• 06.09.2006 12:43

Flavio Briatore: Brauchen die Stabilität

Der Renault-Teamchef über seine Vertragsverlängerung bei Renault und die neuen Gesichter des Teams für die Saison 2007

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Flavio, du hast für zwei weitere Jahre bei Renault unterschieben. Ist das ein Zeichen der Zuversicht?"
Briatore: "Auf jeden Fall, weil ich Vertrauen in das Team habe. Es ist ein Privileg, für einen Weltmeister wie Renault zu arbeiten und sie auf der globalen Bühne zu repräsentieren. Für zwölf Monate wollte ich nicht unterschreiben, denn dann hätten wir uns schon in sechs Monaten erneut über meine Zukunft unterhalten müssen. Jetzt können wir uns erstmal darauf konzentrieren, auch 2007 als wettbewerbsfähiges Team zu starten."

Titel-Bild zur News: Flavio Briatore

Bleibt für zwei weitere Jahre bei Renault: Flavio Briatore

Frage: "Du hast betont, wie wichtig Carlos Ghosns Rückhalt bei deiner Entscheidung war."
Briatore: "In der Formel 1 ist es essenziell, diesen Rückhalt zu bekommen. Ich bin stolz darauf, mit einem weltweit anerkannten Manager wie Carlos Ghosn zusammenarbeiten zu dürfen. Seit er bei Renault ist, verfolgt er das Formel-1-Programm mit Enthusiasmus und er begleitet die Firma schon seit geraumer Zeit. Das verleiht uns die Stabilität, die wir brauchen, um die Zukunft aufzubauen und die vor uns liegenden Veränderungen zu bewältigen. Ich habe auch eine ausgezeichnete Beziehung zu Alain Dassas, dem Präsidenten des Teams. Zusammen werden wir das Team in eine neue Ära begleiten."#w1#

Konstanz als größte Stärke

Frage: "Wird es ein Hauptvorteil des Teams sein, dass man in den kommenden Jahren den Technik-Stab stabil halten wird?"
Briatore: "Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Bei Renault gibt es keine schwachen Kettenglieder. Unser Team hat die richtige Größe, die richtige Philosophie und die richtigen Leute. Wir haben eine flache Management-Struktur, die es den Mitarbeitern ermöglicht, ihr Talent zu beweisen und sich auf die Hauptsache, nämlich den Erfolg auf der Strecke, zu konzentrieren. Das ist einzigartig in der Formel 1. In einer Zeit, in der andere Spitzenteam weitreichende Veränderungen in ihren Technikstäben vornehmen, wird unsere Konstanz unsere Stärke sein. Sie wird die Grundlange für uns sein, um in der Zukunft um die Weltmeisterschaft kämpfen zu können."

Frage: "Erzähl uns von Heikki Kovalainen, dem neuen Fahrer."
Briatore: "Heikki war dieses Jahr großartig. Er kennt das Auto, er kennt das Team und nach einem Jahr als unser Testfahrer kennt er auch das Renngeschäft. Damit meine ich nicht nur die technische Seite, sondern auch Dinge wie PR, Marketing und so weiter. Er wird im kommenden Jahr keine bösen Überraschungen erleben. Seine Zeit, um zu zeigen, was er als Rennfahrer erreichen kann, ist gekommen. Er wird auf Grundlage seiner Leistung beurteilt werden, aber wir sind absolut sicher, dass er das Zeug hat, um erfolgreich zu sein. Heikki ist ein aufgehender Stern am Formel-1-Himmel."

Fisicella/Kovalainen: Sehr ausgewogee Paarung

Frage: "Wie beurteilst du die Fahrerpaarung Fisichella/Kovalainen?"
Briatore: "Das ist eine sehr ausgewogene Paarung. Giancarlo hat die Erfahrungen eines siegfähigen Fahrers und er ist teamfähig. Wir glauben, dass er nächstes Jahr noch erfolgreicher sein und das Team an der Spitze des Feldes halten kann. Er gibt uns die Stabilität, die wir für 2007 brauchen. Heikki ersetzt einen Weltmeister, das ist der Maßstab, an dem einige ihn messen werden. Aber innerhalb des Teams sehen wir das als einen Neubeginn und den Anbruch einer neuen Ära. In jedem Geschäft ist die Veränderung ein natürlicher Prozess. Bei Renault sehen wir das eher als eine Gelegenheit denn als eine Belastung. In unseren Augen verlieren wir keinen Weltmeister, wir starten mit einem zukünftigen Champion neu."

Frage: "Es gibt auch zwei neue Testfahrer, Ricardo Zonta und Nelson Piquet Jr. Wieso?"
Briatore: "Auch hier geht es darum, die Kombination aus Jugend und Erfahrung zu schaffen. Ricardo hat bei Toyota in den vergangenen Jahren ausgezeichnete Arbeit geleistet. Seine Erfahrung mit den Bridgestone-Reifen wird für unsere Umstellung 2007 von unschätzbarem Wert sein. Und zu Nelsinho: Wir hatten die Change, ihn zu bekommen und wollten diese nicht verpassen. Dieses Jahr war er einer der beiden besten Fahrer der GP2-Serie. Er hat das Zeug, um erfolgreich zu sein. Jetzt muss er in die Rolle des Formel-1-Fahrers hineinwachsen, wofür Renault perfekt ist."

Frage: "Es ist ungewöhnlich, wenn ein Top-Team und potenzieller Weltmeister einen Rookie holt."
Briatore: "Das ist richtig. Aber so bin ich schon immer an die Sache herangegangen und ich denke, dass es ein Spitzen-Team neu beleben kann. Wir lesen immer, dass junge Fahrer nicht die Gelegenheit geboten bekommen, in die Formel 1 einzusteigen, aber niemand tut etwas dagegen. Bei Renault wollen wir das ändern. Die GP2 war in den vergangenen zwei Jahren ein Vorzeigeprojekt für junge Piloten wie Rosberg, Hamilton, Heikki und Nelson. Wir denken, diese jungen Fahrer haben eine Chance verdient. Das haben wir auch schon mit einem spanischen Jungen namens Alonso so gemacht, was sehr gut für uns lief. Nun liegt die Herausforderung darin, das noch mal zu schaffen."