclestone und den Ex-BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky, der ab April die deutsche Justiz beschäftigt, tut sich ein neues Problemfeld auf - in Norwegen. Nach 'Reuters'-Informationen soll die Osloer Norges Bank beim Erwerb von Anteilen an der Königsklasse über ihre Befugnisse agiert haben.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Flagge

Die Formel 1 erlebt in diesen Tagen äußerst stürmische Zeiten

Die Zentralbank des Staates darf sich laut ihren Statuten nur dann in ein Unternehmen einkaufen, wenn es an der Börse ist oder einen Börsengang zeitnah plant. Bei der Formel 1 mit ihren Singapur-Plänen war im März 2012 der zweite Fall gegeben, allerdings platze die Sache kurz nach dem Deal - laut Ecclestone angeblich wegen der schlechten Wirtschaftslage. Jetzt untersucht das norwegische Parlament den Vorgang. "So wie es in der Presse aussieht, stellt das das äußerste Limit dessen da, was erlaubt ist", sagt Minister Terje Breivik.

Der Vorstand der Norges Bank war über das Manöver zusätzlich informiert worden, weil es sich um eine besondere Transaktion handelte. Denn auch die Bestimmung, dass ein Investment mindestens vier Prozent Gewinn versprechen muss, könnte missachtet worden sein. Der Finanzminister ist im Bilde und muss sich binnen sechs Tagen äußern, Reformen bezüglich der Zentralbank sind bereits im Gespräch. Hans Olav Syversen, Finanzexperte der Opposition, macht Druck: "Wir müssen uns fragen, ob die Befugnisse ausreichten."

Ecclestone zeigt sich derweil wie immer unbekümmert, wenn es um seinen Job geht. Er spielt im 'Sunday Express' auf den im Sommer zurückgetretenen Fußballtrainer Alex Ferguson an, dessen Nachfolger David Moyes in der Premier League alles andere als erfolgreich ist: "Mich beschleicht das Gefühl, dass unser Vorstand mit Fußballfans gespickt ist und sie gesehen haben, was passiert ist, als Manchester United diesen Kerl losgeworden ist." Ron Dennis weiß, dass es ein Ende der Ecclestone-Amtszeit geben muss: "Niemand ist unsterblich. Egal, ob das auf Bernie zutrifft oder nicht - es wird eine Zeit geben, in der nicht mehr die Geschicke der Formel 1 leitet. Dinge werden sich ändern, aus welchem Grund auch immer", so der McLaren-Patron gegenüber 'Autosport'. Die Formel 1 werde auf jeden Fall überleben.


Fotos: Das Formel-1-Safety-Car


Im März 2012 hatte die Norges Bank zusammen mit der US-Firma Waddell & Reed sowie dem Finanzinvestor Black Rock 21 Prozent der Formel-1-Anteile übernommen. Der Wert des Deals belief sich auf 1,6 Milliarden US-Dollar (damals umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro). Die Unternehmen waren davon ausgegangen, dass die Königsklasse kurz darauf in Singapur an die Börse geht. Die Sache wurde unter anderem wegen der schlechten Wirtschaftslage jedoch immer wieder verschoben.