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  • 20.04.2012 15:55

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Kronprinz von Bahrain: "Wir haben echte Probleme"

Salman bin Hamad bin Isa Al Chalifa spricht über die angespannte Situation in Bahrain, zweifelt aber nicht am Formel-1-Rennen und an der Sicherheit

(Motorsport-Total.com) - Er ist der Kronprinz von Bahrain und der Oberbefehlshaber der Streitkräfte seines Landes. Und er ist davon überzeugt, dass die Formel 1 ihren Grand Prix unbedingt austragen sollte. Das ist die Meinung von Salman bin Hamad bin Isa Al Chalifa, dem Sohn des bahrainischen Königs. Der Araber betont in einer Presserunde im Fahrerlager der Rennstrecke von Manama, wie wichtig ihm das Rennen sei.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone und Isa Al Chalifa sind in Bahrain begehrte Gesprächspartner ...

"Ich glaube, dieses Rennen ist etwas Gutes. Es vereint die Menschen unterschiedlicher Herkunft unter dem Dach der Formel 1. Dieses Rennen ist eine große Geschichte für unser Land", sagt Isa Al Chalifa am Rande des Freien Trainings auf dem Bahrain International Circuit. Der Grand Prix im Wüstenstaat sei "aus wirtschaftlicher Sicht sehr wichtig" und beinhalte darüber hinaus eine positive Signalwirkung.

"Das Rennen abzusagen, würde nur die Extremisten stärken", meint der Kronprinz und merkt an: "Wir versuchen, einen Weg aus dieser schwierigen politischen Situation zu finden. Das Rennen hilft uns dabei, einige Brücken zwischen den Lagern zu schlagen. Wir wollen die Leute zur Zusammenarbeit bewegen. Dank des Rennens können wir unser Land feiern", erläutert Isa Al Chalifa in Manama.

Keine Gefahr für den Formel-1-Zirkus?

"Ich glaube: Dass wir das Rennen haben, hat die Extremisten davon abgehalten, das zu tun, was sie glauben, tun zu müssen, um die weltweite Aufmerksamkeit zu erlangen." Trotzdem kam es seit der Ankunft der Formel 1 in Bahrain zu mehreren Zwischenfällen. Gleich mehrere Teams beobachteten Auseinandersetzungen zwischen Protestlern und Polizei, mehrfach flogen auch Molotow-Cocktails.

Isa Al Chalifa versucht jedoch, die Wogen zu glätten, und sagt: "Der Vorfall um Force India zielte auf die Polizei ab. Es gab keine Provokation. Das war eine ziemlich gefährliche Sache, doch zu keinem Zeitpunkt war jemand aus der Formel 1 in Gefahr. Ich garantiere, dass sich kein Protest gegen die Formel 1 richtet", meint der Araber und fügt hinzu: "Wir versuchen nicht, uns als perfekt darzustellen."

"Ich garantiere, dass sich kein Protest gegen die Formel 1 richtet." Isa Al Chalifa

"Wir sind ein echtes Land und wir haben echte Probleme. Ich glaube jedenfalls, dass dieses Rennen etwas Gutes ist." Trotzdem sei er überzeugt davon, dass es "irgendwann" zu Protesten kommen wird. "Das ist ein Teil des politischen Geschehens in jedem Land. Weshalb sollte es bei uns anders sein? Weshalb sollte unsere Offenheit gegenüber unseren Nachbarn gegen uns verwendet werden?"

Gewalt ist keine Lösung ...

"Das Rennen ist das Rennen. Wir sind hier, um dieses Rennen zu feiern", erklärt Isa Al Chalifa. "Wir versuchen nur, das Positive zum Vorteil der Menschen in unserem Land zu nutzen. Deshalb müssen wir uns nicht schämen. Wir wissen auch, dass unsere Einsatzkräfte in der Vergangenheit etwas zu heftig vorgegangen sind. Die betreffenden Leute wurden natürlich zur Verantwortung gezogen."

"Das wird auch in Zukunft passieren, sollte es erneut so weit kommen. Die Protestler sind aber ebenfalls gewalttätig", betont der bahrainische Kronprinz und hälft: "Ich verurteile Gewalt, egal von welcher Seite sie ausgeht." Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kann all diesen Äußerungen nur zustimmen. Der Brite sieht die Formel 1 nicht als politischen Spielball im krisengeschüttelten Bahrain.

"Ich verurteile Gewalt, egal von welcher Seite sie ausgeht." Isa Al Chalifa

"Deshalb sind wir nicht hier", meint Ecclestone. "Wir freuen uns darüber und kommen gern hierher. Das ist alles. Was in diesem Land passiert, hat nichts mit uns zu tun. Die Leute beschweren sich über irgendetwas. Mit der Formel 1 hat das nichts zu tun", stellt der oberste Rennchef der Formel 1 klar. Aus diesem Grund dröhnen die Motoren auf dem Bahrain International Circuit, als wäre alles normal.