Ferrari: Nach dem Horror-Wochenende auf der Selbstsuche

Ferrari erlebte in Japan sowohl menschlich als auch sportlich ein schlimmes Wochenende - Kann sich die Scuderia in Sotschi wieder zurückmelden?

(Motorsport-Total.com) - Für Ferrari glich das vergangene Rennwochenende in Suzuka einem Schlag in die Magengrube: Mit Jules Bianchi kämpft derzeit das große Nachwuchstalent der Scuderia nach einem Horrorcrash ums Überleben. Zudem musste man zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren eine komplette Nullnummer hinnehmen: Fernando Alonso, dessen Abschied aus Maranello sich in Japan deutlich abzeichnete, schied schon früh mit einem Defekt aus, Kimi Räikkönen kam nur als Zwölfter ins Ziel.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Ferrari muss nach Suzuka wieder zur Normalität zurückfinden Zoom

Und das im heißen Kampf um Platz drei gegen Williams - muss man sich sogar dem Rennstall aus Grove geschlagen geben, wäre das zu Saisonende eine weitere Ohrfeige für das ohnehin vielgescholtene Traditionsteam. Derzeit fehlen 23 WM-Punkte.

Alonso will Strafe entgehen, Räikkönen Krise bewältigen

Fernando Alonso fordert nun vor der Russland-Premiere einen Großangriff auf Williams. Da könnte es helfen, dass der Spanier dank seines frühen Ausfalls keinen Wechsel der Antriebseinheit vornehmen muss und damit eine Strafe vorerst ausbleibt - auch er hat das erlaubte Kontingent von fünf Antriebseinheiten pro Saison bereits erschöpft.

"Ich fuhr ja nur wenige Kilometer und muss somit keinen neuen Motor einbauen lassen und bei einem der verbleibenden Rennen aus der Boxengasse starten", bestätigt er. Auch für Räikkönen war Japan ein Rennen zum Vergessen: Die in Singapur vermeintlich gelösten Setup-Probleme sind zurückgekehrt. "Das Auto fühlte sich komplett anders an", klagte der Finne. "Hoffentlich finden wir etwas, das erklärt, was los war."

Die Roten aus Maranello gehen also mit alles andere als optimalen Voraussetzungen in das Sotschi-Wochenende, an dem der neue Kurs für eine weitere Unbekannte sorgt, was die Aufgabe mit Sicherheit nicht leichter macht. "Bei einer neuen Strecke muss das Team beweisen, dass man alle Bereiche im Griff hat", bestätigt Technikchef James Allison. "Was Sotschi angeht, kennen wir die Grundlagen, denn wir haben unsere Simulatoren - mit und ohne Fahrer - genutzt, um die Charakteristika zu lernen."

Allison rechnet mit schwierigem Setup-Kompromiss

Dabei ist dem Briten aufgefallen, dass Kurve drei die Schlüsselstelle sein wird: "Es handelt sich um eine wirklich ziemlich aggressive, schnelle, lange und flüssige Linkskurve." Noch etwas hat Allison erkannt: "Auf den ersten Blick sieht man, dass man hier abwägen muss, was man auf der Geraden und was man in den vielen langsamen Kurven braucht."

Wenn im Qualifying nur die Rundenzeit wichtig ist, dann wäre es von Vorteil, mit viel Abtrieb anzutreten, doch im Rennen benötigt man eine gute Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden, um nicht überholt zu werden - da Setup-Änderungen durch die Parc-ferme-Regeln aber nicht erlaubt sind, muss der richtige Kompromiss gefunden werden.