FIA hat die Teams und Fahrer im Visier
Unerlaubte Reifenwechsel oder absichtliche Ausfälle um den Motor wechseln zu können - die FIA wird das Geschehen genau beobachten
(Motorsport-Total.com) - Wahrlich nicht jeder Experte rechnet damit, dass das neue Reglement die Formel 1 in ein Chaos stürzen wird, aber es gibt doch einige Insider, die befürchten, dass sich einige Teams einen Vorteil verschaffen könnten, indem sie ein wenig "tricksen". Möglichkeiten hierfür gibt es durchaus, vor allem in Bezug auf die Motorenregel.

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Charlie Whiting glaubt nicht, dass es zu Konfusionen kommen wird
Wer die Zielflagge in Melbourne nicht sieht, darf in Malaysia mit einem neuen Motor starten - ein nicht unerheblicher Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Es könnte also Teams geben, die ihre Fahrer anweisen, ihr Auto einfach abzustellen. Ob dies dann tatsächlich so gehandhabt wird, ist eine andere Frage, denn ein Ausfall ist immer mit Negativschlagzeilen verbunden.#w1#
Charlie Whiting, Sicherheitsdelegierter des Automobilweltverbandes FIA, glaubt jedoch nicht, dass die Teams durch absichtliche Ausfälle die neue Motorenregel quasi umgehen könnten, indem sie in der letzten Runde auf der Strecke stehen bleiben. Das würde reichen, denn in diesem Fall zählt die 95-Prozent-Regel nicht, wonach normalerweise ein Fahrer gewertet wird, der mindestens 95 Prozent der Renndistanz abgespult hat: "Am Ende der Saison zählen auch zehnte, elfte und zwölfte Plätze in der Konstrukteursmeisterschaft (bei Punktegleichheit; Anm. d. Red.), das müssen sie bedenken", wird Whiting von 'AtlasF1' zitiert.
Im Moment sei die Regel so, wie sie nun einmal ist, fährt der Brite fort, die FIA wird das Verhalten der Teams jedoch genau im Auge haben: "Wenn es offensichtlich wird, dass alle ausfallen, um den Motor wechseln zu können, dann muss vielleicht etwas dagegen unternommen werden. Wir müssen einmal absehen, wie sich das entwickelt."
Auch das Thema Reifen ist ein heißes, denn Reifenwechsel sind in der Qualifikation und im Rennen unter normalen Umständen nicht erlaubt. Ein Wechsel ohne Strafe kann nur dann erfolgen, wenn dies aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Doch wo zieht man hier die Grenze?
Auch hier rechnet Charlie Whiting nicht mit größeren Konfusionen, man dürfe laut Reglement zum Beispiel dann einen Reifen austauschen, wenn ein Fahrer über Trümmerteile gefahren ist: "Zum Beispiel, wenn ein Fahrer sich seinen Frontflügel beschädigt und darüber fährt. Das wäre ein Grund, hier würde sich der Fahrer keinen Vorteil einhandeln. Wenn aber ein Fahrer mit komplett abgefahrenen linken Vorderreifen stehen bleibt und entscheidet, ihn zu wechseln, dann müssen wir entscheiden, ob er das hätte verhindern können."
Dass die Fahrer Reifen wechseln, ist sehr unwahrscheinlich, denn es darf immer nur jener Reifen gewechselt werden, der ein Sicherheitsrisiko darstellt. Ist also beispielsweise nur ein Reifen völlig abgenutzt, dann dürfte nur dieser eine Reifen ausgetauscht werden, was die Balance des Autos natürlich völlig durcheinander wirbeln würde - der Fahrer hätte mit Sicherheit keinen Vorteil gegenüber den Konkurrenten mit vier angefahrenen Reifen.
Das Problem ist: Wie kann die FIA schnell entscheiden, was ein gerechtfertigter und nicht gerechtfertigter Reifenwechsel war? Im Einzelfall müssen die Teams entscheiden, ob ein Reifenwechsel erlaubt ist oder nicht, die FIA könne nicht vorher um Rat gefragt werden, so Whiting, dennoch werde man schnell entscheiden, ob ein Wechsel gerechtfertigt war oder nicht: "Ich würde den Stewards eine Ein-Minuten-Stop-and-Go-Strafe empfehlen", so der Brite. "Diese würde zum Moment des Reifenwechsels auferlegt werden. Um ehrlich zu sein, erwarte ich aber nicht allzu viele Probleme."

