• 07.07.2008 12:55

  • von Christian Sylt

Force India hat Ärger mit den Behörden

Das Force-India-Team hat neben der enttäuschenden sportlichen Darbietung in Silverstone noch andere Sorgen: Justiz-Ärger in Großbritannien

(Motorsport-Total.com) - Die britische Handelskammer erwartet vom Force-India-Team eine Zielankunft - nicht auf der Rennstrecke, sondern es geht um wichtige Unternehmenszahlen, die der britischen Behörde vorliegen müssen. Den Teamverantwortlichen, darunter auch Teamchef Colin Kolles und Team-Teilhaber Michiel Mol, wird vorgeworfen, sie hätten der Aufforderung zur Zusendung wichtiger Teamdokumente an die Behörden am Teamsitz in Großbritannien bislang nicht Folge geleistet. Für die Beteiligten könnte es sogar mit einer Anklage enden.

Titel-Bild zur News: Vijay Mallya

Vijay Mallya und sein Force-India-Team haben Ärger mit britischen Behörden

Das kuriose an der Geschichte: Die geforderten Dokumente beziehen sich nicht auf die Zeit seit Vijay Mallya das Team übernommen hat. Es geht um die jährlichen Geschäftsberichte der Firma 'Force India Formula One limited', die durch die Direktoren Kolles, Mol und durch Force-India-Manager Patrick Missling vertreten wird. Die nun eingeforderten Unterlagen beziehen sich auf das am 31. Dezember 2006 beendete Jahr - einem Jahr also, als das Team zunächst dem russischen Milliardär Alex Snaider und später dem Automobilbauer Spyker gehörte.#w1#

Berichte seit neun Monaten überfällig

Die Geschäftsberichte waren im Oktober 2007 fällig und sind bislang immer noch nicht beim britischen Handelsregister eingegangen. Wegen der Verzögerung musste das Unternehmen bereits die normale Strafe in Höhe von über 600 Euro wegen einer Fälligkeitsüberschreitung von sechs bis zwölf Monaten bezahlen. Nicht besonders viel Geld, aber die rechtlichen Konsequenzen könnten deutlich schmerzhafter werden.

In den Statuten des britischen Handelregisters heißt es: "Jeder Direktor eines Unternehmens trägt persönliche Verantwortung für die Zusendung der Geschäftsberichte an das Handelregister." Ein Verstoß gegen die Regeln kann ernsthafte Konsequenzen haben, so ein Sprecher der Behörde: "Jeder Unternehmens-Direktor kann für die nicht fristgemäße Einreichung der Unterlagen beim Handelsregister angeklagt werden. Es ist ein strafrechtliches Vergehen und jeder Direktor kann für jedes dieser Vergehen mit einer Geldstrafe von 5.000 Pfund (rund 6.300 Euro; Anm. d. Red) belegt werden."

Force-India-Boss Vijay Mallya ist sich der prekären Situation bewusst. "Wir geben zu, dass wir die Unterlagen noch nicht eingereicht haben", so der Inder. Er fügte an: "Diese Situation tut uns leid. Sie ist entstanden, weil wir nach der Übernahme im Jahr 2007 noch kleinere Ausstände begleichen mussten, die bei der Prüfung durch unsere Buchhalter zutage traten. Wir erwarten, dass wir die Unterlagen in naher Zukunft nachreichen können. Es sollten jetzt keine falschen Schlüsse aus dieser Sache gezogen werden. Solche Dinge kommen manchmal vor, wenn es eine Veränderung der Besitzverhältnisse gibt."

Leidet die Bonität des Teams?

Die Zuversicht von Mallya könnte allerdings bedeutungslos sein, wenn sein Team nicht schnellstens die Unterlagen einreicht. Auf die Frage, ob es tatsächlich Direktoren gibt, die wegen eines solchen Vergehens angeklagt werden, sagte ein Sprecher des Handelsregisters: "Ja. Im Durchschnitt werden mehr als 1.600 Firmendirektoren pro Jahr wegen solcher Vergehen angeklagt. Wiederholungstäter können vom Gericht sogar disqualifiziert werden. Das bedeutet, dass sie über einen gewissen Zeitraum nicht als Unternehmensdirektor tätig sein dürfen."

Eine solche Strafe ist sicherlich nichts, was ein Formel-1-Teamchef in seiner Vita haben möchte. Die Auswirkungen für das Team könnten entsprechend ebenfalls drastisch sein. "Die Weigerung zur Abgabe der Geschäftsberichte und die verspätete Abgabe könnten möglicherweise Auswirkungen auf die Bonität des Unternehmens haben", hieß es aus dem Handelregister. Gerade beim Aufbau einer soliden Struktur und der Suche nach finanzstarken Partnern wäre so etwas das Letzte, was ein Team gebrauchen könnte.