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  • 26.11.2016 15:03

  • von Christian Nimmervoll & Fabian Hust

Formel 1 Abu Dhabi 2016: Pole Hamilton, Rosberg auf WM-Kurs

Weltmeisterliches Qualifying von Lewis Hamilton: Nico Rosberg im Mercedes-Duell ohne Chance, sichert sich aber eine gute Ausgangsposition für das Rennen

(Motorsport-Total.com) - Der WM-Showdown bleibt spannend bis zur letzten Minute: Im Qualifying zum Grand Prix von Abu Dhabi (Formel 1 2016 live im Ticker) sicherte sich Lewis Hamilton mit einer eindrucksvollen Vorstellung die 61. Pole-Position seiner Karriere. Sein großer Titelrivale Nico Rosberg musste sich mit dem zweiten Platz begnügen, hat aber nun alle Chancen, sich am Sonntag trotzdem zum ersten Mal zum Weltmeister zu krönen. Denn selbst wenn Hamilton gewinnen sollte, reicht ihm ein dritter Platz.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg, Daniel Ricciardo

Nico Rosberg kann nur zusehen, wie sich Lewis Hamilton über die Pole freut Zoom

Die aussichtsreiche Ausgangsposition stimme ihn "nicht ekstatisch", erklärt Rosberg nach dem letzten Qualifying der Saison: "Lewis' Zeit war heute für mich nicht drin, obwohl ich alles gegeben habe. Da haben ein paar Zehntel gefehlt", gesteht der Zweitplatzierte, der sich im Qualifying-Stallduell 2016 gegen Hamilton mit 9:12 geschlagen geben muss. Auf die Pole fehlten dem Deutschen, dessen Ehefrau erst heute als "Glücksbringer" in Abu Dhabi angekommen ist, 0,303 Sekunden.

Hamilton dominierte das Qualifying zu jedem Zeitpunkt nach Belieben. Zwar gab es einen Vorgeschmack auf die zu erwartende Dramatik, als die beiden Mercedes-Stars gleich bei der ersten Q1-Zwischenzeit nur durch 0,003 Sekunden getrennt waren. Aber letztendlich herrschten dann doch recht klare Verhältnisse. In Q1 war Hamilton nach zwei Rosberg-Fehlern um 1,024 Sekunden schneller, in Q2 immerhin noch um 0,108 Sekunden.

Im ersten Q3-Run legte Hamilton dann 1:39.013 gegen 1:39.359 Minuten von Rosberg vor. Die Konkurrenz war da schon außen vor: Der erste Verfolger Kimi Räikkönen (Ferrari) hatte mehr als sechs Zehntelsekunden Rückstand. Also ging's in der Entscheidung nur noch zwischen den Silberpfeilen um die Pole - und der Showdown begann mit einem Schock für die Hamilton-Fans, als ein Funkspruch gesendet wurde: "I have some vibrations with these tyres!"

Am Ende alles halb so wild: Hamilton blieb zwar im ersten Sektor erneut hinter Rosberg zurück, hatte den Deutschen aber in den anderen beiden Sektoren sicher im Griff. Das Zeitdefizit auf den ersten 18 Fahrsekunden will er außerdem nicht überbewertet wissen: "Ich wusste, dass ich auf die ganze Runde gesehen schnell genug bin, also habe ich es in der ersten Kurve nicht übertrieben." Die Psychospielchen reißen bis zuletzt nicht ab...

Gefährlich wurde den Mercedes-Stars - sehr zum Leidwesen von Hamilton - niemand. Zwar hatte Sebastian Vettel (Ferrari) im Abschlusstraining noch Bestzeit erzielt, aber als es drauf ankam, konnten die Silberpfeile dann doch wieder mehr Motorleistung freigeben als die direkte Konkurrenz. Und so ging es beim spannenden Fight zwischen Red Bull und Ferrari (der in der WM bereits entschieden ist) nur um den dritten statt um den ersten Platz.

