Ferrari triumphiert in Suzuka auf der ganzen Linie

Barrichello macht mit dem Sieg vor Räikkönen seinen Teamkollegen und Ferrari zu Weltmeistern ? Zitterpartie für Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Mit einem Sieg beim Saisonfinale 2003 in Japan hat Rubens Barrichello heute seinen Teamkollegen Michael Schumacher und den Ferrari-Rennstall zu beiden WM-Titeln geführt, der Grand Prix wurde aber aufgrund einer ganzen Reihe an Zwischenfällen für die Roten noch zu einer nervenaufreibenden Zitterpartie.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher und Jean Todt

Mit Titel Nummer sechs hat Schumacher heute Sportgeschichte geschrieben

Gestartet wurde auf stellenweise feuchter Strecke und vor vollen Tribünen, gravierende Verschiebungen gab es aber nicht. Polesetter Barrichello kam am besten weg und führte das Feld durch die erste Kurve, gefolgt von Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) und Fernando Alonso (Renault). Letzterer nutzte seine überlegene Launch-Control einmal mehr optimal aus und setzte sich so vor beide Toyota-Piloten. Kimi Räikkönen (McLaren-Mercedes) lag zunächst auf Position sechs, Schumacher war Zwölfter.

Montoya zog anfangs um fast fünf Sekunden davon

Wegen der paar feuchten Stellen auf dem Asphalt hatte Michelin in den ersten Runden einen leichten Reifenvorteil, der es Montoya ermöglichte, Barrichello problemlos zu überholen und gleich um einige Sekunden davon zu fahren. Überhaupt begann das Rennen turbulent und mit vielen Attacken, wobei vor allem Lokalmatador Takuma Sato (BAR-Honda) gleich voll zur Sache ging und Justin Wilson (Jaguar-Cosworth) mit einem sehenswerten Manöver passierte.

Ein paar Runden später stand der Japaner erneut im Rampenlicht, als sich Michael Schumacher in der Schikane etwas optimistisch an ihm vorbeibremsen wollte und sich dabei den Frontflügel abfuhr. Der Deutsche schleppte seinen angeschlagenen Ferrari zurück an die Box und fiel auf den letzten Platz zurück, musste zu dem Zeitpunkt wegen Räikkönens beeindruckender Pace weiter vorne sogar um den Titel fürchten.

Schrecksekunde für Schumacher gleich zu Beginn

Nur drei Runden nach der Sato/Schumacher-Kollision nahm das Rennen eine erste Wende, als der führende Montoya plötzlich langsamer wurde und mit knatterndem Motor von den enttäuschten BMW-Williams-Mechanikern an die Garage geschoben werden musste. Kurz darauf verabschiedete sich auch Frentzen (Sauber) mit Motorschaden und Ralf Schumacher (BMW-Williams) lag nach zwei Drehern an aussichtsloser Position ? ein deutsches Debakel stand zu befürchten...

In der 13. Runde eröffneten Panis (Toyota) und Trulli (Renault) die Serie der Boxenstopps, wenig später kamen die beiden Führenden gleichzeitig rein ? Barrichello konnte seinen ersten Platz um Haaresbreite vor Alonso in den zweiten seiner insgesamt vier Stints retten. Während die meisten Piloten von Anfang an auf drei Stopps ausgelegt waren, stellte Räikkönen mit einem langen ersten Service auf zwei Stopps um, weshalb er eine Position gegen Coulthard verlor, aber wenigstens vor da Matta (Toyota) zurück auf die Strecke kam, von dem er davor lange aufgehalten wurde.

Zu Beginn des zweiten Stints führte wegen eines späten Stopps kurzzeitig das BAR-Honda-Duo Button/Sato, weit entscheidender war aber, dass Räikkönen den Speed von Barrichello nicht mehr mitgehen konnte und sukzessive Zeit einbüßte. Ab einem Rückstand von 30 Sekunden war klar, dass er aus eigener Kraft nicht mehr gewinnen würde, obwohl "Rubinho" und sein eigener Teamkollege, die noch vor ihm lagen, ja noch einmal öfter nachtanken lassen mussten.

Hartes Bruderduell ließ Ferrari-Team noch einmal zittern

In der 19. Runde lag Michael Schumacher schon an zwölfter Stelle, die Punkte schienen schon wieder zum Greifen nahe. Ebenfalls in dieser Phase des Rennens begann ein Zweikampf mit seinem Bruder Ralf, der partout nicht nachgab ? bis die Ferrari-Crew beim letzten Boxenstopp besser arbeitete und den WM-Leader damit an ihm vorbeispülte. Vor dem weiterhin kämpfenden und nach vorne ziehenden Duo lag aber der Toyota von da Matta.

Etwa 15 Runden vor Schluss eskalierte der Bruderkampf dann: Ralf im BMW-Williams war auf neuen Reifen zunächst deutlich schneller, setzte vor der 130R zu einem unglaublichen Manöver an, steckte dann aber doch noch einmal zurück. Wenig später musste sein Bruder dann wegen da Matta in der Schikane früher als üblich bremsen ? und die beiden Deutschen berührten sich! Während am BMW-Williams der Frontflügel verloren ging, konnte der Ferrari-Pilot ohne Probleme weiterfahren, auch wenn seine Crew ein paar Runden den Atem anhielt, weil man ? genau wie beim Suzuka-Showdown 1998 ? einen Reifenschaden fürchten musste.

Der geplante dritte Boxenstopp von Barrichello änderte am Endergebnis nichts mehr, Coulthard fiel aber noch um Haaresbreite hinter Räikkönen zurück ? und der "Silberpfeil"-Express fuhr die Positionen zwei und drei in der Folge ungefährdet nach Hause, ohne auch nur den Funken einer Chance auf den Sieg zu haben. Dahinter reihten sich Button und Trulli ein, Lokalmatador Sato brachte sehr zur Freude des Publikums den überraschenden sechsten Platz ins Ziel.

Schumacher mit sechs Titeln erfolgreicher als Fangio

Michael Schumacher griff angesichts der WM-Situation in den letzten Runden da Matta nicht mehr an, sondern fuhr den achten Platz sicher nach Hause, holte sich damit den sechsten WM-Titel seiner Karriere, was ihn endgültig zum erfolgreichsten Rennfahrer aller Zeiten macht. Die elf Punkte des heutigen Tages bedeuten außerdem für sein Ferrari-Team die Krone bei den Konstrukteuren vor BMW-Williams und McLaren-Mercedes.

Außerhalb der Punkte gab es heute einige enttäuschte Gesichter: Nick Heidfelds neunter Platz reichte für Sauber nicht zum fünften WM-Rang, Olivier Panis kann nach seinem Qualifying mit Position zehn nicht zufrieden sein und auch Mark Webber (Jaguar-Cosworth) fuhr anfangs lange in den Punkten, ehe er sogar noch aus den Top 10 fiel. "Schumi II" konnte sich wenigstens mit der schnellsten Runde des Rennens trösten.

In der Fahrer-WM entschieden schlussendlich nur zwei Punkte zu Gunsten von Schumacher, Dritter wurde Montoya und Barrichello schob sich mit seinem heutigen Sieg noch auf den vierten Platz nach vorne. Die große Sensation der Saison war aber der junge Spanier Fernando Alonso, der trotz seiner unbelohnten Vorstellung beim Finale WM-Sechster wurde und in Ungarn ja sogar den ersten Sieg seiner Karriere feierte.