• 18.09.2002 12:03

  • von Marcus Kollmann

Ferrari-Präsident beklagt Haifischbecken-Attitüde

Luca di Montezemolo vermisst in der von sportlichem Ehrgeiz geprägten Formel 1 plötzlich die menschliche Seite

(Motorsport-Total.com) - Vielen Formel-1-Fans und -Teams mag es etwas komisch vorkommen, dass ausgerechnet der Chef des Teams das für die anderen Rennställe die Latte ziemlich hoch gelegt hat plötzlich den Umgang untereinander in der Königsklasse an den Pranger stellt. Einige Anhänger und Verantwortlichen der prestigeträchtigsten Motorsportserie der Welt sind felsenfest davon überzeugt, dass es Ferraris Mentalität ist - beinahe 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche und 365 Tage im Jahr für den Erfolg zu arbeiten - der man zu einem gewissen Anteil die kühle Atmosphäre im PS-Zirkus zu verdanken hat.

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Dem Ferrari-Präsidenten geht es in der F1 derzeit zu politisch und zu ernst zu

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sieht das jedoch ganz anders, denn er ist der Meinung, dass man bei der Scuderia der menschlichen Seite große Beachtung schenkt, was sich wiederum positiv auf den Wettkampf auf der Rennstrecke auswirkt - zumindest aus Ferraris Sicht.

Beim Besuch des Großen Preises von Italien in Monza stellte di Montezemolo aber enttäuscht fest, "dass der Paddock heute anders ist". Es gäbe keinen "Spaß" mehr und daran müsste sich etwas ändern. Dass der direkten Konkurrenz von Rot - BMW-Williams und McLaren-Mercedes - derzeit nicht zum Feiern zu Mute ist hat seinen Grund, schließlich hat Ferrari mit der diese Saison gezeigten Leistung neue Maßstäbe gesetzt. Erst wenn Blau-Weiß und Silber wieder über die Roten triumphieren, dürfte es dort wohl wieder lockerer zugehen und öfter Partys geben. Bis dahin heißt es aber nicht kleckern sondern klotzen.

Di Montezemolo kritisierte aber nicht die direkte Konkurrenz im Speziellen, sondern die Formel 1 im Allgemeinen, denn diese mache ihrem Spitznamen "Haifischbecken" mittlerweile mehr Ehre als es gut ist. Deshalb findet der Ferrari-Präsident auch, dass harter Wettkampf zwar weiterhin angesagt sein muss, gleichzeitig aber auch eine zum Ambiente, das von Zweikämpfen auf der Rennstrecke, jeder Menge Hightech und Stars geprägt wird, passende Stimmung im Paddock herrschen müsse.

Dem Ferrari-Präsidenten ist dieses Thema ein ernstes Anliegen, was dadurch verdeutlicht wird, dass er es als "Druckmittel" und zur Promotion der Formel-1-Konkurrenzserie GPWC benutzt. "Wir wollen die Dinge anders machen und mit anders meine ich mehr Spaß. Das ist der Grund, warum ich Zusammentreffen mit den Teams und Herstellern befürworte. Wir wollen einfach die menschliche Seite wieder mehr in den Vordergrund rücken", zitiert die englischsprachige Presse di Montezemolo, der mit der in der Formel 1 betriebenen Politik unzufrieden ist.