Letztendlich war Daniel Ricciardo mit 0,834 Sekunden Rückstand "Best of the Rest", und zwar lediglich 15 Tausendstelsekunden vor Räikkönen. Vettel wurde mit weiteren 57 Tausendstelsekunden Rückstand Fünfter - und hätte locker Dritter werden können, wenn er seine letzte Runde sauber ins Ziel gebracht hätte. Aber nach einem exzellenten ersten und zweiten Sektor wurde sein dritter durch Max Verstappen (Red Bull) beeinträchtigt, der kurz gelbe Flaggen auslöste.

Von einer möglichen Pole war Ferrari jedoch meilenweit entfernt. Wegen der am Abend unter Flutlicht niedrigeren Temperaturen vielleicht? "Wir haben uns ein bisschen schwer getan", räumt Vettel ein. "Das Auto war gut und schnell, aber es war schwierig, es in eine Runde zu bekommen." Man sei "vielleicht zu aggressiv" unterwegs gewesen - aber für das Rennen bleibt der viermalige Weltmeister unverändert optimistisch.

Das gilt gleichermaßen für die beiden Red Bulls, die mit den etwas härteren Supersoft-Reifen ins Rennen starten dürfen. Ricciardo und Verstappen fuhren ihre Q2-Bestzeiten zunächst auf Supersoft und brachen ihre Ultrasoft-Sicherheitsrunden dann vor der Zieldurchfahrt ab, als klar war, dass ihre Zeiten auch so für den Aufstieg reichen würden. Ob das im Rennen ein Vorteil sein kann? "Wir mussten was ausprobieren", findet Ricciardo.

Verstappen blickt dem Saisonfinale eher skeptisch entgegen: "Von den drei Topteams bin ich Letzter. Damit kann ich nicht zufrieden sein." Entscheidend war letztendlich ein Fehler in der Bremszone nach der langen Gerade, in der er zu weit nach außen kam. Immerhin reichte es aber locker, um das Force-India-Duo Hülkenberg/Perez auf P7/8 zu verweisen. Nico Hülkenberg gewinnt damit sein Qualifying-Stallduell 2016 vor dem Abschied zu Renault mit 12:9.

Fernando Alonso (McLaren/+2,351) und Felipe Massa (Williams/+2,458) runden die Top 10 ab. Die Teamkollegen der beiden stehen in Reihe sechs. Und Pascal Wehrlein (Manor) überraschte mit einer Superleistung: Esteban Ocon um 0,4 Sekunden geschlagen, als 16. in Q2 eingezogen. "Wir haben davon geträumt, in Q2 zu kommen und vor Sauber zu stehen. Hoffentlich sind wir morgen in ähnlicher Position. Falls dann vor uns was passiert, liegen wir ganz gut", sagt er.

Das WM-Finale am Sonntag wird nun eine sehr spannende Angelegenheit. Erstens, weil ein Defekt bis zur letzten Runde entscheidend sein könnte. Zweitens, weil Hamilton, sollte er den Start gewinnen, mutmaßlich alles daran setzen wird, Rosberg das Leben schwer zu machen. "Hamilton wird wahrscheinlich nicht vorne wegfahren, sondern schauen, dass das Feld zusammenbleibt", vermutet Rosberg-Berater Gerhard Berger.

Sein Schützling möchte sich aber am liebsten gar nicht erst in diese Abhängigkeit begeben, sondern die Sache mit einem guten Start vorentscheiden: "Vom zweiten Platz gibt's immer noch ein paar Chancen für morgen. Ich würde das Jahr sehr gern mit einem Sieg beenden", kündigt er an. Sollte Hamilton gewinnen und Rosberg trotzdem Weltmeister werden, hätte der WM-Titel einen kleinen Makel. Denn vor Abu Dhabi hat jeder der beiden neun Saisonsiege...

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