• 22.04.2012 09:12

  • von Dieter Rencken & Stefan Ziegler

Formel 1 in Bahrain: Brawn fordert Bestandsaufnahme

Mercedes-Teamchef Ross Brawn wünscht sich eine gründliche Analyse der Bahrain-Situation und kritisiert die Äußerungen einiger britischer Politiker

(Motorsport-Total.com) - Formel 1 in Bahrain - ja oder nein? Diese Frage schien in den vergangenen Tagen und Wochen das sportliche Geschehen zuweilen in den Hintergrund zu verdrängen. Und obwohl die Formel 1 kurz davor steht, in den Grand Prix auf der Rennstrecke bei Manama zu starten, verstummen die Kritiker nicht. Noch immer fordern viele Beobachter einen Startverzicht und einen Abschied aus Bahrain.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn

Ross Brawn wundert sich, warum viele erst jetzt ihre mahnende Stimme erheben

Mercedes-Teamchef Ross Brawn spricht sich dagegen dafür aus, erst einmal die Ruhe zu bewahren - und das Rennen wie geplant zu absolvieren. Dies sei der erste Schritt. "Nach diesem Event sollten wir uns dann hinsetzen und die Thematik besprechen. Wir stehen hinter dem Rennen. Danach müssen wir allerdings zu einer soliden Einschätzung kommen und eine Schlussfolgerung treffen", sagt Brawn.

Grundsätzlich gelte es zu klären, welche Zukunft Bahrain im Formel-1-Rennkalender habe. Dabei seien Forderungen, den Grand Prix kurzfristig doch noch abzusagen, überhaupt keine Hilfe, meint Brawn. "Es ist schon sehr enttäuschend, dass Politiker aus Großbritannien sagten, wir sollten auf den Start verzichten, wo wir doch schon hier waren. Weshalb hatten sie das nicht schon vorher gesagt?"

"Wir wissen, dass da einiges vor sich geht. Doch nach einer ruhigen und gemeinsamen Analyse im Anschluss an den Event werden wir klarer sehen", erklärt der Mercedes-Teamchef. Martin Whitmarsh pflichtet seinem Amtskollegen bei: "Es ist sicherlich keine Hilfe, am frühen Morgen zu erfahren, dass wir eigentlich gar nicht hier sein sollten", sagt der britische Landsmann Brawns zu dieser Thematik.

"Ich denke, die Formel 1 ist ziemlich gut darin, sich selbst zu kritisieren", meint Whitmarsh und merkt an: "In den vergangenen beiden Jahren hatten wir tolle Meisterschaften und viele fantastische Rennen. Das gilt auch für die aktuelle Saison. Das ist, was wir leisten. Dieser Sport ist ein großartiger Sport. Darauf konzentrieren wir uns. Wir sind ein internationaler Sport und rund um die Welt am Start."

"Die Leute werden aber immer eine Meinung dazu haben, wo wir fahren und wie wir fahren sollten - und weshalb", sagt der McLaren-Teamchef. "Unterm Strich sind wir halt Teilnehmer an der Formel-1-Weltmeisterschaft. Wir reisen an und tun unser Bestes, um zu versuchen, das jeweilige Rennen zu gewinnen." Alles Weitere liege gewiss nicht im Verantwortungsbereich der Formel-1-Rennställe.

"Rund um die Welt geschehen viele tragische Dinge. Diese können wir aber nicht kontrollieren", meint Whitmarsh und fügt hinzu: "Was hingegen sehr wohl in unserer Macht steht, ist, sicherzustellen, dass wir auf der Strecke eine gute Show abliefern." Und genau dies gedenkt die Formel 1 auch in Bahrain zu tun. Ungeachtet der schwierigen Situation des Landes und der teilweise heftigen Kritik am Rennen.