• 20.04.2012 18:33

  • von Stefan Ziegler

Formel 1 in Bahrain: Die Teamchefs halten sich bedeckt

Bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: Die Teamchefs der Formel 1 regieren äußerst zurückhaltend auf den Sicherheitsaspekt in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Ist es wirklich richtig, an diesem Wochenende ein Formel-1-Rennen in Bahrain abzuhalten? An dieser Frage scheiden sich die Geister - und das schon seit geraumer Zeit. Nun ist es aber so weit, denn am Freitag drehten die Piloten ihre ersten Trainingsrunden auf dem Bahrain International Circuit unweit von Manama. Völlig störungsfrei verlief die Grand-Prix-Woche aber nicht: Es gab Zwischenfälle.

Titel-Bild zur News: Fahrerlager in Bahrain

Keine Konfettistimmung in Bahrain: So bunt ging es nur in der Vergangenheit zu

Was in der Pressekonferenz der Teamchefs erneut einige Fragen aufwarf, welche die Befragten mit zurückhaltenden Äußerungen beantworteten. Bloß nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, schien das Motto des Nachmittags zu sein. Während Mercedes-Sportchef Norbert Haug nur "genau das gleiche" denkt wie seine Kollegen, zeigten sich die anderen Verantwortlichen zumindest etwas gesprächiger.

Der allgemeine Tenor: Die Formel 1 sollte sich auf das Sportliche konzentrieren und sich nicht in die politischen Machtgeplänkel einmischen. Oder wie es McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh ausdrückt: "Es gab hier sicherlich schwierige Zeiten, doch aus der Sicht des Teams konnten wir uns mit der Lage arrangieren. Als internationaler Sport fahren wir natürlich auf der ganzen Welt", erklärt der Brite.

"Bei manchen Rennen sorgen wir uns um die Sicherheit und haben gewisse Bedenken. Das nehmen wir sehr ernst. Wir sind vorsichtig und ergreifen die entsprechenden Maßnahmen. Unterm Strich sind wir aber ein Rennteam. Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren. Das hat Priorität für uns", sagt Whitmarsh und Christian Horner, Teamchef von Red Bull, pflichtet seinem Landsmann absolut bei.

"Martin hat es perfekt zusammengefasst", meint Horner. "Die Formel 1 ist ein Sport. Es wäre falsch, sie politisch zu nutzen. Wir wollen Rennen fahren. Die FIA sagt, welche Rennen im Kalender sind. Wir haben Vertrauen in die FIA und in die Entscheidungen, die getroffen werden. Als sportliches Team in einer sportlichen Meisterschaft wollen wir am Wochenende einfach nur bestmöglich abschneiden."

Der Kalender sagt: Bahrain findet statt

Ähnliche Gedanken hegt auch Ferrari-Teamchef Stefano-Domenicali: "Wir scheinen nicht das Ziel von Protesten zu sein. Wir sind hier, um ein Rennen zu fahren", sagt der Italiener. "Es ist ein Rennen zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Daraus wollen wir das Beste machen. Politisch gehen viele Dinge vor sich. Wir hoffen einfach nur, dass der begonnene Dialog schon in kurzer Zeit Gutes bewirken wird."

Dass die Rennserie jetzt in Bahrain antrete, sei einem ganz einfachen Umstand geschuldet, wie Whitmarsh hinzufügt: "Der Kalender wurde vor langer Zeit verabschiedet. Wir sind die Teilnehmer. Es ist ein Rennen im Kalender. Wir sind hier, um dieses Rennen zu bestreiten. Punkt." Es sei allerdings keinesfalls so, dass die bahrainische Öffentlichkeit das Gastspiel der Formel 1 geschlossen ablehne.

"Wir sind hier, um dieses Rennen zu bestreiten. Punkt." Martin Whitmarsh

"Ich denke, es gibt viel Unterstützung für unser Rennen", meint Whitmarsh. "Das ist positiv und das kannst du spüren. Offenbar ist die Tribüne ausverkauft. Das ist doch ein greifbares Zeichen für die Unterstützung, die wir erfahren." Trotzdem wurden die Teamchefs - nicht nur in der Pressekonferenz der FIA - immer wieder mit Kritik am Bahrain-Rennen konfrontiert. Fast schon gebetsmühlenartig.


Fotos: Großer Preis von Bahrain


Negative Stimmung verbreiten will keiner

Domenicali wurde es dabei fast zu bunt. "Man muss positiv durchs Leben gehen", sagt er und merkt an: "Es hat fast den Anschein, als würden alle nur darauf warten, dass etwas passiert. Das ist nicht, was wir wollen. Es wäre auch nicht richtig, wenn wir uns in die politische Diskussion einschalten würden. Wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit und auf das Sportliche. Das ist unsere Aufgabe."

Bob Fernley, Teammanager bei Force India, sieht das ein bisschen anders. Interessanterweise, denn just sein Rennstall war am Mittwoch in eine Auseinandersetzung zwischen Protestlern und Polizei verwickelt worden. Dennoch spricht sich Fernley klar für den Grand Prix und die Formel-1-Präsenz in Bahrain aus: "Ich denke, das Programm von Bahrain war bisher sehr erfolgreich", sagt der Brite.

"Hoffentlich kann das Rennen ein Teil des Heilungsprozesses sein." Bob Fernley

"Es gibt Widerstand dagegen, doch viele Menschen sprechen sich dafür aus, um das Programm durchzusetzen. Wir von Force India stehen vollkommen hinter diesem Grand Prix", erklärt der Teammanager. "Hoffentlich kann das Rennen ein Teil des Heilungsprozesses sein. Wenn wir einen Anteil daran haben, dann sollten wir stolz darauf sein und keine negative Stimmung verbreiten."