Ferrari überrollt in Ungarn die Konkurrenz

Sieger Schumacher und Barrichello entschieden heute die Konstrukteurs-WM - Alonso Dritter in einem unspektakulären Grand Prix

(Motorsport-Total.com) - Nach der fürchterlichen Ungarn-Schlappe im vergangenen Jahr gab sich Ferrari heute beim 13. Saisonlauf auf dem Hungaroring keine Blöße: Michael Schumacher und Rubens Barrichello überrollten die Konkurrenz förmlich und holten mit einem überlegenen Doppelsieg die Konstrukteurs-WM vorzeitig nach Maranello.

Titel-Bild zur News: Podium in Ungarn 2004

Ferrari revanchierte sich in Ungarn für die bittere Schlappe im Vorjahr

Spannung bot der ansonsten wenig aufregende Grand Prix von Ungarn nur vor dem Start, als Barrichello während der Aufwärmrunde beinahe der Motor abgestorben wäre. Weiter hinten spielte sich um Lokalmatador Zsolt Baumgartner (Minardi-Cosworth) ein kleines Drama ab, schlussendlich konnte er das Rennen aber von der Box aus in Angriff nehmen. Teamkollege Bruni blieb vor der Aufwärmrunde stehen, fuhr dann aber gerade rechtzeitig doch noch los.#w1#

Neuerlicher Raketenstart von Alonso kann Ferrari nicht gefährden

Beim eigentlichen Start kam dann Fernando Alonso (Renault) vom fünften Platz aus am besten weg, an den beiden Ferraris fand er in der ersten Kurve aber keinen Weg vorbei. Schumacher kam als Führender vor Barrichello aus der ersten Runde zurück und baute sofort einen komfortablen Vorsprung auf. Von dem Zeitpunkt an bestand heute eigentlich nie der geringste Zweifel daran, wer gewinnen würde.

Für Toyotas Neo-Stammpilot Ricardo Zonta war der Traum von Punkten schon nach ein paar Metern ausgeträumt, als der Brasilianer einem Jaguar beim Anbremsen der ersten Kurve hinten auffuhr und dabei Teile der Karosserie verlor. Zonta musste zwar nicht an die Box kommen, spielte in weiterer Folge aber keine Rolle mehr. Wenig später ging Jarno Trulli (Renault) am schlecht gestarteten Takuma Sato (BAR-Honda) vorbei und schob sich auf Platz sechs nach vorne, damit war der Auftaktwirbel aber auch schon vorbei.

Was sich in der Folge abspielte, war Formel-1-Langeweile auf höchstem Niveau: Zonta vorbei an Bruni, Massa (Sauber-Petronas) vorbei an Pantano (Jordan-Ford) und Klien (Jaguar-Cosworth) vorbei an Pantano waren die einzigen Überholmanöver. Bezeichnend, dass am meisten Aufregung herrschte, als in der Ferrari-Box eine der beiden Tankanlagen repariert werden musste, weil ein wenig Benzin ausfloss...

Alle Piloten setzten auf drei Boxenstopps

An der Reihung der ersten Runden änderte sich bis zum Zieleinlauf nichts mehr, da das Feld geschlossen auf eine - noch dazu größtenteils ähnlich getimte - Drei-Stopp-Strategie setzte. Für Verschiebungen sorgten daher nur die fünf Ausfälle: Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) stellte sein Auto mit Verdacht auf Elektronikschaden ab, Massa gab ebenfalls an der Box auf, Zonta, Trulli und Pantano blieben auf der Strecke stehen.

Vorjahressieger Alonso erlebte einen ruhigen Nachmittag zwischen dem Ferrari-Express und dem Verfolgerpaket. Platz vier sicherte sich Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) nach tollem Start mit seiner wohl besten Ungarn-Performance, gefolgt von Jenson Button, Takuma Sato (beide BAR-Honda) und Antonio Pizzonia (BMW-Williams), der seine Chancen auf den sechsten Platz mit einem Ausritt in der Schlussphase wegwarf. Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas) wurde Achter.

Unter Wert geschlagen wurde McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard, der mit den härteren Michelin-Pneus auf verlorenem Posten stand und nie eine Rolle spielte. Mark Webber (Jaguar-Cosworth) wurde Zehnter, leistete sich ebenso einen Dreher wie sein heute enttäuschender Teamkollege Christian Klien, der den vielen österreichischen Fans am Hungaroring keine Freude bereitete und nur 13. wurde.

Starker Auftritt von Nick Heidfeld bleibt unbelohnt

Ein beachtliches Rennen fuhr Nick Heidfeld im Jordan-Ford: Der Mönchengladbacher kam optimal von der Linie weg, hielt sich dann problemlos im Mittelfeld mit den Jaguars und Toyotas und kam nach einem verpatzten Boxenstopp als solider Zwölfter mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Das Minardi-Duo Bruni/Baumgartner wurde sogar vier- beziehungsweise fünfmal überrundet, darf sich aber wenigstens über eine doppelte Zielankunft freuen.

In der Konstrukteurs-WM ist heute die Entscheidung zu Gunsten von Ferrari gefallen - 111 Punkte Rückstand sind für Renault auch mathematisch nicht mehr aufzuholen. Indes übertraf Michael Schumacher mit dem zwölften Saisonsieg seinen eigenen Rekord aus den Jahren 1995 und 2002, während auch sein siebenter Triumph hintereinander innerhalb von einer Saison eine neue Bestmarke bedeutet. Obendrein steht nun auch fest, dass nur noch ein Ferrari-Pilot Weltmeister werden kann.

Angesichts dieser erdrückenden Dominanz und der WM-Entscheidungen zu Gunsten von Ferrari hat der italienische Traditionsrennstall, der seit 1999 alle Konstrukteurspokale gewonnen hat, für heute Abend in einem Budapester Hotel eine Party geplant, zu der unter anderem Präsident Luca di Montezemolo und Cora Schumacher eigens eingeflogen werden sollen. Die Konkurrenz kann sich in der Zwischenzeit höchstens den Frust von der Seele trinken...