FIA kündigt strengeres Vorgehen gegen Tricksereien mit Flexi-Flügeln an

Weil die FIA vermehrte Verstöße wittert, soll in Kürze eine neue Richtlinie in Bezug auf flexible Flügel greifen, die die Teams stärker in die Pflicht nimmt

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Grand Prix von Italien an diesem Wochenende droht den Formel-1-Teams ein neues Vorgehen gegen flexible Flügel, wie Motorsport.com erfahren hat. Der Weltverband FIA will gegen Tricks vorgehen, die er für illegal hält.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Autos in Zandvoort

Noch haben die Teams eine Schonfrist, doch dann will die FIA durchgreifen Zoom

In der ersten Saisonhälfte hat die FIA einen genauen Blick auf die flexiblen Flügel geworfen, da sie vermutet, dass die Teams die Grenzen des Erlaubten ausgereizt haben.

Es wird davon ausgegangen, dass mehreren Teams, darunter auch Aston Martin, geraten wurde, ihre Frontflügelkonstruktionen zum Zeitpunkt des Grands Prix von Aserbaidschan zu ändern, um sicherzustellen, dass sie nicht gegen die Regeln verstoßen.

Als Teil der verstärkten Bemühungen, jeden Versuch zu unterbinden, das Reglement zu umgehen, hat die FIA nun eine formelle technische Richtlinie herausgegeben, in der sie darlegt, was ihrer Meinung nach inakzeptable Designs sind.

In der TD018, die vor dem Grand Prix der Niederlande an die Teams verschickt wurde, erklärt die FIA, dass sie der Meinung ist, dass die Teams "Bereiche mit absichtlich konstruierter lokaler Nachgiebigkeit" sowie "Relativbewegungen zwischen benachbarten Komponenten" ausnutzen, um die aerodynamische Leistung deutlich zu steigern.

Demnach verstößt jede Konstruktion, die auf diese Weise funktioniert, gegen Artikel 3.2.2 des Technischen Reglements der Formel 1. Er besagt, dass alle Komponenten, die die aerodynamische Leistung eines Autos beeinflussen, hinsichtlich ihres in Artikel 3.3 definierten Bezugsrahmens "starr befestigt und unbeweglich" sein müssen.

"Außerdem müssen diese Komponenten unter allen Umständen eine gleichmäßige, feste, harte, durchgehende und undurchlässige Oberfläche bilden", heißt es weiter.

Tricksereien der Teams wird Riegel vorgeschoben

Die FIA sieht sich zum Handeln veranlasst, weil sie der Meinung ist, dass die Teams ausgeklügelte Systeme einsetzen, die die Elemente des Front- und Heckflügels auf eine Weise rotieren und biegen, die bei regulären Belastungstests nicht erkannt werden kann.

Deshalb wurde klargestellt, dass "Montagekonstruktionen, die lokale Nachgiebigkeit oder Freiheitsgrade ausnutzen, nicht erlaubt sind". Dazu hat der Weltverband vier wesentliche Konstruktionselemente genannt, die aus seiner Sicht gegen die geltenden technischen Regeln verstoßen. Diese sind:

1. Flügelelemente, die sich relativ zur Karosserie, an der sie befestigt sind, vertikal, längs oder seitlich bewegen können.

2. Flügelelemente, die sich relativ zu der Karosserie, an der sie befestigt sind, drehen können, zum Beispiel um eine Befestigung.

3. Konstruktionen, bei denen elastische Verrundungen, nachgiebige Flügelprofilabschnitte oder dünne, flexible Laminate an einer Verbindungsstelle verwendet werden, die sich entweder verformen, aus der Ebene verbiegen oder verdrehen können, um eine örtliche Verbiegung relativ zur Karosserie zu ermöglichen, an der sie befestigt sind.

4. Konstruktionen, bei denen "weiche" Hinterkanten an Flügelelementen verwendet werden, um "örtliche Risse" infolge der Verbiegung des Bauteils zu verhindern.


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Die einzigen Ausnahmen, die als zulässig erachtet werden, betreffen den Bereich der Unterboden-Konstruktion, das Bib-Bodywork sowie die Öffnung eines kleinen seitlichen Spalts, um die Abdichtung der Frontflügel-Flaps zu erleichtern.

FIA führt neue Verfahren zur Überprüfung ein

In der Vergangenheit hat die FIA auf die Tricks der Teams mit flexiblen Flügeln oft mit einer Verschärfung der Belastungstests in der Garage reagiert. Doch da die Tricks der Teams mittlerweile so raffiniert sind, dass sie sich dieser Art von Überprüfung entziehen, sah sich die FIA gezwungen, ihre Vorgehensweise zu ändern.

Von nun an müssen die Teams die Montagezeichnungen und Querschnitte vorlegen, die die Befestigung der vorderen Flügelelemente an der Nase sowie der hinteren Flügelelemente an den Endplatten und der hinteren Aufprallstruktur zeigen.

Anhand dieser Entwürfe kann die FIA besser nachvollziehen, wie die Flügelkomponenten konstruiert wurden und ob ein Team unerlaubt trickst, also seine Teile so gestaltet hat, dass sie sich biegen und einen aerodynamischen Vorteil bieten.

Aufgrund des damit verbundenen Arbeitsaufwands für die Teams hat die FIA die Verabschiedung ihrer verschärften Regelung bis zum Grand Prix von Singapur im nächsten Monat verschoben. Das bedeutet, dass die Teams ihre aktuellen Entwürfe bis zum Ende des Rennens in Monza am Wochenende weiter verwenden können.

Die Teams wurden aufgefordert, bis zum 8. September alle erforderlichen Zeichnungen ihrer Flügeldesigns einzureichen. Das Rennen in Singapur folgt am 17. September.