• 17.10.2009 04:22

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

FIA-Wahl: Vatanen zieht vor Gericht

Exklusiv: Um eine freie und geheime FIA-Präsidentschaftswahl sicherzustellen, hat Ari Vatanen ein französisches Gericht eingeschaltet

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Freitag wählt die FIA-Generalversammlung in Paris einen neuen Präsidenten, doch derzeit vergeht kaum ein Tag ohne einen Skandal im Wahlkampf zwischen Ari Vatanen und Jean Todt. Vatanen schaltete nun ein französisches Gericht ein, weil er fürchtet, die Wahl könnte ansonsten nicht frei und geheim ablaufen.

Titel-Bild zur News: Anklageschrift von Ari Vatanen

Mit diesem Dokument hat Ari Vatanen das Gericht in Paris eingeschaltet

Beim Tribunal de Grande Instance in Paris, dem Pendant zu einem deutschen Landgericht, fordert Vatanen mehrere Punkte in Bezug auf die FIA-Präsidentschaftswahl ein, vor allem, dass die an die Delegierten verteilten Umschläge und Stimmzettel "frei von jeder Markierung" sind. Im Vatanen-Lager geht man nämlich davon aus, dass eine nicht geheime Wahl Todt helfen würde, weil viele Delegierten Angst vor dem derzeitigen FIA-Regime haben und nicht offen dagegen auftreten wollen.#w1#

Die FIA reagiert auf die rechtlichen Schritte Vatanens in einer eigenen Presseaussendung folgendermaßen: "Hätte sich Herr Vatanen die Mühe gemacht, die bestehenden Prozeduren zu prüfen, dann würde er verstehen, dass diese sogar mehr Sicherheit bieten als die Maßnahmen, die er vom Gericht einfordert." Laut FIA-Statement liege der Verdacht nahe, dass der ehemalige Rallye-Weltmeister auf diese Weise nur wieder negative Publicity generieren wolle.

Das FIA-Statement verweist auch auf eine Aussendung vom 15. Oktober, die 'Motorsport-Total.com' ebenso vorliegt wie auch die Anklageschrift und alle anderen in diesem Artikel erwähnten Dokumente. In jenem Schreiben an die Delegierten von den einzelnen Mitgliedsklubs wird das Wahlverfahren dargestellt - inklusive eines Notars, der den Wahlvorgang als neutraler Beobachter überwachen und auf den ordnungsgemäßen Ablauf achten soll.

Interessant ist jedoch, dass die FIA in ihrem Statement kein Wort über eine Aussendung an die Delegierten verliert, die am 9. Oktober verschickt wurde. In jenem von FIA-Generaldirektor Pierre de Coninck unterzeichneten Schreiben, das uns ebenfalls vorliegt, ist wörtlich von "personalisierten" Umschlägen beziehungsweise Wahlunterlagen die Rede. In allen späteren FIA-Kommunikationen wird diese Aussendung jedoch standhaft ignoriert.

Auch in der Aussendung vom 15. Oktober ist von personalisierten Umschlägen plötzlich keine Rede mehr. Was war passiert? Vatanen hatte sich wegen seiner Bedenken hinsichtlich des Wahlablaufs am 14. Oktober in Monte Carlo mit Amtsinhaber Max Mosley getroffen, wurde aber nach nur drei Minuten freundlich, aber bestimmt hinauskomplimentiert. Vatanen machte bei dem Termin jedoch deutlich, dass er notfalls ein Gericht hinzuziehen würde.

Die FIA kommunizierte anschließend sinngemäß, Vatanen verstehe die FIA-Statuten nicht und es sei keine Notwendigkeit für das Hinzuziehen eines Gerichts vorhanden - änderte aber gleichzeitig in ihrer Aussendung vom 15. Oktober die Modalitäten des Wahlverfahrens! Die Aussendung vom 9. Oktober wurde dabei elegant verschwiegen. Aber wie dem auch sei: Vatanens Ziel einer freien und geheimen Wahl scheint durchgesetzt zu sein...