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Formel 1: Es wird keinen Rüstungswettstreit um Biosprit geben

Die Formel 1 erwartet keinen Rüstungswettstreit um den nachhaltigen Sprit ab 2026 - Die Königsklasse plant die Einführung von komplett nachhaltigem Benzin

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Chefs haben die Gefahr eines Rüstungswettlaufs um vollständig nachhaltigen Kraftstoff für die Königsklasse ab der Saison 2026 heruntergespielt. Die Weltmeisterschaft will bis 2030 Netto-Null-Emissionen erreichen, und der erste Schritt ist die Einführung von Benzin aus Biomasse. Dieser Treibstoff soll keine Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion haben und teilweise aus Abfällen hergestellt werden.

Titel-Bild zur News: Benzinfässer, Sprit

Wettrüsten um Sprit? Die Formel 1 glaubt nicht daran Zoom

Nicht nur die Sicherheit der Fahrer, Teammitglieder, Sportwarte und Fans spielt bei der Wahl der Formel eine Rolle, sondern auch die Kosten. Die Formel 1 erwartet jedoch keinen Wettbewerb unter den potenziellen Lieferanten der Teams, die den nachhaltigen Treibstoff erst in ihren Labors entwickeln müssen. Das entwickelte Produkt könnte eines Tages auch im Straßenverkehr eingesetzt werden, um Verbrennungsmotoren emissionsarm zu betreiben.

Formel-1-Technikchef Pat Symonds sieht zwar die Gefahr, dass die Teams und ihre Zulieferer in eine Kostenspirale geraten könnten, weil immer exotischere Lösungen entwickelt werden müssen, schätzt das Risiko aber als gering ein. Grund dafür sei der Übergang des Produkts von der Rennstrecke auf die Straße, wo der Preis nicht zu hoch sein dürfe.

Formel 1 stellt Rahmenbedingungen klar

Zudem wird die Formel 1 technische Grenzen setzen, die ein Wettrüsten verhindern sollen. Der maximale Energiefluss soll 3.000 Megajoule pro Stunde statt wie bisher 100 Kilogramm Masse betragen. "Wir haben viel darüber nachgedacht", sagt er. "Aramco hat uns sehr geholfen, die Bedingungen für den Treibstoff festzulegen. Wir haben viele Kandidaten, die wir testen müssen, um zu sehen, wie empfindlich die Dinge sind."

Symonds sieht in der Abkehr von der Masse hin zum Energiefluss einen elementaren Schritt, um die Entwicklung in die richtige Richtung zu lenken. "Es kommt nur darauf an, wie die Energie in Leistung umgewandelt wird", sagt er. Allerdings suchen die Formel-1-Teams zum Teil sehr aggressive Lösungen, um mehr Leistung zu generieren, was die Entwicklungskosten in die Höhe zu treiben droht.

"Es geht um Nuancen", sagt Symonds. "Ein guter Kraftstoff wird nicht nur durch seinen Energiegehalt definiert. Es gibt viele andere Dinge, wie die Flüchtigkeit und die Entzündungsgeschwindigkeit. All das macht einen guten Kraftstoff aus. Jetzt gehe es darum, den Prozess zu starten und die Voraussetzungen für das Endprodukt zu schaffen", so der Technikchef der Königsklasse.

Politik hätte offener sein müssen

"Und ich denke, wenn die Politiker das getan hätten, als sie darüber sprachen, wie man die Welt dekarbonisieren kann, und die Ingenieure den Prozess definieren ließen, anstatt zu diktieren, wie dieser Prozess aussehen sollte, dann wären wir jetzt vielleicht in einer besseren Lage", kritisiert Symonds gleichzeitig die politische Lage in der Welt. Die Formel 1 wolle sich nicht nur auf einen grünen Energieträger konzentrieren, sondern allen Optionen eine Chance geben.

"Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Kraftstoffe herzustellen, und niemand weiß genau, welche die beste ist", erklärt er. Deshalb haben wir die Regeln sehr sorgfältig formuliert, um den Wettbewerb um die Herstellung von Kraftstoffen auf verschiedene Arten zu fördern. Gleichzeitig wollen wir aber auch verhindern, dass derjenige, der den besten Kraftstoff herstellt, das Rennen macht."

Er fügt hinzu: "Wir glauben, dass der freie Wettbewerb bei der Herstellung des Kraftstoffs zum besten Produkt führen wird, das ab Mitte der 2020er Jahre für die Allgemeinheit zur Verfügung stehen könnte. Und stellen Sie sich vor, dass 1,4 Milliarden Fahrzeuge auf der Straße mit einem Kraftstoff betrieben werden, der unsere Atmosphäre nicht zerstört."


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Diversität wichtig für den Markt

"Außerdem werden keine knappen Mineralien benötigt, Kinder müssen nicht für einen Hungerlohn unter unsicheren Bedingungen arbeiten, um die Mineralien zu gewinnen, die für einige der Batterien benötigt werden, und es handelt sich um einen Brennstoff, der einen gangbaren parallelen Weg zur Elektrifizierung bietet", so sein Fazit.

"Es mag nicht die einzige Lösung sein und auch nicht in allen Fällen die beste Lösung sein", stellt er klar. "Aber es ist auf jeden Fall eine Lösung, die es wert ist, in Betracht gezogen zu werden; eine Lösung, die jetzt von der EU anerkannt wird, und es ist eine Lösung, die bedeutet, dass die Formel 1 wieder einen Beitrag zur Gesellschaft leisten wird."