Ferrari: Entscheidung für frühen Boxenstopp war spät, aber richtig

Frederic Vasseur lobt Charles Leclerc für seine, wenn auch späte Entscheidung, bei Regen früh an die Box zu kommen - Warum sich die am Ende aber nicht auszahlte

(Motorsport-Total.com) - Für Charles Leclerc war das Formel-1-Rennen in Zandvoort quasi schon nach einer Runde vorbei. Erst zog er sich beim Kontakt mit Oscar Piastri einen Schaden am Frontflügel zu. Dann misslang Boxenstopp, als er zum Wechsel auf Intermediates reinkam, aber Ferrari die Reifen nicht bereit hatte.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Charles Leclerc überrumpelte seine Crew in Zandvoort mit dem ersten Stopp Zoom

Leclerc fuhr mit seinem beschädigten Auto zwar weiter in der Hoffnung, dass der Regen ihm eine Chance geben würde, ein paar Punkte zu holen. Doch er wurde schließlich so weit durchgereicht, dass er das Rennen auf Platz 16 liegend aufgab.

"Er hat sich die rechte Endplatte beschädigt", erklärt Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur. "Die Endplatte löste sich und beschädigte die Unterseite des Bodens." Damit war Leclerc nur noch Passagier und kämpfte mit stumpfen Waffen.

Vasseur: Früher Boxenstopp war richtig

Über den langsamen Boxenstopp in Runde 1 sagt Vasseur: "Es sah von außen etwas seltsam aus, aber der Stopp war eine sehr gute Entscheidung. Sie kam sehr spät, denn Charles war bereits in der Boxengasse, als er es uns sagte. Aber am Ende, auch wenn er sieben oder acht Sekunden verloren hat, war es eine gute Entscheidung."

"Wenn man sich das anschaut, denke ich, dass (Pierre) Gasly (Alpine; Anm. d. R.) mit dieser Art von Entscheidung auch einen guten Schritt nach vorne gemacht hat, also war es eine gute Entscheidung war, zu diesem Zeitpunkt anzuhalten."

Immerhin spülte der Stopp Leclerc - von Platz neun gestartet - kurze Zeit bis auf Rang fünf vor, und das, obwohl er so langsam war. "Wie gesagt, es war eine sehr späte Entscheidung, weil er den Regen vor uns sah. Aber ich denke, war die richtige Entscheidung, denn nach dem Stopp war er in einer viel besseren Position als vorher."

Leclerc: Regen kam für uns zu spät

Umso bitterer war, dass sich daraus aufgrund des Schadens am Unterboden kein Kapital schlagen ließ. "Ich konnte ihn viel mehr spüren, als die Jungs mir über Funk sagten", verrät Leclerc. "Und es wurde nach der ersten Runde nur noch schlimmer."

Welchen Sinn hatte es dann weiterzufahren? "Um ehrlich zu sein, haben wir nur auf Regen gewartet. Wenn es regnet, ist es natürlich sehr schwierig, ein Auto mit so viel weniger zu fahren, aber Regen bringt auch immer Chaos mit sich und man kann vielleicht ein oder zwei Punkte gewinnen, jeder Punkt zählt."


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"Aber dann haben wir verstanden, dass der Regen nicht kommen würde. Er kam zwar doch noch, aber es wäre zu spät gewesen", so Leclerc, der von einem insgesamt "extrem schwierigen Wochenende" in Zandvoort spricht. "In Bezug auf Balance und Fahrbarkeit ist es wahrscheinlich das schwierigste Wochenende der Saison."

"Damit müssen wir uns befassen, denn die letzten zwei oder drei Rennen wurden in dieser Hinsicht besser, aber aus irgendeinem Grund war es dieses Wochenende nicht so."

Vasseur: Nur gemeinsam sind wir stark

Teamchef Vasseur erklärt: "Sicherlich waren wir mit einem niedrigen Abtriebslevel unterwegs und die Bedingungen haben uns nicht geholfen. Es ist klar, dass unser Paket bei normalen und konstanteren Bedingungen besser gewesen wäre, aber es ist keine Ausrede dafür, dass es für uns zu viel Auf und Ab gegeben hat."

Auf die Frage, warum man nicht die maximale Abtriebskonfiguration gefahren ist, sagt Vasseur: "Wir haben verschiedene Optionen ausprobiert. Okay, bei den Bedingungen war es vielleicht zu schwierig. Es ist schade, dass wir nicht sehen können, wie das Ergebnis ohne den Quali-Unfall von Charles ausgefallen wäre."


Fotos: Charles Leclerc, F1: Grand Prix der Niederlande (Zandvoort) 2023


"Wenn man sich anschaut, wie Charles am Samstag unterwegs war, denke ich, dass die Pace in dieser Phase vor dem Crash sehr gut war. Aber es ist nicht das Ergebnis, das wir insgesamt erwartet haben, aber man muss nach den Ergebnissen urteilen."

Auf die jüngsten Spekulationen über Leclercs Zukunft bei Ferrari angesprochen, hält sich Vasseur bedeckt. "Charles hat einen Vertrag mit uns für das nächste Jahr. Wir beginnen - wie geplant - über die Verlängerung und für 2025 zu diskutieren", sagt er.

"Ich denke, dass wir ein Team sind. Charles ist Teil des Teams. Wir versuchen, Charles das beste Auto zu geben, das wir ihm geben können, und er muss uns das Bestmögliche von sich zeigen. Wenn wir uns verbessern, dann verbessern wir uns gemeinsam. Es geht nicht nur um eine Seite des Pakets", so Vasseur.

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